Blumenstrauß

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Ich saß noch immer auf dem Stuhl, das Dröhnen der zugeknallten Tür in meinen Ohren, und starrte ins Leere. Die Zeit verging träge, zäh wie Honig, und meine Gedanken wirbelten um das, was gerade passiert war. Bills Entschlossenheit war beruhigend gewesen, doch in mir regte sich Zweifel. Was, wenn Tom sich nicht entschuldigte? Was, wenn alles nur noch schlimmer wurde?

Die Minuten vergingen, und ich verlor das Gefühl für die Zeit. Es fühlte sich an, als wäre ich in einer Blase, isoliert von allem. Doch irgendwann, als die Sonne bereits tiefer am Horizont stand und die Schatten länger wurden, hörte ich Schritte vor der Tür. Diesmal war es nicht Bill.

Ein Klopfen. Sanft, fast zögerlich.

Ich wusste, wer es war, noch bevor ich zur Tür ging. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und meine Hände zitterten, als ich den Türknauf umfasste und die Tür langsam öffnete.

Da stand er. Tom. Mit einem riesigen Strauß bunter Blumen in der Hand, seine Augen suchten verzweifelt nach meinem Blick. Sein Gesicht war bleich, die sonst so markanten Züge wirkten weicher, verletzlicher.

„Val...", begann er, seine Stimme rau und brüchig, als hätte er die letzten Stunden damit verbracht, gegen seine eigenen Gedanken zu kämpfen. „Bitte, lass mich erklären... Es tut mir so leid. Ich weiß, dass Worte das nicht wiedergutmachen können, aber ich werde alles tun, um das richtigzustellen. Alles."

Ich starrte ihn an, regungslos. Die Blumen, die er mir fast schüchtern hinhielt, waren wunderschön, doch es war schwer, sie zu sehen. Stattdessen drängten sich die Bilder des gestrigen Abends in meinen Kopf – sein Gesicht, verzerrt vor Wut, seine Hand, die sich auf mich niederließ, der Schmerz, der gefolgt war.

„Ich... ich war nicht ich selbst", fuhr er fort, als ich nichts sagte. „Es ist keine Entschuldigung, ich weiß. Aber ich liebe dich, Val. Ich liebe dich mehr, als ich jemals jemanden geliebt habe, und ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe. Es war ein schrecklicher Fehler, und ich werde alles tun, um es wieder gut zu machen."

Seine Stimme brach, und zum ersten Mal sah ich die Tränen in seinen Augen. Er war immer so stolz gewesen, so stark, und doch stand er jetzt vor mir, gebrochen, hilflos.

Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Es wäre so einfach gewesen, ihm zu vergeben, ihm zu glauben. Ein Teil von mir wollte es – der Teil, der ihn immer noch liebte, trotz allem. Doch der andere Teil, der Teil, der verletzt war, der nicht vergessen konnte, was er getan hatte, schrie innerlich.

„Tom", begann ich leise, und ich sah, wie sich Hoffnung in seinen Augen spiegelte. „Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich sehe es, und ich will dir glauben. Aber es ist nicht so einfach."

Er trat einen Schritt näher, die Blumen immer noch in seiner Hand. „Ich weiß, Val. