Kapitel 3

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Alec pov
Ich blieb mitten in einer, recht kleinen, Gasse stehen. Automatisch blieben sowohl Innes als auch Oscar stehen. Ein leichtes, spöttisches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. »Oscar? Wie du sicherlich mitbekommen hast, sind Innes und ich aktuell knapp bei Kasse, richtig?« Meine Stimme klang hoch und gespielt verzweifelt, gewollt. »Worauf willst du hinaus?«, fragte der Blondschopf. Oscar war schon immer ein recht zurückhaltender Junge, allerdings hat er, seit er mit mir und meiner Freundesgruppe abhängt, mehr an Selbstvertrauen gewonnen.

Etwas zu viel Selbstvertrauen meiner Meinung nach.

»Ich brauche dringend Geld...«, begann ich den Satz. Machte eine dramatische Pause und sprach weiter: »Du weißt ja über die Situation mit meinem Vater Bescheid... Es tut mir echt leid zu sagen, aber du musst uns dringend... dringend Geld leihen!« Eine weitere dramatische Pause. Innes stand an die Wand gelehnt und schmunzelte. Oscar hatte die Augen geweitet und schüttelte heftig den Kopf. »D-das k-... kann ich nicht-« Nun rollte ich die Augen, lief einige Schritte auf Oscar zu und legte meine Hand auf seine Schulter. »Du gehörst doch zu unserer Freundesgruppe, oder nicht?« Ich hatte aufgehört, in dieser überdramatischen und gespielten Stimme zu reden. »Es juckt mich einen Dreck, ob du es kannst oder nicht. Du weißt genau, bist du keiner mehr von uns, bist du da, wo du am Anfang warst. Ein Opfer, über das sich jeder lustig macht.« Ich ließ von seiner Schulter ab und ließ meine Hand in meine Hosentasche wandern. Oscar brachte keinen einzigen Ton mehr heraus. Alles, was man von ihm hörte, war sein lautes Atmen. Sein Blick galt mittlerweile dem Boden. »Nun denn. Entweder hast du das Geld morgen, oder...« Ein leichtes Lachen verließ meine Lippen. »Ich werde das größte Gespött aus dir machen. Und nicht nur das, ich werde sicherstellen, dass ich dich komplett zerstöre. Bis ins kleinste Detail.« Ohne noch zu warten, nickte ich Innes kurz zu und lief aus der Gasse hinaus.

Da war es wieder.

Das gleiche Gefühl wie gestern Abend.

»Jo, Alec - wegen Oscar. Ich glaube, du hast ihn zum Weinen gebracht...«, sagte Innes, die mir hinterherlief. Ich drehte mich zu ihr um und ignorierte das Gefühl. Das Gefühl, dass mich jemand Fremdes beobachtete. Ich lachte leicht und zuckte mit den Schultern. »Du kennst mich ja. Ich hatte eigentlich noch nicht vor, ihn auf diese Weise auszunutzen, allerdingsssss... ach, was weiß ich. Hatte einfach Lust.« Innes verdrehte die Augen und lief neben mir her. »Lass uns zur Bibliothek gehen. Arthur hat vor einer Stunde geschrieben, dass er an der Präsentation weiterarbeiten wird, die wir in einer Woche zur Schau stellen müssen. Wir sollten ihm dabei helfen und am Ende noch was unternehmen. Du weißt schon...« Ein Blick zur Seite genügte mir, um Innes' Hintergedanken zu verstehen. Sie hatte ihr typisches schleimisches Grinsen aufgelegt, das sie immer hatte, wenn sie wusste, dass sie nachher high sein würde.

Ich stimmte der Sache zu und steuerte die Bibliothek an. Das Gefühl folgte mir. Mittlerweile war ich mir sicher, dass es kein Zufall mehr sein konnte. Jemand beobachtete mich eindeutig.

Ich konnte es nicht länger ignorieren. Ich musste wissen, wer und warum.

Shadows in the Dark | 𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt