II. VI

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Dunkle Wolken ziehen über den Himmel und schieben sich immer wieder vor den strahlenden Mond. Würde jemand nun zur Turmuhr blicken, die das gesamte Gebiet überragt und bereits von weitem gut zu sehen ist, so würde er an ihren großen Zeigern erkennen, dass es bereits wenige Minuten vor Mitternacht sind. Jedoch schläft die Mehrheit der Bevölkerung bereits und vor allem die Stille kehrt einsam durch die Gassen.

Sie und die Gestalt, die mit schnellen Schritten durch die Gegend irrt. Die Brust des Mannes sich tief heben und senkend, während er scheinbar verloren seine Runden zieht. Man könnte glauben, er habe sich verlaufen, doch ganz im Gegenteil: Er weiß was er tut.

Und er weiß auch von dem Augenpaar, dass jedem seiner Schritte folgt. Tut es dies doch zur Sicherheit des Mannes. Im ist Bewusst, dass seine aktuelle Tat gefährlich ist. Man hatte ihn immerhin darum gebeten, seinen Spaziergängen nicht mehr nachzugehen und doch lieber nur noch die Kutschen zu nehmen. Doch genauso war ihm auch Bewusst, dass er ebenfalls auch dieser Liste stehen musste.

Der Tod würde ihn einholen, wenn er nicht selbst etwas dagegen unternehmen würde. Verflucht sei die Militärpolizei, die nicht in der Lage ist dem ganzen ein Ende zu setzen. Dass er sich nun selbst die Hände schmutzig machen muss, ist eine bodenlose Frechheit, doch sollte es ihm gelingen würde wohl großer Ruhm auf ihn warten. Sofern er mit seiner Vermutung also recht hat, ist er auch bereit sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Sollten seine Instinkte sowie sein Verstand sich jedoch getäuscht haben und er steht gar nicht auf der verfluchten Liste, rennt er gerade umsonst seine Runden in der Kälte. Erneut atmet er genervt ein und aus, während er seine dunklen Augen kurz schließt nur, um sie in nächster Sekunde wieder aufzureißen.

Das Donnern von Hufen auf dem Stein ist zu vernehmen und kommt in rasanten Tempo näher, er hatte recht!

Er schafft es gerade so sich umzudrehen, da blickt er dem stolzen Tier in die dunklen Augen. Das Gesicht des Reiters kann er jedoch – entgegen seiner Planes – nicht erkennen. Dafür aber die typische Klinge des Militärs, die nun im Mondlicht bedrohlich aufblitzt und im nächsten Moment geschwind auf ihn zu stürzt.

'Peng!'

Ein lautes Wiehern durchzieht die Nacht, bevor das Tier mit der weißen Schläfe mit einem dumpfen Aufprall zu Boden geht und ein paar Meter über die Steine rutscht und liegen bleibt. Den Reiter zieht es mit sich zu Boden und auch die Person landet unsanft auf der kalten Straße. Immer noch erstarrt beobachtet der Mann das Geschehen, während ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf schießt, dass sein Schütze es tatsächlich geschafft hat den Täter aufzuhalten!

"Da scheint jemand vorbereitet zu sein~"

Woher die Gestalt hinter ihm plötzlich herkommt, kann er nicht sagen. In Windeseile ist er auf einmal da und kaum das er den Fremden registriert, hat spürt er einen stechenden Schmerz, der ihn aufschreien lässt. Die Klinge der Gestalt hat seine Lunge geradewegs durchbohrt. Sein Körper reagiert direkt lässt ihn verzweifelt nach Luft schnappen, während im nächsten Moment das Blut aus seinem Mund gequollen kommt und er langsam zu Boden geht.

Dieses Mal war sein Schütze zu spät, denn als er erneut schießt, entfernt der Mörder sich bereits und zieht das Messer heraus.

"Scheiße geht es di-"

"MACHT DEN SCHEIß SCHÜTZEN KALT VERDAMMT NOCHMAL!"

Bebend vor Wut hallt die weibliche Stimme durch die komplette Gasse. Laut genug um wahrscheinlich noch Meter weiter gehört zu werden und den zweiten Mann – der auf seine beiden Kollegen zugelaufen kam – zu stehen bleiben zu zwingen. Für einen Moment beobachtet er besorgt, wie die Reiterin sie wieder aufrappelt, ihren Körper kurz checkt und dann ihre Klingen wegpackt um hastig zu ihrem Ross zu stolpern. Die beiden Männer wechseln kurz jeweils einen Blick unter einander, bevor der Mann mit dem Messer eben noch überprüft ob der Puls seines Opfers erloschen ist. Mit einem Nicken steht er wieder auf und schwingt sich mithilfe des 3D Manövers auf die Häuser seinem Kollegen hinterher, der sich bereits auf den Weg gemacht hat den Schützen zu erledigen.

・Grace •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt