Kapitel 4

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Caleb pov
Der Tag war dicht und trüb, als ich mich in die schmale Gasse begab. Die Schatten der hohen Gebäude schienen sich über mir zusammenzuziehen, während ich lautlos voranschritt. Jede Bewegung war kalkuliert, jedes Geräusch registriert. Das leise Tropfen von Wasser aus einem undichten Rohr mischte sich mit dem fernen Summen der Stadt. In meiner Tasche ruhte die vertraute Kälte des Metalls, eine stumme Erinnerung wer ich war.

Meine Schritte verloren an Geschwindigkeit und ich blieb vor dem zusammengekauerten jungen Mann stehen. Er hatte seine Beine an seinem Oberkörper gezogen, die Kaputte tief ins Gesicht gezogen.

»Schlimmer Tag?« fragte ich beiläufig, meine Stimme so ruhig und unbeteiligt wie möglich. Er zuckte zusammen und hob den Kopf, seine Augen rot und geschwollen vor Tränen.

»Was geht dich das an?« schnappte er, doch seine Stimme verriet mehr Erschöpfung als Wut.

Ich setzte mich ihm gegenüber auf den kalten Boden. »Manchmal hilft es, mit jemandem zu reden, der nichts zu verlieren hat.«

Er musterte mich misstrauisch, aber etwas in meinen Augen schien ihn zu beruhigen. Vielleicht war es die Abwesenheit von Urteil, die Leere, die ich gelernt hatte zu perfektionieren. »Ich... ich weiß nicht mehr weiter.« gestand er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

»Jeder hat seine Grenzen,« erwiderte ich ruhig. »Aber es gibt immer einen Weg, selbst wenn er nicht der ist, den du dir vorgestellt hast.«

Er schnaubte bitter. »Und was weißt du schon darüber?«

Ich lehnte mich zurück, die kalte Wand hinter mir spürend. »Mehr als du denkst. Manchmal ist der Weg, den wir nehmen, nicht der, den wir uns wünschen. Manchmal führt er uns an dunkle Orte. Aber auch in der Dunkelheit gibt es Möglichkeiten.«

Er sah mich lange an, als versuche er, meine Worte zu verstehen. »Was soll ich tun?« fragte er schließlich, seine Stimme brüchig und voller Hoffnungslosigkeit.

Ich beugte mich vor, meine Augen fixierten seine. »Es gibt Wege, diesem Schmerzein Ende zu setzen. Wege, die weniger... chaotisch sind als das, was andere für dich planen.«

Seine Augen weiteten sich noch mehr, und ich konnte sehen, wie er meine Worte verarbeitete. »Du willst, dass ich... dass ich mich selbst...?«

lch nickte langsam. »Es ist eine Wahl. Eine, die dir die Macht zurück gibt. Niemand kann dir diese Entscheidung nehmen,und niemand kann dich zwingen,sie zu treffen. Aber wenn du es tust, beendest du dein Leid zu deinen eigenen Bedingungen. Niemand kann dich mehr demütigen.«

»Ich weiß nicht, ob ich das kann.« murmelte er.

»Es ist nicht einfach,« gab ich zu ,meine Stimme sanft und überzeugend. »Aber es ist eine Möglichkeit, all dem hier zu entkommen. Es ist die ultimative Freiheit, die Entscheidung, dein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen.«

Er sah zu Boden, Tränen liefen ihm über die Wangen. »lch habe Angst.«

»Das ist normal,« sagte ich ruhig.»Angst ist ein Teil des Menschseins. Aber du musst dich fragen, was schlimmer ist: die Angst oder das weiterleben in diese Verzweiflung?«

Er schwieg eine lange Zeit, sein Körper bebte unter der Last seiner inneren Qualen. Schließlich hob er den Kopf und sah mich an, seine Augen voller Entschlossenheit und Trauer.»Wie... wie mache ich es?«

lch griff in meine Jackentasche und zog eine kleine Flasche mit Tabletten heraus. »Das hier ist schnell und schmerzlos. Du wirst einschlafen und nie wiederaufwachen.«

Er nahm die Flasche zögernd,seine Hände zitterten. »Und...das war's? Keine Schmerzen?«

»Keine Schmerzen,« bestätigte ich. »Nur Ruhe«

Er nickte langsam und öffnete die Flasche. »Danke,« murmelte er, bevor er die Tabletten schluckte.

lch blieb bei ihm, bis seine Augen schwer wurden und erschließlich zur Ruhe kam.

Nun war es Zeit in die Bibliothek zu gehen und danach zum Club.

Shadows in the Dark | 𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt