Kapitel 7

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Alec pov
Ich erwachte mit einem scharfen Klingeln meines Handys auf dem Nachttisch. Ich wollte gar nicht die Augen öffnen, die Erinnerungen von letzter Nacht schossen mir durch den Kopf und am liebsten würde ich einfach weiterschlafen wenn ich könnte.

Die Sonnenstrahlen sickerten durch die Vorhänge und beleuchteten mein Zimmer in einem milden, goldenen Licht. Mit einem Gähnen streckte ich mich und griff nach meinem Handy. Eine Nachricht von Innes blitzte auf dem Bildschirm.

»Alec  ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, aber Oscar... er hat sich eine Überdosis gegeben. Er hat es nicht geschafft.«

Ich blinzelte die Müdigkeit aus meinen Augen und las die Nachricht noch einmal. Er hat es nicht geschafft. Er ist tot. Die Worte hingen in der Luft, schwer und doch irgendwie unwirklich. Ich setzte mich auf und ließ die Nachricht auf mich wirken. Keine Reue stieg in mir auf, nur eine seltsame Neugier.

Wie konnte so eine kleine Drohung, ein harmloses Spielchen, jemanden so weit treiben? Es war kaum zu glauben, dass meine Worte diesen Jungen in den Tod getrieben hatten. Ich stand auf und ging ins Bad, das Handy immer noch in meiner Hand. Während ich mich duschte und die kühle Frische des Wassers genoss, kreisten meine Gedanken zwischen Oscar und den Typen den ich letzte Nacht getroffen hatte, dessen Name ich nicht mal kannte.

Aber er kannte meinen.

Nachdem ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, betrachtete ich mein Spiegelbild. Da war keine Spur von Schuld oder Bedauern in meinen grünen Augen, nur eine kühle, analytische Neugier. Was hatte ihn so sehr erschüttert? Was für Dämonen hatte er in sich getragen, die durch eine einfache Drohung freigesetzt wurden?

Ich griff nach meinem Rucksack und verließ das Zimmer. Ein Blick ins Schlafzimmer meines Vaters verriet mir das er noch am schlafen war. Perfekt.

Die frische Morgenluft war belebend, als ich die Straße entlang zur Universität ging. Meine Gedanken wanderten immer wieder zurück zu der Nachricht. Innes hatte mir keine weiteren Details gegeben, und ich verspürte den Drang, mehr zu erfahren. Vielleicht würde ich im Laufe des Tages mehr herausfinden.

Im Vorlesungssaal herrschte das übliche morgendliche Gemurmel. Ich setzte mich auf meinen Platz und begann, meine Notizen auszupacken, als Innes neben mir auftauchte. Sein Gesicht war ernst, seine Augen suchten meine.

»Hast du die Nachricht bekommen?« fragte er leise.

»Ja,« antwortete ich knapp und betrachtete ihn aufmerksam. »Was weißt du noch?«

»Nicht viel. Die Polizei glaubt, es war eine absichtliche Überdosis.«

Ich nickte und spürte, wie sich die Neugier in mir weiter festsetzte. »Weißt du, warum er das getan hat?«

Innes zuckte mit den Schultern. »Niemand weiß es wirklich. Aber manche sagen, er hatte schon länger Probleme. Vielleicht war das einfach der letzte Tropfen.«

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und dachte nach. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass meine Worte möglicherweise einen so drastischen Effekt gehabt hatten. Aber anstatt Schuld oder Reue zu empfinden, war es, als ob ich ein Rätsel lösen wollte. Welche Worte, welche Handlungen hatten diesen letzten Schritt ausgelöst?

Die Vorlesung begann, aber meine Gedanken blieben bei dem Vorfall. Während der Professor sprach, gingen mir verschiedene Szenarien durch den Kopf. Vielleicht war es nicht nur meine Drohung. Vielleicht hatte er andere, tiefere Probleme gehabt, die ihn in diese Richtung trieben. So gut kannte ich ihn auch wiederum nicht. Meine Drohung war nur ein kleiner Teil eines größeren Puzzles.

Als die Vorlesung zu Ende war, stand ich auf und verließ den Saal, bereit, den Tag mit dieser neuen Erkenntnis zu beginnen. Es war ein seltsamer, fast faszinierender Gedanke, dass meine Worte solch eine Macht gehabt hatten. Und während ich zur nächsten Vorlesung ging, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass dies erst der Anfang einer viel größeren Geschichte war, die ich entschlüsseln wollte.

Shadows in the Dark | 𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt