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present

„Sie hasst mich Molly." flüsterte Harry traurig am nächsten Tag.
Er saß draußen im Pavillon des Gartens - eigentlich um Molly ein bisschen laufen zu lassen. Aber heute schien sie nicht wirklich Lust darauf zu haben. Sie lag nämlich eingerollt auf Harrys Schoß & genoss die Streicheleinheiten von ihm. Zufrieden schnurrte sie & schien vielleicht auch sogar zu merken, dass es Harry nicht wirklich gut ging.

Harry sprach von Gemma. Ihr Besuch gestern war so wie er es erwartet hatte. Sie war weder erfreut ihn zu sehen, noch hat sie ihn wirklich beachtet. Immer wenn er etwas sagte verdrehte sie nur die Augen - oder schien ihm garnicht erst zuzuhören. Es war egal wie höflich & freundlich Harry zu ihr war. Sie wird ihn für immer hassen.

„Harry..." seufzte plötzlich sein Vater welcher gerade in den Pavillon kam. „Redest du schon wieder mit der Katze?"
Harry sah auf. Sein Vater setzte sich überraschenderweise gegenüber von ihm. Es ist ewig her seit dem sein Vater sich freiwillig zu ihm gesetzt hat. Vielleicht ist es sogar, das erste Mal.

„Ähm..." hilfesuchend blickte Harry zu Molly hinunter. Jedoch konnte sie ihm natürlich nicht helfen. Sie schnurrte einfach weiter & schmiegte sich an Harrys Hand. Der Lockenkopf antwortete nicht. „Ist ja egal." brummte Harrys Vater kopfschüttelnd. Er schien allein schon von Harrys Anwesenheit genervt zu sein.
Harry begann auf seiner Unterlippe herumzubeißen. Es macht ihn so nervös & unsicher mit seinem Vater allein zu sein.

„Nächste Woche ist die Primäre unseres Films." fing er an. Harry nickte. Als würde er das nicht wissen. Wegen den Dreharbeiten des Films waren seine Eltern ganze 4 Monate weg. Harry war 4 Monate mutterseelenallein. Nur der Koch & die Putzfrauen waren mit im Haus.
Nur er & Molly.
Vielleicht hätte er zu der Zeit sogar nichts gegen die Besuche von Louis gehabt...

„Ich weiß." flüsterte Harry. Es würde ein weiterer Abend sein, an dem seine Familie ohne ihn strahlt. Gemma wird dort sein. Alle werden dort sein. Alle, außer Harry.

„Wir hätten gerne dass du mitkommst." sagte sein Vater.
Überrascht weiteten sich Harrys Augen. Er soll mitkommen?!
„Was?!"
Das letzte Mal, dass er auf eine Primäre mitgehen durfte war mit 15. & egal war er gemacht oder gesagt hat, seine Eltern waren unzufrieden. Am Ende des Abends waren sowohl seine Eltern, als auch Gemma grundlos sauer auf ihn. Seine Eltern haben drei Wochen nicht mit ihm geredet.
Seine Freude darüber, dass er also diesmal mitgehen darf hält sich deswegen auch in Grenzen.

„Die Öffentlichkeit findet es seltsam, dass du nie zu sehen bist." erklärte sein Vater. „Außerdem ist dieser Film so ein großes Projekt. Es wäre fragwürdig wenn du nicht auch da wärst."
Harry schluckte. Natürlich ist es nur für die Medien!
Nicht weil seine Eltern ihn gerne bei so einem wichtigen Tag dabei haben wollen. Er darf nur mitkommen weil seine Eltern kein schlechtes Image haben wollen.
„Okay..." brummte Harry - so als hätte er eine Wahl. „Kann ich mir aussuchen welchen Anzug ich anziehe?" fragte er hoffnungsvoll.
Im Gegensatz zu damals als er ein Kind war, findet Harry Anzüge nur mehr halb so schlimm. Immerhin fand er, dass er einige schöne Anzüge hatte. Nur hatte er nie oft die Chance sie anzuziehen. Obwohl sie eigentlich zu schade sind um einfach nur in seinem Schrank zu hängen.
„Ja, von mir aus..." seufzte sein Vater desinteressiert.

Damit war das Gespräch auch schon beendet. Sein Vater begann ein Telefonat - so als wäre Harry garnicht da. Als wäre Harry ein Angestellter von ihm & nicht sein eigener Sohn.
Harry blieb noch einige Sekunden sitzen - er wusste selbst nichtmal warum - bis er dann Molly hochhob & aufstand. Mit ihr auf dem Arm ging er in sein Zimmer.

Er war sauer & traurig zugleich. Ist es zu viel verlangt, dass seine Eltern ihn mögen? Was hat er denn überhaupt getan, dass sie ihn nicht mögen?

mastermind - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt