~ Bastians Sicht ~
Während Rafael duschte, hockte ich mich auf mein Bett und schaute durch Twitter. Die einzige Plattform, die ich halbwegs nutzte, und da dadurch auch nur so halbwegs neue Posts oder Nachrichten vorhanden waren, schloss ich die App schnell wieder.
Ich schaute ein wenig durch den Raum und während man im Nebenzimmer das Wasser rauschen hören konnte, entschied ich mich, selbst umzuziehen.
Schließlich war ich auch etwas nass geworden, und auch wenn mich das nicht sonderlich störte, weil ich dadurch gerade meinen Crush nack – ja, okay, Basti, bleib bei der Sache.
Eigentlich störte mich das nicht besonders, trotzdem war es gerade ein guter Zeitpunkt, und außerdem war mir sowieso langweilig.
Ich stand vor meinem großen, weißen Schrank, und während ich meine Klamotten raussuchte, fiel mir etwas auf:
Hatte Rafi überhaupt frische Kleidung mit ins Bad genommen?
Ich konnte mich nicht daran erinnern, also ging ich zu seiner Tasche, um ihm schnell ein paar Sachen zusammenzulegen. Doch als ich die Tasche öffnete, zog ich weitere nasse Klamotten heraus.
Toll.
Rafi muss so lange im Regen gewesen sein, dass seine Sachen völlig durchnässt waren. Gut, dann muss er eben meine Sachen tragen. (Oh nein, der Junge, den ich liebe, muss meine Klamotten tragen. Was für eine Schande! XD)
Schnell zog ich meine eigenen Sachen an und begann, ein paar passende für den brünetten Jungen auszusuchen.
Ich behielt meine graue Jogginghose an, da diese nicht viel Nässe abbekommen hatte, und zog nur ein trockenes, schwarzes T-Shirt darüber.
Rafael bekam von mir eine schwarze Shorts und ein pinkes T-Shirt. Außerdem durften ein Paar Socken und eine Boxershorts nicht fehlen.
*Okay das sollte zu seinem Stile passen*
Dachte ich mir und wartete, bis das Wasser ausging, damit ich anklopfen konnte. Doch als ich meine Hand gerade hob, wurde auch schon die Tür aufgemacht, und da stieß ich auch schon mit meinem Ziel zusammen.
„Oh shit, sorry Basti. Hab dich gar nicht gesehen.“
„kein ding.“ Und damit kamen wir auch wieder halbwegs klar, und ich realisierte, wie er da gerade vor mir stand – nur im Handtuch.Sofort wurde ich rot, und ich konnte nicht anders, als seinen Körper zu betrachten. Er war nicht der sportlichste, aber man konnte ein paar Muskeln erkennen, und seine Haut sah noch leicht nass und irgendwie so anziehend aus.
„Sind die für mich?“ wurde ich aus meiner Schwärmerei gerissen.
„Oh, ja hier.“Ich übergab ihm den Stapel Kleidung, doch ich sah ihn nicht an.
Ich musste aussehen wie eine Tomate, und ich wollte nicht, dass er das sieht. Blöd nur, dass nicht alles immer so läuft, wie man will.
Ich spürte seinen Zeigefinger unter meinem Kinn, der meinen Kopf wieder hochhob. Jetzt sah ich genau in seine braunen Augen, die leicht funkelten. Ich wusste nicht genau, was sie mir sagten, obwohl ich sonst immer alles aus seinen Augen lesen konnte.
Er kam mir auf einmal gefährlich nah…
Nur Zentimeter trennten unsere Lippen, und meine Augen huschten immer wieder zwischen seinen und seinen Lippen hin und her.
Ich wollte sie auf meinem spüren, und mein Bauch kribbelte so stark, dass ich das Gefühl hatte, gleich zu explodieren. Plötzlich spürte ich seinen heißen Atem auf mir, doch nicht so, wie ich es wollte. Mal wieder…
„Danke kleiner.“ Hauchte er und verschwand im Bad.
Sein Ernst? Er ließ mich jetzt einfach hier stehen?
*Was zur Hölle was das denn? * schrie mein Kopf. Ich blieb noch einige Sekunden an Ort und Stelle stehen und versuchte erst einmal, klarzukommen.
Schließlich setzte ich mich an meinen Laptop und schnitt eines meiner neuesten Videos, um mich runterzukriegen.
Das klappte eher semi, aber es reichte.
Der restliche Abend verlief dann wieder relativ normal.
Wir streamten noch, nahmen neue Videos auf und schnitten die älteren, die in nächster Zeit online kommen sollten. Rafael war immer wieder in Gedanken versunken und oft unkonzentriert, was die Challenges ein wenig erschwerte.
Trotzdem machte es wie immer riesigen Spaß mit ihm. Er wollte mir immer noch nicht erzählen, was los war, aber ich hatte sein Versprechen, dass das noch passiert, und darauf verließ ich mich.
Die erste Schulwoche war irgendwann auch überstanden, und selbst das Nachsitzen hatte Rafael hinter sich gebracht. Ich hoffte, dass so etwas nie wieder vorkommen würde.Ich war immer noch sauer, dass er sich in solche Situationen brachte. Ich konnte auf mich selbst aufpassen, und mir würde nichts passieren, wenn ich weiterhin anonym blieb, und darüber redeten wir auch noch einmal.
Ansonsten verlief alles ohne große Zwischenfälle, zumindest in der Schule nicht. Zu Hause war das ein wenig anders… Rafael beichtete mir irgendwann, dass er rausgeschmissen wurde, doch warum, sagte er nicht. Er meinte zwar, es sei wegen der Schlägerei, aber allein dafür wird man nicht rausgeschmissen.
Natürlich war ich für ihn da, und meine Mutter nahm ihn herzlich auf. Er schien dadurch ein wenig entspannter, dennoch verhielt er sich manchmal besorgniserregend.
Er bekam zwischendurch immer wieder kleine Zusammenbrüche, die ich mit einer Umarmung jedoch schnell beruhigen konnte.
Ich machte mir immer noch riesige Sorgen, aber ich verließ mich auf sein Versprechen und auf die schönen Momente.
Denn die gab es oft.
Nicht nur im Stream oder bei den gelegentlichen Spieleabenden mit meiner Mutter, sondern auch, wie soll ich sagen, zwischen uns.
Ich bin einmal in seinen Armen aufgewacht, und der Abstand zwischen unseren Lippen wurde viel zu oft viel zu klein. Allgemein kam es immer wieder zu Momenten, in denen eine richtige Spannung zwischen uns herrschte, und ich wusste mittlerweile ehrlich nicht mehr, wie ich dazu stand.
Mir gefiel das viel zu sehr, und ich wollte viel zu oft mehr, aber Rafael stand nicht auf mich. Oder doch?
*Ach man das ist doch alles Kompliziert* war immer wieder meine Gedanken.
/1. Schulwoche – Samstag/
Meine Mutter und ich waren gerade beim Einkaufen gewesen und tanzten nun im Auto zur Musik, während wir auf dem Rückweg nach Hause zu Rafael waren.
Ich liebte es, das so zu sagen: nach Hause zu Rafael.
Er wollte nicht mit, und allgemein war er die letzten zwei Tage wieder extrem komisch.
Umso mehr freute ich mich, dass ich ihn am Wochenende ablenken konnte.
Ich hatte viele Snacks und Getränke gekauft, und es war Wochenende, das hieß… zocken, Rafael und gutes Essen. Perfekt.
Zuhause angekommen half ich Mama noch mit dem Tragen der Tüten und raste förmlich in mein Zimmer, bereit, Rafi in die Arme zu springen.
Und schon ging die Zimmertür auf und nichts…
Er war nicht da.
Seine Sachen waren nicht da.
Auf seinem leeren Schreibtisch lag nur ein gefalteter Zettel mit der Aufschrift:
Für Basti <3
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Liebe auf Sendung ⌨️<3
FanfictionBastian und Rafael sind nicht mehr auseinander zu denken und auch ihr Glück in den Weiten des Internets versuchen sie zusammen. Bis Rafael Plötzlich verschwindet... Ob sie sich wieder finden? #ZickZack