Kapitel 20: Stich ins Herz

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Die nächsten Wochen verflogen im Nu. Ich hatte zwischen dem Training und den ständigen Missionen kaum Zeit für mich gehabt. Ich saß mit Ghost, König, Price, Soap und Keegan im Aufenthaltsraum und genoss gemeinsam mit ihnen den ruhigen Abend.

,,Endlich mal ein paar Tage Ruhe", stöhnte Soap.

Keegan nickte und meinte: ,,Gott sei Dank. Die letzten Wochen waren die Hölle."

Die anderen pflichteten ihm bei. Die letzten Wochen waren wirklich die Hölle gewesen. Ich nippte an meinem Bier und lehnte mich in die Couch zurück. Die anderen waren in einem Gespräch darüber, wie sie die freien Tage wohl verbringen würden. Ich hörte ihren Gesprächen zu und lächelte leicht. Es tat gut, einfach mal zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.

,,Ich werde wahrscheinlich die freie Zeit nutzen, um einfach nur zu liegen und nichts zutun", meinte König.

Ich lachte leise und sah ihn an. Meine Augen funkelten belustigt. Als sich unsere Blicke trafen, grinste er und zuckte mit den Schultern. Ghost ließ seinen Blick zwischen mir und König hin und her wandern. Seine Eifersucht war deutlich spürbar. Ich sah Ghost an, unsere Blicke trafen sich. Er zog die Augenbrauen hoch, doch ich schüttelte den Kopf.

,,Ich werde die freien Tage einfach nur genießen. Wie wird sich zeigen. Ich bin da spontan", meinte ich.

Price sah mich an und lachte kurz. Er hob sein Bier in meine Richtung und ich grinste nur leicht. Es war entspannt, trotz das Ghost eifersüchtig war. Er wusste nicht, dass König und ich uns schon länger kannten, selbst vor meinem Eintritt ins Militär. Und was er erst recht nicht wusste war, dass ich vor meiner letzten Mission und meiner Nahtoterfahrung was mit ihm hatte. Um ehrlich zu sein, war ich nicht besonders scharf darauf, zu erfahren, was passieren würde, wenn Ghost diese Information wüsste.

,,Klar, du und spontan. Wen willst du verarschen?", fragte König grinsend.

,,Hey! Was soll das jetzt heißen?", fragte ich und sah ihn gespielt empört an.

König lachte nur und meinte dann: ,,Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals spontan warst."

Ghost sah König misstrauisch an und meinte leise, dennoch ziemlich genervt: ,,Und woher weißt du das so genau?"

König und ich wandten unseren Blick zu Ghost. Ich betete, dass König keine dummen Kommentare abgeben würde. Ghost fixierte König mit seinen braunen Augen, in denen Misstrauen und Eifersucht funkelten. König grinste frech, als er dies bemerkte.

,,Was ist denn los Lieutenant? Bist du etwa...eifersüchtig auf mich und Ally?", fragte König spöttisch.

Ghost's Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er knurrte leise. Dann lachte er kalt und spöttisch auf.

,,Warum sollte ich eifersüchtig sein? Wegen ihr? Ha niemals!", meinte er kalt und zuckte arrogant mit den Schultern.

Autsch...das tat weh. Mein Herz schmerzte nach diesen Worten...doch ich schaffte es, mir nichts anmerken zu lassen. König grinste breit und sah dann zu mir.

,,Dann wird er wohl keine Probleme damit haben, wenn wir beide die freien Tage miteinander verbringen?", fragte er mich.

Ich wandte meinen Blick zu König. Nachdenklich sah ich ihn an und nickte dann. Wenn Ghost so war...tja dann Pech. Entweder man war ehrlich oder man ließ es. Aber dann musste man sich nicht wundern, wenn ich ebenfalls so reagierte.

,,Nu uh. Ich denke, es geht klar. Lass uns die Tage gemeinsam verbringen. Wir hatten lange keine Zeit mehr für uns", antwortete ich und grinste leicht.

