1- Der Anfang vom Ende

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~ Bastian's Sicht ~



Letzter Sommer.


Letzter Sommer, bevor es keine Ferien mehr gibt. Bevor ich ihn nicht mehr jeden Tag sehe.


Rafael.


Rafi geht mit mir in eine Klasse und ist um genau zu sein mein Sitznachbar und zugegebener maßen meine verbotene Liebe.


Warum verboten? Weil schwul sein, in unserem Umfeld, verboten ist und ich ehrlicherweise sicher bin das er der gleichen Meinung ist wie alle andern.


Nur ich nicht. Ich bin Bastian, der 18 jährige junge, der ein Doppelleben führen muss.


Ich bin schwul und das hab ich schon früh gewusst. Spätestens als ich den 19 jährigen Rafael das erste Mal sah.


Ich hab mich direkt in ihn verguckt, selbst wenn ich ihn gar nicht kannte.



Mittlerweile kennen wir uns besser als jeder andere und machen jeden Tag, alles zusammen und heute hat der letzte Sommer angefangen, bevor uns das genommen wird.


Rafi scheint das gar nicht so bewusst zu sein ,denn er macht sich keine Gedanken darüber und versucht mit aller Kraft und Überzeugungsarbeit mich auch davon abzubekommen.


Ich liebe ihn für diese Art. Ich meine ich liebe ihn für alles aber diese Gedankenlosigkeit und diese Leichtigkeit, mit der er sein Leben lebt und diese auch ausstrahlt, ist etwas ganz besonderes.


Trotzdem funktionierte es nicht sonderlich denn abgesehen davon dass ich ihn als meinen besten Freund verlieren könnte weiß ich, das sollten wir Kontakt verlieren würde ich niemals über ihn hinwegkommen.



„Bastian? Hallo? Hey!" Hörte ich eine Stimme immer lauter meine Gedanken Unterbrechen.


„Hörst du mir überhaupt zu?" Auf einmal war seine Stimme wieder ganz klar und ich erschrak ein wenig, was ich mir natürlich niemals anmerken lassen würde.


„Mh? Oh sorry Rafi. Ich war völlig in Gedanken haha" versuchte ich halbwegs konzentriert rüber zu bringen.


„Man hat's gemerkt. Ich hab darüber philosophiert wie wir unseren Sommer verbringen wollen. Was ist denn wichtiger als das?" Man hörte den leichten Sarkasmus in seinem ernsten und leicht aufgeregtem Ton.


Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich kann ja nun schlecht antworten das ich Angst habe ihn zu verlieren ,weil ich seit Jahren unsterblich in ihn verliebt bin.


*Okay Bastian, mach die Pause nicht noch auffälliger.* Dachte ich mir und ließ mir schnell was einfallen was ihn eigentlich nicht viel hinterfragen lassen würde.


„Ich habe tatsächlich über das selbe nachgedacht und wollte dich in ein paar Sekunden das selbe fragen."


Shit das war zu spezifisch.


„Ahja, nagut.. was sind denn deine Vorschläge?" Er hat Zweifel an meiner Aussage. Ganz eindeutig. Trotzdem war ich froh das er es nicht weiter hinterfragt.


„Wie wäre es wenn wir endlich an unserem Ziel arbeiten? Wir könnten unser Zeugnisgeld zusammenlegen und uns dafür die notwendigen Materialen kaufen."


Rafi und ich wollen schon lange damit anfangen. Unser Ziel war es zu streamen. Um genau zu sein Minecraft Streamer zu werden.


Als er aus Österreich hier her gekommen war und wir uns kennenlernten, haben wir schnell unsere gemeinsame Leidenschaft fürs zocken und insbesondere Minecraft gefunden.
Seit dem unterhielten wir uns viel über diese und jene Streamer und Youtuber und all mögliche Themen die zocken betrafen. Schnell kamen wir auf die Idee dass das unser Ziel sein würde.


Jedoch hatten wir Angst vor den Reaktionen der anderen wenn sie das rausfinden würden, weshalb ich auf jeden Fall unerkannt bleiben wollte.
Trotzdem gab es Risiken und so schoben wir das Thema immer wieder auf aber jetzt war es doch perfekt. Wir hatten das letzte Mal in unserem Leben so viel Zeit und selbst wenn Kommentare und Sticheleien kommen würden wäre es das letzte Jahr.


„ Ich weiß nicht. Wir wissen nicht mal genau was wir brauchen und was das passende für uns ist."


Ich hörte sofort das er sich nicht nur nicht sicher war sondern stark zweifelte.


„Dann setze ich mich damit auseinander und nächste Woche treffen wir uns und fangen mit den Vorbereitungen an." Schlug ich vor.


Ich wollte es mehr denje. Jetzt oder nie.


„Nagut. Aber nur weil du's bist und nur fürs Protokoll... Ich hasse dich jetzt schon Bastian." Am Ende lachte er sogar ein wenig, was mich nun anspornte ihn mehr überzeugen zu wollen.


An seiner Straße verabschiedeten wir uns ,mit einer Umarmung in der ich für einen Bruchteil einer Sekunde meine Augen schloss und einfach alles von ihm aufnahm.


Ich lief, nach dem wir uns getrennt haben, die paar Minuten zu mir nach Hause.



Liebe auf Sendung ⌨️<3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt