6- Mehr Fragen als Antworten

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~Bastians Sicht~

Es klingelte ein paar Mal, bis mich seine Stimme begrüßte.
„Hey, tut mir leid, dass du mich nicht erreichen konntest. Bitte hinterlasse eine Nachricht."
Seine Stimme ließ mein Herz höher schlagen. Doch dieser Moment hielt nicht lange. Warum ging er nicht ans Telefon? Ich entschied mich, ihm eine Nachricht über WhatsApp zu schicken und falls er innerhalb der nächsten 2 Tage nicht antwortete, würde ich zu ihm nach Hause gehen.


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Im Chat:


(B= Bastian, R=Rafael)


B: „Hey mein Bester, lange nichts von dir gehört. Wie geht es dir? Ich wollte dich anrufen, um dir zu sagen, dass unser Equipment da ist und wir uns gerne treffen können, um deins aufzubauen. Mein Setup mach ich schon fertig, deshalb wollte ich dir helfen, aber du hast nicht abgehoben. Gib Bescheid, wenn es dir besser geht und wir loslegen können. "


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Um meine Gedanken abzulenken, richtete ich bereits mein Equipment und meinen Account ein.
So konnte ich Rafael später helfen, wenn er nicht wusste, welche Einstellungen er wählen sollte und wie er sein Licht einrichten musste.


Also erstellte ich einen Account und richtete meine Einstellungen entsprechend ein. Nachdem ich auch Mikrofon und Soundboard angeschlossen hatte, war ich fast fertig. Nach ein paar Stunden Arbeit und einigen Testaufnahmen hatte ich das perfekte Setup für den Beginn unseres Projekts.
Nur bei einer Sache war ich mir noch unsicher, und zwar ob ich mit Kamera spielen sollte oder nicht. Zeigen würde ich mich nie, das habe ich von Anfang an gewusst. Nachdem ich mir die Testvideos einmal angeschaut hatte, kam ich zu dem Entschluss, auch die Handcam für den Anfang wegzulassen.
Später könnte ich sie ja anschließen.

In den letzten Stunden hat Rafael nicht geantwortet und selbst gelesen hat er die Nachricht noch nicht.
Meine Sorgen wurden immer größer und richtig freuen kann ich mich auch nicht ohne ihn.
Ich beschloss noch zu duschen und dann zu schlafen. Es war schon ziemlich spät, aber ich wollte noch nicht aufgeben, dass er vielleicht noch antworten könnte.
Also stieg ich unter die warme Dusche und ließ mir mehr Zeit als sonst. Circa eine halbe Stunde später lag ich nun trotzdem im Bett und obwohl ich es wirklich versuchte, fielen mir die Augen irgendwann doch zu und ich schlief ein.


/2 Tage später/


~ Rafael's Sicht ~



Ich habe alle Nachrichten gesehen.
Sogar seinen Anruf habe ich mitbekommen, aber ich hatte keine Zeit, ihn anzunehmen.
Neben den vielen blauen Flecken, die ich von meinem Vater bekommen hatte, bekam ich auch alle Aufgaben.
Ich kümmerte mich um den gesamten Haushalt und bediente nebenbei auch meinen Vater, der sich seit dem Verschwinden meiner Mutter entweder in seine Arbeit oder den Alkohol stürtzt.


Ich wehrte mich weder noch diskutierte ich. Ich wusste, dass das nichts bringen würde.


Ich will Bastian ehrlich antworten. Am liebsten würde ich mich jeden Tag mit ihm treffen, zocken und einfach streamen, ohne Sorgen oder Probleme.

Deshalb freute ich mich, als ich las, dass das Equipment angekommen ist, aber trotzdem wusste ich, dass es verdammt schwer wird. Ich wollte mich auch freuen, aber im Moment gibt es nichts, was mich richtig freut.
Selbst Basti bereitet mir mittlerweile Sorgen. Ich verliebe mich immer mehr. Allein wie er sich um mich kümmert, macht mich verrückt. Ich hatte das gar nicht verdient und er war so herzlich, egal was passiert. Er ist so ein positiver Mensch.


'türklingeln'


Wer war das plötzlich? Es ist Sonntagabend. Warum sollte jetzt noch jemand etwas wollen?


„Schick die weg!" plötzlich hörte ich meinen Vater aus dem Wohnzimmer schreien. Es war offensichtlich, dass er mal wieder zu tief in die Flasche geschaut hatte.


Ich ging zur Tür und öffnete sie langsam.


„Basti..." flüsterte ich geschockt.


„Hey... Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und wollte sehen, wie es dir geht. Außerdem sind unsere... "Ich musste ihn umarmen. Nicht nur, weil mein Vater uns auf keinen Fall hören sollte, sondern auch weil ich ihn einfach vermisst hatte. Es war so schwer, ihm nicht schreiben zu können und seine Nähe nicht spüren zu können.


~ Bastian's Sicht ~



Ich erwiderte die Umarmung sofort. Auf den ersten Blick sah ich, dass er sie brauchte.
Er wirkte so müde und trug trotz der Wärme lange Kleidung. Er roch nach Alkohol, allerdings nicht so, als hätte er getrunken, sondern eher so, als wären seine Kleider darin gebadet worden.
Ein paar Sekunden später lösten wir uns voneinander und ich wollte schon eintreten, als er mich blockierte und die Tür anlehnte.


„Meinem Vater geht es nicht so gut, und ich will nicht, dass du dich ansteckst. " Flüsterte er schon fast.


Okay? Also anscheinend war er wirklich krank gewesen.


Genau so leise fragte ich: „Hast du meine Nachrichten bekommen?"


„Ja, entschuldige das ich nicht geantwortet habe. Ich habe gefühlt nur geschlafen aber ich würde mich gern mit dir treffen." Antwortete er.


Gut... also er geht mir nicht aus dem Weg.


„Mach dir keinen Kopf. Ich bin nur froh das es dir gut geht also morgen 13:00 Uhr bei dir?"


„Du Bastian? Können wir mein Setup bei dir lassen? Ich hab keinen Platz." Wollte er erklären.


Ich wurde misstrauisch. Er hatte Platz das wusste ich aber okay von mir aus. Mich würde es ja nicht stören.


„Okay? Klar ich hab damit kein Problem. Dann kommst du zur Aufnahme oder zum streamen immer zu mir." Schlug ich vor. Ehrlich gesagt freute ich mich darüber. So würden wir uns oft sehen.


„Dann morgen bei dir." Sagte er nach einer kurzen Pause. „Abgemacht."


So verabschiedeten wir uns wieder voneinander, und ich fing an, die Treppe des Mehrfamilienhauses hinunter zu laufen, doch dann hielt ich schnell wieder an.


In Rafis Wohnung war es heute ziemlich laut, ich konnte die Stimme seines Vaters deutlich hören. Obwohl ich nicht genau verstehen konnte, was er sagte, war doch deutlich herauszuhören, dass er betrunken und ziemlich wütend war.


*Ihm ging es wirklich nicht gut aber nicht in der Form wie ich dachte.* dachte ich.


Nach einem kleinen Knall war wieder alles still. Ich wollte noch einmal klingeln und schauen, ob es allen gut ging, aber ich traute mich nicht. Ich wusste, was Alkohol mit Menschen anrichten kann. Mein Vater ist daran gestorben... Also ging ich weiter, aber vergessen werde ich das sicher nicht.






Liebe auf Sendung ⌨️<3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt