Blut fließt durch die Straßen. Alles stinkt nach Verwesung. Der rote Saft quillt aus den Wunden der Leichen und rinnt den Rinnstein hinab. Aranea steht mitten drinnen. Sie war nicht da, als es geschah. Die meisten waren mit dem Abbau und Transport der Maschine beschäftigt. Viele gute Männer hatte sie heute verloren. Die Wächter waren gnadenlos. Keinen einzigen hatten sie von ihnen getötet. Nicht ein Leben hatte sie ihnen genommen. Das war ihre Antwort. Sie säten Tod und Verderben und schimpfen es Gerechtigkeit. Mörder, Blutsauger und Teufel waren sie. Mit dem Fuß dreht sie eine Leiche um. Sein Rücken war zerteilt. Fliegen saßen ihm auf den Augen. Die Maden würden bald folgen. Das hatte er nicht verdient. Sie schloss seine Lider. „Manche Menschen sind schlimmer als die Teufel. Sie maßen sich an gerecht zu sein und sind es nicht", murmelte sie vor sich hin. Ihre Brust schmerzte. Sie blickte gegen Himmel und schrie. Die Götter straften die Menschen, indem sie die Teufel schickten. Aranea sah sich um. Blut und Tod erwiderte von überall ihre Blicke. Die Götter sahen, was die Menschen taten und straften sie dafür. Anfangs dachte sie, die Strafe der Götter sei überzogen. Die Wahrheit zerschmetterte ihr Herz. Sie war es nicht. Alles teuflische Leid war wohl verdient. Ein Mensch, der sich zu solchen Taten ermächtigte und sich anmaßte, gerecht zu sein, verdiente es zu leiden. Einzig und allein die Götter sind gerecht. Die Teufel ihre Strafe. So viel tot umgab sie. Diejenigen, die unter ihr Schutz suchten, lagen tot vor ihr. Vor allerlei Teufeln hatte sie sie beschützen können, nicht jedoch doch den menschlichen Teufel. Die Götter mögen ihrer Seelen gnädig sein und ihre Mörder strafen. Aranea schüttelte den Kopf. Wie groß nur muss der Frevel der Menschen gewesen sein? War es Unglaube, Hochmut oder doch eine Schlichte Laune der Götter, die den Menschen zu Fall brachte und die Teufel auf sie losließ. Vor dem Leichnam kniete sie nieder und faltete ihre Hände. Glocken läuten in der Ferne. Die Totenglocken Rüggards. Sie trugen ihre Gebete hoch in den Himmel, direkt zu den Göttern. Schmerzerfülltes Stöhnen unterbrach ihr Gebet. Jemand lebte noch. Sofort erhob sie sich. Der Mann lehnte an der Mauer. Seine Schulter hatte einen Schlag abbekommen. Sein Arm hing schlaff herunter. Gebrochen. „Blutige Königin", grüßte er sie. „Es tut mir leid. Wir konnten sie nicht aufhalten. Ein paar der alten, sie hatten keine Chance."
Aranea nimmt ihre Lederrüstung ab. Zieht den Ärmel ihres Leinenhemdes aus und reist ihn ab. Mehrmals wickelt sie ihn um seinen Arm und drückt den Knochen wieder an seinen Platz. Der Mann schreit. Wehrt sich jedoch nicht. Zu geschwächt ist er. Der Stoff hält den Arm in der richtigen Position. Mehr konnte sie nicht für ihn tun. Sie legt ihre Lederrüstung wieder an. Ihre restlichen Männer schließen zu ihr auf. Helfen ihr, die Leichen zu begraben und die Verwundeten zu versorgen. Keiner spricht ein Wort. Jeder hatte heute einen Freund, Bruder oder Vater verloren. Abgeschlachtet wie das Vieh haben sie sie. Ohne Gnade und unterlass. Sie würde sich rächen. Für all die Leben, die heute genommen wurden. Zwei ihrer Männer kommen auf sie zu. Sie haben einen dieser Mörder erwischt. Vor ihr drücken sie ihn auf die Knie. Beulen und Schnitte zeichnen sein Gesicht. Ihre Männer hatten ihn das zugefügt. Als ob das die Schuld begleichen würde. Sie erkannte es sofort. Ihr Finger gleitet auf ihren Dolch. Zieht ihn. „Weißt du wieso man mich die blutige Königin nennt?", fragt sie ihn und drückt ihre Klinge an seine Kehle. Blut quillt hervor. Er verzieht nicht einen Muskel. „Elender Wolf im Wächterpelz." Sie setzt den Dolch ab. Rammt ihn in sein Bein. „Was habt ihr getan?", brüllt sie ihn an. Der Wolf heult auf. „Ihr hättet unser Revier nicht betreten sollen", bellt er sie an. Dieser Bastard. Ein sauberer Schnitt. Blut musste mit Blut vergolten werden. Der sogenannte Wächter bleckt die Zähne und bricht auf dem Pflaster zusammen. Er hatte bekommen, was er verdiente. Seine Daumen schlugen auf das Pflaster auf. Das würde ihm eine Lehre sein. „Solch einen dreckigen Ort würden wir nie freiwillig betreten", schrie sie ihn an und machte ihm Beine. „Lauf zurück zu deinem Meister du Schoßhund und berichte ihm das."
Wölfe und Wächter hatten einen Krieg losgetreten. Die rote Spinne musste zum ersten Mal ihr Netz verlassen und ihre Feinde stellen. Brennen mussten die Zinnen der Wächter. Eigenhändig würde sie die Höhlen der Wölfe ausräuchern. Das war nicht das Ende. Bei weiten nicht. Das Blutvergießen hatte gerade erst begonnen.
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Das Gift der Götter
FantasyDer Junge aus dem Armenviertel Lothar wünscht sich nichts mehr als ein waschechter Zauberer zu werden, doch sind seine Chancen bei der Akademie gleich Null. Darum rät ihm Aylia seinen Traum aufzugeben und mit ihr der Wache beizutreten. Gemeinsam kön...