10- YouTube Pisser

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~ Rafaels Sicht ~



Die letzten Wochen mit Basti und seiner Mutter waren ein Segen in meiner ganz persönlichen Hölle.
Nachdem ich vor knapp 2 Wochen von Basti losgekommen bin, ging ich zu meinem Vater.

Ich stellte mich schon auf das Schlimmste ein und musste immer wieder an meinen besten Freund denken, damit ich den Mut aufbrachte, den Schlüssel im Türschloss umzudrehen.
Doch mein Vater war nicht da. Wahrscheinlich war er in irgendeiner Bar oder bei der Arbeit, doch als er nach Hause kam, schauten wir uns nur still an, und seitdem ist nichts mehr passiert.


Ich schlief immer öfter bei Basti, denn hier fühlte ich mich einfach gut. Die beiden dort waren wie eine Familie für mich, und ich liebte das Streamen und YouTube sehr, aber nicht so sehr wie Bastian.

Meine Gefühle wurden durch die Dinge, die wir teilten, immer stärker, und mittlerweile liebte ich ihn mit meinem ganzen Herzen. Ich versuchte immer wieder, so nah wie möglich an ihm zu sein. Sein Lächeln und diese eisblauen Augen ziehen mich einfach zu ihm hin.


Es war Sonntag und morgen würde zum letzten Mal der erste Schultag sein. Klar, ich war erleichtert; ich wollte endlich aus der Schule heraus und mein eigenes Ding durchziehen (am besten mit Basti an meiner Seite).
Trotzdem hatte ich unheimliche Angst.


Wir hatten nicht die besten Aufrufzahlen, aber auch keine schlechten, und die Chancen standen hoch, dass mich jemand aus der Schule schon erkannt hatte. Bastian hatte es da leichter. Man sah ihn nicht, und ich glaube, das war auch besser so.
Egal was passierte, ich würde seine Privatsphäre mit meinem Leben schützen.




*Okay, Rafi, einmal noch,* sagte ich zu mir selbst, als ich vor die Haustür trat. Gleich würde ich Basti treffen, und wir gingen gemeinsam zur Schule.


Als ich um die Ecke kam, sah ich ihn schon. Während ich auf ihn zuging, scannte ich ihn von oben bis unten. Er trug einfache, weiße Sneaker und eine lockere, kurze, schwarze Hose. Dazu hatte er sich einen lilafarbenen Pulli übergezogen, da es noch etwas frisch war, aber man konnte sein schwarzes T-Shirt darunter etwas erkennen.


Er trug wie immer ein wenig Schmuck, und seine braunen Haare waren so süß verwuschelt. Ich konnte mich sofort wieder in ihn verlieben, und als ich bei unserer Umarmung auch noch sein Parfüm roch, glaube ich, ist das tatsächlich geschehen.


Wir liefen die letzten Minuten zur Schule, und ich wurde immer angespannter.


„Rafi? Alles okay? Du bist totes verkrampft." Klar merkte er das; er kannte mich schließlich besser als jeder andere.


„Keine Ahnung hab über Angst das man mich erkennt. I mean was werden die dann sagen?"


„Hey, mach dir keinen Kopf, wir schaffen das. Wir werden dieses Jahr in verschiedene Kurse gesteckt, aber ich bin sicher, dass wir das hinbekommen. Wir treffen uns in jeder Pause und nach der Schule bleibt eh alles so, wie es ist, und wenn jemand etwas sagt, beschütze ich dich. "


Wie süß war er bitte?
Er brachte es viel zu schnell zustande, dass ich mit meinen Sorgen einfach besser umgehen konnte.
Und obwohl er größer und besser gebaut war als ich, wusste nur ich, dass ich ihn eher beschützen musste.


„Okay ich muss jetzt ins Zimmer. Kommst du Klar kleiner?"


„Ja denke schon. Wir sehen uns später"


Und so war er auch schon im Zimmer, und ich musste noch ein Stockwerk laufen, um meinen Unterricht zu erreichen.


Den Spitznamen bekam ich dabei erst jetzt mit, und als ich ihn immer wieder verträumt vor mich hin dachte, landete ich auf einmal hart auf dem Boden.


„Ey bist du nicht dieser kleine YouTube Pisser?"


An der Stimme erkannte ich Fabo deutlich. Eine der Dinge, die ich in der Schule nie vermisst habe und auch nie vermissen werde.


Noch immer auf dem Boden hockend, drehte ich mich in seine Richtung, und wie immer standen seine Lakaien Hugo und Faister hinter ihm. Es war klar, dass die drei die Könige der Schule waren - naja, das hielten sie eher von sich selbst.

Das habe ich noch nie verstanden. Ich kannte Fabo schon von der Grundschule, und bis heute ist er privat ein ganz anderer Mensch. Doch wenn die anderen dabei sind, tut er immer ganz cool.


„Antworte doch, wenn wir dich ansprechen." Wurde ich von Hugo aus meinen Gedanken gerissen.


„Und wenn? Lasst mich einfach in Ruhe."


Ich gab schnippisch von mir und begann, wegzugehen. Doch das hielt nicht lange, denn schon wurde ich von Hugo an die nächste Wand gedrückt.


„Pass auf was du sagst. Tust im Internet einen auf cool während du dich hier wie ein Looser verpisst."


Er ließ mich los, und ich ging einfach mit schnellem Schritt weg.
*Jetzt fang nicht an zu heulen, Rafael,* ermahnte ich mich.


„Du wirst es zu nichts bringen Kleiner und dein Kumpel ist genau so schwach sich nicht zu zeigen."


Okay, das war einer zu viel.


Ohne darüber nachzudenken stürmte ich zurück und schlug Hugo einfach auf die Nase. Er taumelte kurz nach hinten, doch seine „Freunde" halfen ihm nicht einmal, sondern verzogen sich einfach zu den Schülern, die sich nun um uns herum tummelten.


Schneller als mir lieb war, stand Hugo auch schon wieder mit einer blutenden Nase auf. Ich musste ihn wohl härter getroffen haben, als ich dachte. Und schon landete eine Faust in meinem Bauch, und ich sank, mir den Bauch haltend, zu Boden. Er saß mit brennenden Augen über mir und verpasste mir einen Schlag nach dem anderen, und ich sah auch schon einen Schuh gefährlich nah meinem Gesicht entgegenkommen...


„Rafi!"

Basti...


Mein bester Freund kam mit einem Lehrer um die Ecke gestürmt, der Hugo sofort von mir herunternahm und mit sich schleifte. Basti blieb nun bei mir sitzen und schaute auf mich herab, genau wie ich damals bei unserem ersten Zusammentreffen...


„Hey Rafael, schau mich an. Kommst du hoch?"


„ja... denke das... geht schon..." Mit seiner Stütze biss ich die Zähne zusammen und stand auf.


„Komm mit wir müssen dich sauber machen."


Und genau wie damals folgte ich ihm diesmal ins Bad, damit er mir das Blut abwaschen konnte.
Er wischte mit immer neuen Tüchern über die Wunden. Es brannte wie die Hölle, doch als er liebevoll seine Hand auf die Wange legte, um meinen Kopf zu stützen, und mich mit dem liebevollsten Lächeln der Welt ansah, war es halb so schlimm.



„Warum Veni...?"





Liebe auf Sendung ⌨️<3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt