III. v

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"Drei Tage seitdem Ludwig hops gegangen ist und wir mussten schon Conrad ausschalten. Ich gebe es ungern zu, aber der Aufklärungstrupp hat's drauf." Der schwarzhaarige Mann nimmt einen langen Zug von seiner Zigarette, bevor er den giftigen Rauch in die Luft pustet und dabei der langsam untergehenden Sonne entgegenblickt. Der heutige Tag war lang und anstrengend gewesen um so mehr erfreut er sich an der endlich kommenden Nacht – vor allem, weil er heute mal ausschlafen könnte. "Im Gegensatz zur Militärpolizei haben die halt eine komplett andere Denkweise", murmelt die Frau neben ihm, während sie fokussiert das schwarze Fell des Pferdes putzt. Sorgfältig in gleichmäßigen Bewegungen streicht sie mit einer Bürste über den Körper des Tieres und putzt so ausführlich den Dreck aus dem Fell. Ihr Partner mustert sie für einen Moment bevor er leicht nickt und wieder zur Sonne schaut. "Drei Morde in drei Tagen ist aber auch nicht ohne. Wir werfen denen die Informationen ja nur so vor die Schnute", murmelt er dann und erntet ein kleines Lachen der Frau: "Findest du?"
Jedoch ist ihrem Gegenüber gar nicht zu Lachen. "Das Edgar quasi von alleine Gestorben ist und die Idee so aufgegangen ist, war rein faktisch gesehen schon ein reiner Glücksfall. Normalerweise hätten wir wie sonst auch ein bis zwei Wochen gewartet, aber du wolltest plötzlich direkt in der nächsten Nacht Herr Bernauer töten – was gehörig schiefgegangen ist. Und als wäre das nicht riskant genug musste ich heute nahezu spontan Conrad umlegen." Er drückt sich von der Wand ab und schaut mit verschränken Armen nahe zu vorwerfend zu ihr. Jedoch zuckt die kleinere Frau nur die Schultern. "Wir haben halt die Information bekommen, dass der Fall zum Aufklärungstrupp gegangen ist und mir war klar, dass die Zeit ab da drängt."

"Erzähl keine Scheiße", die Stimme leicht hebend und die dunklen Augenbrauen kräuselnd mustert die blauen Augen die jüngere Frau genaustens, "Die Zeit hat seit Beginn des Planes gedrängt. Die Chance das sie uns finden stand die ganze Zeit bis zum Mord von Bernauer exakt gleich – weil wir keine Ahnung hatten wie weit der Aufklärungstrupp mit seinen Nachforschungen ist. Trotzdem hast du plötzlich Druck gemacht. Verarsche mich nicht Grace, wovor hast du Angst?"
Die Kupferhaarige verharrt für einen Moment in ihrer Bewegung, bevor sie mit einem Seufzen die Bürste sinken lässt und damit dafür sorgt, dass der schwarze Hengst kurz verwirrt den Kopf hebt. Im nächsten Moment schnaubt das Tier jedoch nur auf und senkt den Kopf wieder. "Dir kann man echt nichts vormachen, was Siwan?", fragt die Kupferhaarige dann leise und wirft die Bürste zur Seite bevor sie dem Tier auf den Hals klopft und sich endlich zu dem Mann hinter sich umdreht. Dieser schmunzelt kurz: "Ich befürchte nicht. Immerhin kenne ich dich seitdem du klein bist", bestätigt er und sorgt damit dafür, dass Grace erneut aufseufzt.
"Der Aufklärungstrupp ist anders", murmelt sie im nächsten Moment. Ihre grünen Augen zum roten Himmel schauend,"Und der Mann, der diese Mission führt ist gerissen und schnell genug um uns alle innerhalb von Sekunden platt zu machen", ergänzt sie dann. Vor ihrem Inneren Augen taucht das Bild von den vertrauten Augen auf, welche immer leicht misstrauisch und gleichzeitig genervt drein geschaut haben. "Du meinst den Kerl, mit dem du was hattest, richtig?" Siwan grinst kurz und zieht erneut an seiner Zigarette. Grace erzählt zwar nur sehr selten etwas von ihrer Vergangenheit doch Levi Ackermann hatte sie bereits ein paar Male mit solchen Andeutungen erwähnt. Er selbst hatte sich nie genügend für den Aufklärungstrupp interessiert, doch der Name war selbst ihm bekannt. Als Grace Faust im nächsten Moment seinen Ellbogen trifft, winselt er leise schmerzerfüllt auf.

"Aber ich dachte, Erwin ist der Stratege? Und der hat doch anderen Kram zu tun?", fragt er, sich den Arm leicht reibend. "Mhm, dachte ich auch." Ihr Aussage sorgt dafür das Siwan leicht verwirrt den Kopf zur Seite neigt und sie fragend anschaut, während sie leicht schmunzelnd den gepflasterten Boden mustert. "Erinnerst du dich an den blonden Jungen, in den ich auf'm Markt hineingerannt bin?", fragt sie dann und langsam nickt er. Sie hatten den Marktplatz zwecks der Straßen und Seitengassen ausgekundschaftet und die Kleinere kurz verloren. Als er sie erneut entdeckt hatte, hatte sie mit einem blonden Jungen gesprochen. "Ja, was ist mit dem?", "Ich hab July etwas ausgequetscht. Stellte sich raus, dass zurzeit das Gerücht im Trupp kursiert, er wäre der nächste Erwin", sie schnaubt kurz leicht frustriert auf und blickt dann wieder zu ihrem Pferd. "Nicht so selbstsicher wie Erwin, aber wohl genauso scharfsinnig. Mit Levi in Team ist es nur eine Frage der Zeit bis wir komplett am Arsch sind und bis dahin ..." Sie ballt ihre Hände leicht zu Fäusten, während ihre Augen in eine nicht vorhandene Ferne starren. Kurz seufzt Siwan auf, er versteht, was sie meint. "Bis dahin müssen wir sie alle erledigt haben."

"Warum zum fuck hat Siwan denn dann das Messer dort gelassen?" Ein rothaariger Mann bleibt neben den beiden stehen und stellt eine kleine Kiste ab. Die verschiedenen Gläser und Phiolen darin klirren daraufhin leise auf, während er die beiden genervt durch seine dunklen Augen anschauen. "Um Zeit zu bekommen?", erklärt Siwan Augenrollend, immerhin würde der Trupp mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst dieser Fährte nachgehen. Genauso wie sie hoffentlich die Kanalisation abklappern werden, um neue Informationen zu bekommen. Er war extra durch die Scheiße gewatschelt, um die Fährte zu legen.
"Eher nicht." Graces Antwort lässt die beiden Männer verwirrt ihre Augenbrauen kräuseln. "Wie eher nicht?", harkt Siwan nach – immerhin war er absolut davon überzeugt gewesen, dass er das Ganze nur gemacht hat, um eine falsche Fährte zu legen. Sein rothaariger Partner hingegen fühlt sich in seiner Aussage bestätigt und wischt seine Hände kurz in dem weißen Apothekermantel ab, bevor er die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie recht schnell herausfinden werden, wem das Messer eigentlich gehört. Mir geht es eher darum, dass die beiden Parteien sich untereinander Austauschen", erklärt Grace dann und packt währenddessen sorgfältig die Utensilien zum Putzen des Pferdes zusammen. Während die beiden Männer sie weiterhin mustern – nun kurz leicht misstrauisch die Blicke miteinander tauschend. Es scheint immerhin doch eher vom Nachteil zu sein, wenn sich zwei Parteien miteinander austauschen – vor allem, wenn eine der beiden dabei auf der Jagd nach ihnen ist. Aber gleichzeitig mit dieser neuen Information stellt sich denn beiden eine noch viel wichtigere Frage.

"Grace? Wem gehörte dieses Messer?"

・Grace • Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt