7- zusammen ist alles gut

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~ Rafael's Sicht ~



Um 13:00 Uhr stand ich mal wieder vor seiner Haustür.
Ich wusste nicht genau, wie ich mich in diesem Moment fühlen sollte. Auf der einen Seite hatte ich riesige Angst davor zu streamen. Ich liebte es zu zocken und wollte eigentlich immer meine Leidenschaft mit Gleichgesinnten teilen, besonders mit Bastian zusammen.
Aber ich hatte Angst, dass wir hauptsächlich in der Anfangszeit ausgelacht werden würden und außerdem fürchtete ich, wie mein Vater reagieren würde, wenn er das herausfinden würde.

Deshalb wollte ich das auch bei Basti tun. Seine Mutter hat uns immer unterstützt und war einfach eine entspannte und wundervolle Frau und Mutter.
Ich hatte einfach Angst, wie sich alles auf unsere Zukunft auswirken würde. Vor allem hatte ich Angst davor, dass er herausfinden könnte, was ich gerade durchmachen musste und was ich für ihn empfand.
Deshalb trug ich auch heute einen Pullover, wegen einer ganz speziellen Sache.
In letzter Zeit wurde mir oft alles zu viel, und in solchen Momenten konnte ich einfach nicht anders. Ich musste spüren, ob ich noch lebe, ob ich noch etwas fühle.


Auf der anderen Seite war ich so aufgeregt und voller Vorfreude, meinen besten Freund wiederzusehen. Ich war so dankbar, dass er trotzdem, dass er nicht wusste, was los war, niemals lockerließ. Bastian war einfach das Beste in meinem Leben. Ein weiterer Grund, warum ich ihn unbedingt vor der Wahrheit und vor der Zukunft beschützen musste.


Außerdem freute ich mich ein wenig darauf, das Equipment zu sehen und es auszuprobieren. Ob wir heute wohl zum ersten Mal streamen würden?



Als ich nach einer Ewigkeit endlich die Klingel betätigte, musste ich nicht einmal 2 Minuten warten, bis Bastis Mutter die Tür öffnete. Ich wunderte mich ein wenig, dass sie an einem Montag nicht arbeitete, aber schenkte dem Ganzen keine besondere Aufmerksamkeit mehr.
Sie begrüßte mich herzlich mit einer Umarmung.


„Rafael, wie schön, dass du es geschafft hast. Ich habe mich so gefreut, dich endlich mal wieder zu sehen. Bastian ist oben in seinem Zimmer und bereitet schon alles für dich vor. Er scheint sich für dich sehr viel Mühe zu geben. "


Bei ihren letzten Worten zwinkerte sie mir zu. Was meinte sie damit? Natürlich gab er sich Mühe, das tat er doch bei allem. Oder?


„Danke, Mira. Ich freue mich auch, dich zu sehen. ." Das war die einzige Antwort, die ich durch meine Verwirrung hervorbringen konnte.


„Geh doch schon mal nach oben. Ich werde euch dann etwas zu essen bringen. Ich habe mir heute extra frei genommen, um euch zu helfen, wenn ihr etwas braucht. "


Sie war genauso herzensgut wie Basti. Mir war schon immer klar, woher er sein großes Herz hatte. Also ging ich in Bastians Zimmer und wurde sofort von einer stürmischen Umarmung überrascht.


„Ich freue mich so, dass du da bist! Möchtest du dir mein Setup einmal anschauen? " rief Basti ganz ausgeregt.


Wie niedlich, dass er sich so freut. Am liebsten würde ich ihn jetzt einfach gerne küss- Moment mal?


Rafael, lass das, ermahnte ich mich selbst.


Ich freute mich direkt mit. Auf einmal fühlte es sich an, als wäre eine Last von meinen Schultern gefallen. Meine Sorgen erschienen plötzlich so klein und ich hatte mehr Motivation als schon lange nicht mehr.


*Was machst du nur mit mir Basti...*



„Klar will ich es sehen. Ich freu mich auch hier zu sein." Bastian sah mich ein wenig verwundert an. Wahrscheinlich hatte er nach allem mit der Distanz und der Funkstille nicht erwartet, mich mit Freude in der Stimme zu hören, aber innerhalb weniger Sekunden sah er mich mit freudigen Augen an. Süß...


Er zeigte mir sein ganzes Equipment und erklärte mir alles bis ins letzte kleine Detail. Er war so aufgeregt wie ein Kleinkind und ich hörte ihm gerne zu. Ich würde diese Freude für alles auf der Welt beschützen. Ich hatte mich in ihn verliebt und, auch wenn ich es verstecken musste, genoss ich jede Sekunde, die ich mit ihm verbringen konnte.


„Rafi?" Ich wurde durch seine sanfte Stimme wieder ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Ich war anscheinend kurz unaufmerksam und stand plötzlich ganz nah bei ihm. Für einige Sekunden sahen wir uns in die Augen. Ich wollte mich gar nicht von seinen eisblauen Augen lösen, genauso wenig hatte ich vor mich zu bewegen.


'räuspern'


Wir zuckten beide erschrocken zurück und sahen zu der Person an der Tür. Zu meinem Bedauern machte Bastian einen Schritt zurück.
Seine Mutter stand mit zwei wunderschön angerichteten Tellern Lasagne an der Tür und überreichte uns beiden einen Teller.


/während dem Essen/


„Willst du dann sein Setup aufbauen?" Basti fragte mich, nachdem er sich eine Gabel von der nebenbei gesagt sehr leckeren Lasagne in den Mund geschoben hatte.


„Klar gern. Du müsstest mir bloß etwas helfen." Sagte ich und er nickte eifrig.


Nach dem Essen bauten wir mein Equipment auf, und obwohl mein Kopf danach rauchte, betrachtete ich es stolz.
Ich war sehr zufrieden mit der Wahl meiner Lichter und es sah wirklich cool aus. Auch wenn es nur mit Laptops war, wirkte das Bild, das sich uns bot, äußerst professionell.


Wir betrachteten unsere beiden Setups nebeneinander stehen und schwiegen für Minuten. Keiner sagte etwas, aber ich wusste, dass wir beide spürten, dass da gerade etwas zwischen uns lag. Ich kann es nicht beschreiben, aber wir waren beide verdammt stolz. Oder wollte ich nur, dass er es auch spürt?


„Wie willst du dich eigentlich nennen?" Das war eine Gute Frage. Wie wollte ich mich eigentlich nennen?


„Honestly hab ich noch keine Ahnung. Wie heißt du denn?" entgegnete ich mit einer Gegenfrage.


„Bastian." Hmm, okay, das war einfach, aber keine schlechte Idee. Also entschied ich mich für das erste, was mir dazu einfällt.


„Rafael. Ich mach dir einfach nach. Ich hab eh keine Lust mir eine tiefgründige Bedeutung für einen Namen auszudenken." Basti stimmte mir kurz zu und nach kurzem Schweigen schlug er vor, für die restliche Zeit ein Spaßvideo zum Testen aufzunehmen. Ich hielt das für eine gute Idee, denn es stellte sich heraus, dass ich echt Schwierigkeiten hatte, in eine Kamera zu reden.
Basti konnte es perfekt. Ich wusste auch nicht, wie er das machte, doch er war einfach ein Naturtalent und man merkte, wie viel Spaß es ihm machte.
Ich war einfach glücklich, dass er glücklich war.


Außerdem fand ich schnell Spaß und Talent darin und aus einem kleinen Testvideo wurden schnell viele und aus der restlichen Zeit wurde ziemlich viel.



Wir merkten gar nicht, wie spät es geworden war, und ehrlich gesagt war ich so in Basti vertieft, dass ich mir nicht einmal Gedanken machte.


Aber als seine Mutter anklopfte und mich fragte, ob ich bleiben würde, kam alles wieder hoch. Sofort geriet ich in Panik und als auf meinem Handy auch noch verpasste Anrufe und Nachrichten von meinem Vater auftauchten, wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte.






Liebe auf Sendung ⌨️<3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt