Prolog

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Das Mondlicht warf lange Schatten auf den Campus, als ich zum ersten Mal auf ihn aufmerksam wurde. Ich war auf einer anderen Mission, eine, die mich durch die dunklen Ecken und verlassene Korridore der Universität führte. Es war reiner Zufall, dass ich ihn sah, wie er spätabends allein aus der Universitäts Bibliothek kam. Etwas an seiner Haltung, der unschuldigen Ernsthaftigkeit in seinem Gesicht, weckte mein Interesse. Es war nicht üblich, dass jemand meine Aufmerksamkeit auf diese Weise fesselte.

Ich begann, ihn zu beobachten. Zuerst nur gelegentlich, dann immer häufiger. Er hatte eine Routine, die mich faszinierte: morgens die Vorlesungen, nachmittags die Bibliothek, abends oft in der Bar mit seinen Freunden. Es war fast rituell, wie er seinen Tag strukturierte.

Während ich ihn beobachtete, lernte ich mehr über ihn. Sein Name war Alec, ein Chemiestudent im ersten Semester. Seine Professoren lobten seine Intelligenz und seine Kommilitonen bewunderten seine Hingabe. Doch trotz seiner Popularität schien er immer ein wenig abseits zu stehen, als ob er nicht ganz dazugehörte.

Ich fand mich zunehmend von seinem Leben fasziniert. Es war, als ob ich durch seine Augen einen Einblick in eine Welt bekam, die so anders war als meine eigene. Es war, als ob er eine Lücke in meinem eigenen Leben füllte, eine Lücke, die ich bis dahin nicht bemerkt hatte.

Ich begann, näher heranzukommen. Ich beobachtete ihn aus der Nähe, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Ich folgte ihm in die Bibliothek, setzte mich in Cafés, in denen er sich aufhielt, und lauschte seinen Gesprächen. Es war, als ob er mir eine völlig neue Welt eröffnete.

Je mehr ich über ihn erfuhr, desto tiefer wurde mein Interesse. Es war nicht nur Neugier, es war eine Art von Besessenheit. Ich wollte alles über ihn wissen, wollte verstehen, was ihn antrieb, was ihn nachts wach hielt, was seine Träume und Ängste waren.

Ich wusste, dass es gefährlich war, sich so in das Leben eines anderen zu vertiefen. Doch ich konnte nicht anders. Alec war für mich zu einer Art Flucht geworden, ein Anker in einer Welt voller Dunkelheit und Gewalt. Ich wusste, dass ich irgendwann eine Entscheidung treffen musste. Doch bis dahin würde ich ihn weiter beobachten, weiter in seine Welt eintauchen, und vielleicht, nur vielleicht, einen Weg finden, die Leere in mir selbst zu füllen.

Shadows in the Dark | 𝗥𝗼𝗺𝗮𝗻 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt