Mein Model {T.K}

Legende

Auf dem Weg nachhause war ich noch einkaufen. Natürlich haben mich Leute erkannt und mir ihre Entschuldigung an den Kopf geworfen. Hätten die sich auch sparen können. Ja toll, mein Freund hat mich betrogen und jetzt?

Zuhause hab ich mich mit einer Flasche Rotwein und einer Packung Schokoladen Eiscreme auf meine Couch gesetzt und gossip Girl geguckt. Jetzt bräuchte ich Sam... Kleine Schwestern sind immer gut im aufmuntern. Aber sie ist in Deutschland, mit Gustav und deren Tochter. Bei ihnen sieht das so einfach aus. Womöglich weil sich nicht Heidi Klum an ihn rangemacht hat.

Ich merkte gar nicht, dass ich weinte, bis mir die Tränen, die meine foundation mit abgelöst hatten, in mein Weinglas flossen. Welches ich verzweifelt an meine Wange hielt. Trotz allem versuchte ich sie anzurufen.

„Hey Val," sagt sie als sie rangeht, man hört ihre Tochter spielen im Hintergrund.

„Stör ich?" Frage ich, betend das ich es nicht tue.

„Nein... Du hörst dich an als hättest du geweint. Was los?"

„Tom... und ich wurde gekündigt... Es ist einfach alles zu viel," antworte ich.

„Oh mein Gott... Val du musst doch bitte mit Tom abschließen! Er hat dich betrogen! Ergo er hat mehr Interesse an Fräulein Klum als an dir!" sagt sie.

„Das war ganz schön hart, Sam... Sogar für dich."

„Einer muss es dir sagen... Es tut mir leid, Maus... Aber du musst mal raus da. Pause von allem machen," sagt sie.

„Und wie stellst du dir das vor? Soll ich einfach so Urlaub machen? Wer macht den sowas?"

„Viele... Wenn nicht sag Bescheid und ich flieg nach Amerika. Dann... weiß nicht bist du wenigstens nicht allein," schlägt die vor.

„Was ist mit Mia?" frage ich.

„Gustav kann doch auf sie aufpassen," sagt sie. „Es wird alles gut, Valerie... Ich verspreche es dir..."

„Du hast recht... Ich muss einfach... Tom zeigen was er verpasst!"

„Nein! Du musst erstmal runter kommen!"

„Danke Sam... Du weißt immer was du sagen musst."

„Hallo?! Du hörst gar nicht zu!"

„Okay, Dankeschön! Liebe dich, bis dann," sage ich.

„Was? Valerie-„  doch ich lege auf.

Wenn ich es ihm zeige, dass ich auch ohne ihn kann, kommt er vielleicht zurück. Doch dann wird mir erst eins klar... Ich hab doch gar keine Chance gegen Heidi. Außerdem könnte sie meine Mutter sein. Wenn sich eine Frau in meinem Alter an Tom ranmacht, würd ich das ja nachvollziehen können... Aber Heidi ist Ende vierzig.

Ich starrte auf mein halb leeres Weinglas und schüttelte den Kopf. "Was ist eigentlich los mit mir?", murmelte ich leise vor mich hin. Ich versuchte, mich zu beruhigen, doch in meinem Inneren tobte ein Sturm. Der Gedanke, dass ich gegen eine Frau wie Heidi Klum antreten müsste, war einfach absurd. Sie war erfolgreich, wunderschön und, seien wir ehrlich, eine Legende. Ich hingegen? Arbeitslos, betrogen und heulend auf meiner Couch mit einer Flasche Rotwein als Gesellschaft.

Ich griff nach dem Eis, nahm einen großen Löffel und starrte wieder auf den Bildschirm. Blair Waldorf wäre jetzt definitiv nicht in so einer Situation. Sie würde nicht weinen. Sie würde einen Plan schmieden. Und das sollte ich auch tun. Ich brauchte eine Strategie. Ein Comeback, das Tom zeigen würde, was er verloren hatte.

„Pause machen", hatte Sam gesagt. Einfach mal abschalten. Aber konnte ich das wirklich?

Der Gedanke ließ mich nicht los, und während ich über alles nachdachte, griff ich erneut nach meinem Handy. Ohne groß zu überlegen, öffnete ich die Flugsuch-App und tippte „Deutschland" ein. Es war verrückt, einfach so ins Flugzeug zu steigen, aber vielleicht war genau das die Lösung. Eine neue Umgebung, weit weg von allem, und vielleicht... nur vielleicht... würde ich dann klarer sehen.

Ein paar Klicks später sah ich die Flüge vor mir. Ein Ticket nach Berlin wäre nicht so teuer. Und Sam hatte doch schon angeboten, dass ich kommen könnte. Vielleicht war das tatsächlich der richtige Schritt.