König nickte und nippte an seinen Bier, bevor er sich in die Couch zurück lehnte. Auch ich machte es mir wieder bequem und vermied den Blick zu Ghost.

Ein paar Stunden später sah ich gähnend auf die Uhr. Es war bereits nach Mitternacht und ich stand auf.

,,Alles klar Leute. Ich bin für heute raus. Bin echt platt. Wir sehen uns dann morgen", meinte ich.

Die anderen wünschten mir eine gute Nacht und ich verließ den Aufenthaltsraum. Als ich die Gänge in der Basis entlang wanderte, war es bereits ziemlich ruhig. Die anderen Soldaten waren bereits in ihren Zimmern und schliefen wahrscheinlich. Ich schlenderte um die Ecke und ging zum Zimmer, welches ich mir nach wie vor mit Ghost teilte. Nachdem ich dieses betreten und die Türe geschlossen hatte, ließ ich mich müde auf mein Bett fallen.

Meine Gedanken ließen mir jedoch keine Ruhe zum Schlafen. Immer wieder drangen Ghost's Worte in mein Kopf. Und immer wieder jagte der Schmerz durch mein Herz. Ab da erkannte ich es wirklich: ich hatte mich in Ghost verliebt. Genau das, was ich vermeiden wollte.

,,Ach scheiße! Wieso gerade jetzt...und wieso er...ich will das nicht", murrte ich und legte einen Arm über meine Augen.

,,Was willst du nicht?", fragte jemand.

Erschrocken fuhr ich hoch und sah Simon an der Wand neben der Türe gelehnt stehen. Ich hatte ihn nicht mal reinkommen hören. Er sah mich kalt an...so wie in der Anfangszeit.

,,Scheiße Ghost...erschreck mich doch nicht so", sagte ich leise.

Simon schnaubte, stieß sich von der Wand ab und trat näher zu mir. Sein Körper war angespannt, soviel konnte ich erkennen.

,,Was. Willst. Du. Nicht?", fragte er erneut.

Ich biss mir auf die Unterlippe und meinte dann schroff: ,,Dich lieben was sonst?!"

Ghost's Blick wechselte von Kalt kurz auf Verwunderung und wurde kurzzeitig weicher, bevor er seine kalte Maske wieder bekam.

,,Ich kann dir eins sagen Moonie: ich würde dich niemals lieben. Sieh dich an...perfekt, wunderschön und doch nur ein Spielzeug", meinte er herablassend.

Der Schmerz saß tief und tat unfassbar weh. Schlagartig wurde ich kalt und meinte dann spöttisch: ,,Ach ja? Hat sich vor ein paar Tagen anders angehört. Aber keine Angst...wer würde dich schon lieben. Sieh dich doch mal an: überall Narben und versteckst dich hinter der Maske. Obendrein bist du kalt, emotionslos und arrogant. Einfach abartig."

Ghost knurrte wütend und funkelte mich böse an. Doch das war mir egal. Ich wollte nicht zulassen, dass ich alleine litt. Wer austeilte, musste auch einstecken können.

,,Pass auf, was du sagst", meinte er drohend.

,,Oder was?! Glaubst du, ich habe Angst vor dir? Ha niemals!", konterte ich und sah ihn wütend an.

Ghost trat näher und sprach bedrohlich leise: ,,Du solltest Angst vor mir haben...denn ich könnte dich in sekundenschnelle umbringen...wenn ich wollte."

Ich schnaubte verächtlich und ließ mich ins Kissen zurück fallen. Schweigend sah ich zur Decke hoch und versuchte, meinen Schmerz und meine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Simon war stehen geblieben, seine Miene kalt wie Eis und man konnte nicht erahnen, was er dachte. Dann ging er zu seinem Bett, legte sich ebenfalls hin und schaltete das Licht aus. In der Stille und der Dunkelheit des Zimmers lagen wir einfach schweigend da. Es war das erste Mal seit ich hier war, dass die Stille unangenehm und angespannt war. Doch irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Hass, Freundschaft, Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt