Kapitel 9: An Weihnachten kommt man doch zusammen.

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Ich weiß, das kommt jetzt vielleicht ein bisschen random, aber ich wollte unbedingt ein Weihnachtskapitel schreiben. Und weil die Kindheit unserer Jungs sowieso eher happy-family-mäßig ist, (Naja, abgesehen von Sandro und Paul XD...) dachte ich mir, dass es jetzt gut passt. Es war ja vorher November, jetzt ist der 24. Dezember. Aber genug gequatscht jetzt geht's loooooooos!

Osterhase POV:

Ich wache auf. Es ist eigentlich noch viel zu früh! Aber diese schneidende Kälte hält ja keiner aus! Ich taste neben mich, wo eigentlich Klaus liegen sollte. Gestern ist er zwar mit uns schlafen gegangen, hat sich irgendwann aber rausgeschlichen. Wieder mal! Und das Resultat? Ein eisiges Bett! Generell hat er sich im November nicht oft blicken lassen, nur bei den Mahlzeiten, Experimenten und im Unterricht. Danach ist er immer verschwunden. Ich musste mich ganz alleine beschäftigen! Das war so öde! Einmal habe ich sogar Sandro und Nero gefragt, ob ich mitmachen kann, beim Sandburgen bauen. Aber weil ich Sandro kurz davor noch geärgert habe, hat er mich nur mit einer ordentlichen Portion Sand abgeschossen. Ich hatte das blöde Zeug den restlichen Tag überall kleben! Ätzend! Meine nächste Anlaufstelle war Kai. Ich habe vorher noch nie sonderlich viel mit ihm gemacht, weil er immer nur unter der Fichte sitzt, oder allein sein möchte. Aber irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und mehr Zeit mit ihm verbracht. Da habe ich ihn ganz neu kennengelernt! Er ist mir immer so ernst und düster vorgekommen, ähnlich wie Nero. Aber so ist er gar nicht! Er ist einfach ein bisschen tiefgründig und genießt gerne einfach die Ruhe. Im Gegensatz zu Nero, der ist einfach immer super angespannt und möchte um Himmelswillen nichts Falsches tun. Ich dachte immer, einfach mal ruhig sitzen kann ich gar nicht. Und das stimmt ja auch, doch bei ihm bin ich einfach ruhiger und ausgeglichener. Wer hätte gedacht, dass ich, Paul, der hibbeligste von uns Brüdern einmal in Ruhe mit Kai unter der Fichte sitzen und über tiefgründige Dinge reden würde? Also ich ganz sicher nicht! Und wir machen das fast jeden Tag! Kai öffnet sich mir täglich immer mehr und das ist ein schönes Gefühl. Da er doch das meiste für sich behält. Vor allem seine Sicht über unser Leben.

 Aber jetzt genug nachgedacht! Es ist Weihnachten. Ich setze mich seufzend auf und ignoriere den eisigen Kälteschauer der mich überkommt. Nachdem ich mich gestreckt habe, hole ich etwas unter meinem Kissen hervor. Es ist ein klumpiges Päckchen aus rotem Stoff mit einer grünen Schleife darum herum. Das Weihnachtsgeschenk für Klaus. Wir haben noch nie Geschenke an Weihnachten bekommen, aber es ist das Lieblingsfest von meinem ältesten Bruder und ich wollte mich einfach mal bedanken, dass er immer für mich da ist. Und wann würde das besser passen als an Weihnachten? Aber er ist ja nicht immer da gewesen! Zumindest nicht in letzter Zeit. Hat er mich nicht mehr lieb? Hat er mit den anderen geredet, oder geht er uns allen aus dem Weg? Ich vermisse ihn so! Das ist eigentlich albern, weil er ja die ganze Zeit da ist, aber halt nicht so viel wie vorher! Eine einsame Träne rollt über meine Wange. Da geht plötzlich die Tür auf. Ich atme scharf ein. Hab ich mich gerade wirklich vor der TÜR erschreckt!? Da kommt Klaus herein. "Hallo Pauli!", ruft er fröhlich, ändert dann jedoch seinen Tonfall, nachdem er mich genauer angeschaut hat. "Ist alles gut?" Da platzt es aus mir raus: "Nein, nichts ist gut! Du hast seit knapp zwei Monaten keine Zeit mehr mit mir verbracht! Du scheinst mir aus dem Weg zu gehen und sagst nicht einmal warum?! I...i...ich hab dich vermisst, Klaus..." Das letzte ist nur noch ein, von Schluchzern geschütteltes, Flüstern.

Santa POV:

Dieser November und Dezember sind die anstrengendsten in meinem gesamten Leben gewesen. Aber es hat sich gelohnt! Definitiv! Die ganze Nacht bin ich wach gewesen. Nicht untypisch in letzter Zeit. Aber egal, mit meiner Magie habe ich mich ein bisschen regeneriert. Das zu tun ist auf Dauer aber sehr ungesund. Doch heute muss ich fit sein, denn es ist Weihnachten! Ich gehe in unser Zimmer und lasse eine Kleinigkeit neben der Tür stehen, bevor ich reingehe. Jemand atmet scharf ein, ich kann mir schon fast denken wer es ist. Tatsächlich! "Hallo Pauli!", rufe ich. So aufgeregt und glücklich war ich schon lange nicht mehr. Das ändert sich jedoch schlagartig, als ich ihn genauer anschaue. Weint er? Sofort mache ich mir Sorgen und male mir die schlimmsten Szenarien aus, die passiert sein könnten. Ich spüre, dass er wütend und gefrustet ist, aber auf eine Weise, die ich bei ihm gar nicht kenne. "Ist alles gut?", frage ich, es ist mir natürlich klar, dass es nicht so ist, doch ich will seine Sorgen aus seinem Mund hören. Da schreit er beinahe: "Nein, nichts ist gut! Du hast seit knapp zwei Monaten keine Zeit mehr mit mir verbracht! Du scheinst mir aus dem Weg zu gehen und sagst nicht einmal warum?! I...i...ich hab dich vermisst, Klaus..." Seine Stimme wird immer leiser und er beginnt richtig zu weinen. Ich fühle mich so schlecht! Ich war so in mein Vorhaben vertieft, dass ich die Beziehung zu meinen Brüdern komplett außenvor gelassen habe! Ich setze mich zu ihm und nehme ihn in den Arm. Durch die Berührung spüre ich seine Gefühle noch heftiger, was mich nur noch trauriger macht! "Das tut mir so leid! Ich habe eine Überraschung für euch vorbereitet, doch ich hätte nie gedacht, dass das so zeitaufwendig sein würde", flüstere ich, dann füge ich noch hinzu, "Du bist der allerbeste kleine Bruder jemals. Ich hab dich lieb." Da spüre ich, dass seine Wut verfliegt und sich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit in ihm ausbreitet. "Du hast was von Überraschung gesagt?", fragt er zaghaft. Ich nicke und lächle: "Aber erst müssen die anderen wach wer..." "WACHT AUF!", schreit Paul, ehe ich zu Ende sprechen kann. Müde blinzeln sie. Da muss ich herzhaft lachen und rufe: "Frohe Weihnachten allerseits!" Sie setzen sich auf und reiben sich die Augen. Nero schaut mich an und zieht die Brauen hoch: "Klaus? Lässt du dich auch mal wieder blicken?" Ich grinse. "Es ist Weinachten und an Weihnachten kommt man doch zusammen, um Zeit miteinander zu verbringen, oder?" Meine Brüder murmeln. Es klingt zustimmend. Wow, ich habe noch nie erlebt, dass wir alle einer Meinung sind! Ich strahle sie an und sage: "Wartet noch kurz, ich hab was für euch!" Dann renne ich raus und hole die Kleinigkeit, die neben der Tür steht. Es ist ein brauner Sack. Die verwirrte Stimmung im Raum bringt mich zum Lachen. "Ich hoffe ihr mögt unerwartete Geschenke?" "WAS!?", schreien alle gleichzeitig. Ja, Schritt Nummer eins meiner Überraschung ist definitiv gelungen! Ich hole das erste Geschenk aus dem Sack. Ein Würfelförmiges, eingepackt in ein weißes Tuch und umwickelt mit einer hellgrauen Schleife. "Das hier ist für dich Nero. Frohe Weihnachten", mein Bruder starrt mich perplex an und ich ziehe ihn in eine Umarmung. Seine Gefühle sind sehr schwer zu empfangen, wie immer, aber die gewaltige Freude und Überraschung kann er nicht verbergen! Er zappelt sich aus der Umarmung frei und faucht: "Danke. Dir auch frohe Weinachten, aber könntest du mich bitte nicht zerquetschen?" Jeder andere würde denken, er wäre wirklich