Ohne Vorwarnung

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Die Stimmung war schon den ganzen Morgen angespannt. Als Tom durch die Tür trat, konnte ich kaum glauben, dass er es gewagt hatte, die ganze Nacht verschwunden zu sein, ohne sich bei mir zu melden. Mein Kopf war ein Durcheinander von Sorgen und Misstrauen, und je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich.

Tom schlurfte müde in die Küche, wo ich mit meiner Kaffeetasse saß. Er sah aus, als hätte er kaum geschlafen, aber in mir war keine Spur von Mitleid. Stattdessen überkam mich die pure Wut, die ich seit Stunden angestaut hatte.

„Guten Morgen," sagte er beiläufig, als wäre nichts gewesen.

„Morgen," erwiderte ich knapp, meine Stimme eiskalt. Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem Kaffee und setzte die Tasse mit einem lauten Knall auf den Tisch.

Er bemerkte die Spannung sofort. „Val, was ist los?"

„Was los ist?" Ich stand abrupt auf, und die Stühle kratzten laut über den Boden. „Du warst die ganze Nacht weg und hast mir nicht einmal Bescheid gesagt, Tom! Ich habe mir Sorgen gemacht!"

Tom seufzte und rieb sich müde die Augen. „Ich war nur mit den Jungs unterwegs. Ich dachte, du wüsstest das. Es war laut, und ich wollte dich nicht belästigen."

„Belästigen? Glaubst du, ich fühle mich belästigt, wenn du mir einfach sagst, wo du bist?" Die Wut kochte in mir hoch, meine Hände zitterten. „Was zur Hölle soll das, Tom? Warum warst du die ganze Zeit bei Heidi? Ich habe gesehen, wie sie mit dir geflirtet hat!"

Seine Augen verdunkelten sich. „Heidi? Val, sie ist eine Bekannte. Das war harmlos. Du übertreibst maßlos."

„Ich übertreibe?" Ich lachte bitter auf, das Geräusch war scharf und schmerzte sogar in meinen eigenen Ohren. „Weißt du, was übertrieben ist, Tom? Wenn dein Freund die ganze Nacht mit einer anderen Frau verbringt und sich dann nicht einmal meldet. Das ist übertrieben!"

„Verdammt nochmal, Val! Es ist nichts passiert!" Tom schlug mit der Faust auf den Küchentisch, und das Geschirr klapperte bedrohlich. „Ich kann es nicht fassen, dass du mir so wenig vertraust! Nach all den Jahren!"

„Ja, vielleicht vertraue ich dir nicht mehr!" schrie ich zurück, meine Stimme überschlug sich. „Vielleicht, weil du mir keinen Grund gibst, dir zu vertrauen! Du hast dich verändert, Tom. Du bist nicht mehr derselbe, der du früher warst. Früher hättest du mich nie so im Dunkeln gelassen!"

„Und du bist auch nicht mehr dieselbe," zischte er, seine Augen verengt vor Wut. „Du machst aus allem ein Drama. Jede Kleinigkeit wird von dir aufgeblasen, bis es nicht mehr auszuhalten ist!"

„Weißt du, was nicht mehr auszuhalten ist?" Ich griff nach der erstbesten Sache, die ich in die Finger bekam – eine halb leere Kaffeetasse – und warf sie gegen die Wand. Die Tasse zerschellte laut, und der Kaffee spritzte in alle Richtungen. „Das hier! Diese beschissene Beziehung, in der ich ständig Angst haben muss, dass du mir etwas verheimlichst!"

Tom wich zurück, als wäre er selbst von der Wucht meiner Worte getroffen. Sein Blick war voller Zorn und Schmerz. „Das ist es also für dich? Eine beschissene Beziehung?"

Ich schnaubte verächtlich. „Ja, Tom. So fühlt es sich an, wenn ich dir nicht mehr vertrauen kann. Wenn ich jede Nacht wach liege und mich frage, ob du gerade bei jemand anderem bist."

Er schüttelte ungläubig den Kopf und trat näher an mich heran. „Das ist krankhaft, Val. Du bist paranoid. Du siehst Gespenster, wo keine sind!"

„Oh, also bin ich jetzt verrückt?" Ich griff nach einem Teller und warf ihn in seine Richtung, doch er duckte sich im letzten Moment, und der Teller zerbrach hinter ihm am Boden. „Das ist dein Ernst, Tom? Ich bin paranoid, weil ich Angst habe, dich zu verlieren?"

„Ja!" schrie er zurück, seine Stimme bebte vor Zorn. „Das bist du! Du drehst durch, Val! Das hier ist nicht normal! Du willst mir unterstellen, dass ich dich betrüge, obwohl ich die ganze Zeit nur bei den Jungs war! Was soll ich denn noch machen?"

„Vielleicht aufhören, mich wie den letzten Dreck zu behandeln!" Ich griff nach einer Vase auf dem Tisch und schleuderte sie in seine Richtung. Sie verfehlte ihn nur knapp und zerbrach auf dem Boden in tausend Stücke. „Vielleicht anfangen, ehrlich zu mir zu sein, Tom!"

In dem Moment explodierte etwas in ihm. Ohne Vorwarnung stürzte er auf mich zu, und bevor ich mich versah, spürte ich seine Hand auf meiner Wange. Der Schlag war hart, und der Schmerz durchzuckte mein Gesicht. Ich taumelte zurück, völlig fassungslos.

„Verdammt, Valerie!" schrie er, doch in seinen Augen spiegelte sich sofortige Reue. Er sah seine Hand an, als könnte er selbst nicht glauben, was er gerade getan hatte. „Scheiße... Scheiße!"

Ich hielt mir die Wange, unfähig, etwas zu sagen. Die Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich weigerte mich, sie zuzulassen. Nicht vor ihm.

Tom wirbelte herum, seine Hände fuhren durch seine Haare, bevor er plötzlich zur Tür stürmte. „Ich kann das nicht mehr!" brüllte er, bevor er die Tür aufriss und mit einem lauten Knall hinter sich zuwarf.

Die Stille, die er hinterließ, war erdrückend. Ich stand einfach nur da, meine Wange brannte, und die Scherben der zerbrochenen Gegenstände lagen überall verstreut auf dem Boden. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und die Tränen, die ich zurückgehalten hatte, bahnten sich jetzt unaufhaltsam ihren Weg.

Mein Model {T.K}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt