Als ich nach Hause komme, ist die Wohnung stiller als sonst. Normalerweise würde ich diese Ruhe genießen, denn sowas kommt nicht oft vor, aber heute drückt sie auf mich, wie eine schwere Decke, die mich daran hindert, frei zu atmen. Ich schließe die Tür hinter mir und lehne mich für einen Moment dagegen, die Augen geschlossen. Jay's Worte kreisen weiterhin in meinem Kopf, und obwohl ich versucht habe, sie zu ignorieren, bleiben sie hartnäckig.
Ich bewege mich mechanisch durch die Wohnung, schalte das Licht an, stelle meine Tasche ab, setze mich aufs Sofa. Aber meine Gedanken kehren immer wieder zu Jay zurück. Die Art, wie er mich angesehen hat, als er mir seine Gefühle gestand, war so ehrlich, so verletzlich. Es war, als hätte er sein ganzes Herz auf dem Tisch vor mir ausgebreitet und mir die Entscheidung überlassen, was ich damit tun soll.
Ich greife nach meinem Handy, öffne unsere Chat-Verläufe. Es gibt so viele Nachrichten, die wir uns über die Zeit geschickt haben, so viele Erinnerungen, die wir miteinander teilen. Aber jetzt fühlt sich alles anders an. Jeder Witz, den wir uns erzählt haben, jede Ermutigung vor einem Auftritt, jedes Gespräch, das wir geführt haben, all das wird jetzt von diesem neuen Wissen überschattet.
Ich scrolle durch die Nachrichten, bleibe bei einem Bild hängen, das wir vor ein paar Monaten gemacht haben. Wir stehen nebeneinander, beide lachen wir in die Kamera. Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, wie wir uns zueinander lehnen, wie sein Arm locker um meine Schulter liegt. Jetzt frage ich mich, ob er damals schon diese Gefühle hatte. Hatte er die ganze Zeit über versucht, es mir zu sagen, ohne dass ich es bemerkt habe?
Ich lege das Handy zur Seite und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Warum ist das alles so kompliziert? Warum konnte es nicht einfach bleiben, wie es war? Ich weiß, dass ich mir die Frage nicht stellen sollte, aber sie kommt immer wieder hoch.
Vielleicht liegt es daran, dass ich nie über meine eigenen Gefühle nachgedacht habe. In unserer Gruppe war ich immer derjenige, der sich um alle kümmert, der sicherstellt, dass alles reibungslos läuft. Aber ich habe nie in Frage gestellt, was ich wirklich will, was ich fühle. Jetzt, wo Jay mir seine Gefühle offenbart hat, zwingt er mich, auch meine eigenen zu hinterfragen.
Ich schließe die Augen und versuche, mir eine Zukunft vorzustellen, in der wir beide zusammen sind – nicht nur als Bandkollegen oder Freunde, sondern als mehr. Doch so sehr ich es versuche, das Bild bleibt verschwommen, unklar. Es ist nicht so, dass ich es mir nicht vorstellen könnte, aber es ist so anders, so neu, dass ich einfach nicht weiß, wie ich es einordnen soll.
In der Gruppe herrscht eine Dynamik, die so fein austariert ist, dass jede Veränderung, und sei sie noch so klein, alles durcheinanderbringen könnte. Was wird passieren, wenn die anderen es herausfinden? Wie wird sich das auf unsere Arbeit auswirken, auf unsere Freundschaft?
Aber es gibt auch eine andere Frage, die ich mir stellen muss....
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Als kleine Entschädigung, dass letzte Woche kein Chapi kam, heute mal ein längeres mit einem wundervollem Cut wie immer:) Ich hoffe es geht euch soweit gut.
~Hanna
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𝐬𝐰𝐞𝐞𝐭 𝐯𝐞𝐧𝐨𝐦 | ʰᵉᵉᵈᵘᵒ
FanfictionDoch plötzlich sehe ich einen Tweet, der meine Aufmerksamkeit erregt. Er ist von einem Account mit so einer grünen Eule als Bild. Anscheinend ist er oder sie oder vielleicht doch etwas ganz anderes, ein Fan von mir. Und somit herzlich willkommen zu...