Lieber Herr S.

Sie sind ein Held, wissen Sie das?

10.09.2019

Lieber Herr S.,

Heute werde ich Ihnen nicht die andere Geschichte erzählen, die mit den noch schlimmeren Folgen. Einfach aus dem Grund das es mir heute einigermaßen gut geht. Vielleicht liegt es daran dass ich wieder arbeiten konnte, im Theater war und die Musik gehört habe, das hilft immer.

Ein ander Mal erzähle ich es Ihnen, denn dieser Zustand ist, wie Sie mittlerweile wissen, sehr fragil bei mir.

Meine Hand schmerzt und vielleicht sollte ich dem Arzt meine Verletzungen morgen zeigen, mit welcher Begründung auch immer, ehrlich sollte ich nicht sein.

Ich schreibe Ihnen, weil ich Sie wissen lassen möchte, dass ich falsch lag. Ich habe doch noch Ihre Nachricht an mich gelesen und Sie konnten sich sogar an mich erinnern.

Man vergisst die Art einer Person irgendwann und wir haben uns immerhin seit vier Jahren nicht mehr gesehen und lediglich durch diese Briefe sind Sie mir in meiner Erinnerung immer erhalten geblieben. Wie viel letztendlich davon noch gestimmt hat konnte ich bis zuletzt nicht mehr sagen.

Aber es scheint, als hat sich jede Zeile an Sie bewehrt, meine Erinnerungen und mein Bild von Ihnen war nicht gefälscht oder gar idealisiert, Sie sind wirklich mein Retter. Sie waren so nett und haben so lieb reagiert, das kenne ich sonst von keinem anderen Menschen.

Sie haben gesagt dass Sie immer für Ihre Schüler da sind und das wir nie nerven, dass ich Ihnen immer schreiben kann. Sie sind ein wahrer Held, wissen Sie das?
Ich habe nur Andeutungen gemacht, weil das alles mal raus musste, ich konnte Ihnen natürlich nicht die ganze Geschichte erzählen, denn wo fange ich da an nicht?

Ich habe Ihnen geschrieben das ich mich verändert habe und ich Angst habe wohin das führt. Sie haben mich nicht zum Erzählen gedrängt oder mir kluge Ratschläge um die Ohren geworfen oder mich irgendwie verurteilt. Sie waren einfach sachlich weise, haben zugehört und waren für mich da, wie Sie es schon immer waren.

Wenn ich Ihnen mal alles erzählen wollte, wären Sie auch da haben Sie gesagt.

Ich weiß gar nicht womit ich so einen guten Menschen wie Sie in meinem Leben verdient habe. Ich wünscht jeder Schüler hätte mal so einen Lehrer gehabt wie Sie. Ihnen muss bewusst sein wie selten und wertvoll Sie sind Herr S. . Denn wenn alle Lehrer oder Eltern so wären wie Sie, könnte man viele Kinder retten. 

Ich wollte mich nur nochmal dafür bedanken, für Ihre Nachrichten und Ihre Aufmerksamkeit und das Alles wo Sie von dem ganzen Schlamassel doch gar nichts wissen. 

Wenn Sie diesen Brief einmal lesen, wissen Sie über den größten Teil Bescheid.

Ich frage mich wie lange man wohl brauchen würde alle Briefe durch zu lesen...

Sind ja doch ganz schön viele mittlerweile.

Vielleicht will ich Ihnen das gar nicht antun, mal schauen...

Liebe Grüße, 

Marta