genervt, doch ich kann ein kleines Lächeln in seinem Gesicht erkennen. Nur kurz, aber doch. Er packt sein Geschenk aus und hält eine weiße Dose in den Händen. Auf dem Deckel ist ein Zahn eingekratzt, zusammen mit anderen Verzierungen. "Für unsere ausgefallenen Zähne, die sammelst du ja und weil du die nur in ein altes Taschentuch eingewickelt hast, was auch ein bisschen eklig ist, hab ich dir die gemacht", sage ich und versuche gar nicht den Stolz in meiner Stimme zu verbergen. Neros Augen leuchten beinahe vor Freude. Das nächste Geschenk ist für... "Sandro, dir auch frohe Weihnachten", sage ich und strecke ihm das Päckchen hin. Es ist zylinderförmig, in einem sandfarbenem Tuch eingewickelt und mit einer braunen Schleife zusammengeschnürt. Er freut sich sichtlich, seufzt und zieht mich in eine kurze Umarmung. "Ich weiß ja das du nur darauf aus bist, Brüderchen", grinst er und reißt das Tuch ab. Doch mit dem Ding was drinnen ist, kann er nichts anfangen. "Äh Klaus, was ist das für ein Zylinder-Ding?" "Schau du musst da kurbeln." Er tut es und die Melodie, welche er immer summt, erschallt in einem wunderschönen Ton im Zimmer. Seine Augen glänzen feucht. Das nächste Geschenk ist für Kai. Ein dunkelblaues mit einer hellblauen Schleife. Dankend nimmt er es an und öffnet es. Verwirrt schaut er das lange, röhrenartige Ding an. "Damit kannst du in den Himmel gucken, du hast ja mal gesagt, dass du gerne näher bei den Sternen wärst. Naja, das macht sie größer und du hast wenigstens das Gefühl, als ob sie nah da wären", erkläre ich und umarme ihn. Er starrt den Sterngucker immernoch fassungslos an. "Und das letzte ist für dich", sage ich zu Paul und hole ein zerknautschtes Geschenk aus dem Sack. Das Tuch ist gelb und die Schleife ist hellviolett. Er strahlt über das ganze Gesicht, als er es auspackt. Es ist ein Plüschtier drinnen, genauer gesagt ein gehäkelter Hase. "Danke Klaus!", ruft er und springt mir förmlich in die Arme. Ich lasse mich in die Umarmung sinken. Jetzt wo ich es tue, bemerke ich erst wie sehr mir seine Umarmungen gefehlt haben. Viel zu schnell lässt er mich los und ruft: "Aber ich hab auch noch was für dich Klaus! Ich hab's selbst gemacht." Hä? Ähm, das kam unerwartet... Paul holt ein zerknautschtes Bündel aus dem Bett und drückt es mir in die Hand. "Ich wollte dir danke sagen." "Für was denn?", frage ich, denn ich habe echt keine Ahnung. "Naja, für ALLES! Dass du immer für uns da bist, dass du so lustig bist und auch für die Überraschung! Jetzt mach schon auf!" Grinsend wie ein Honigkuchenpferd packe ich das Geschenk aus und breche in lautes Gelächter aus. "Was ist das?", fragt Sandro interessiert. "Die Zipfelmütze von diesem Zwerg aus dem Gedicht!" Meine Brüder starren mich verwirrt an, während Paul sich vor lachen beinahe am Boden kugelt. Ich erkläre ihnen die ganze Sache und schließe mit den Worten: "Eigentlich war das nur ein Scherz, dass ich die ernsthaft tragen würde. Aber jetzt wo ich sie sehe, ist sie doch echt grandios." Mit einer Hand richte ich meine Haare und setze die Mütze auf. "Sieht doch sehr attraktiv aus, oder?", sage ich und werfe den Zipfel mit dem weißen Bommel über meine Schulter. Sandro schaut mich irgendwie verstört an. "Naja, is halt Geschmackssache...", nuschelt er. Ich schüttle theatralisch den Kopf: "Du hast echt keinen Sinn für Mode! Wie auch immer. Ich muss euch noch etwas zeigen! Los zieht euch warme Sachen an und kommt endlich!"

Zu fünft im Waisenhaus - Die Vergangenheit der WächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt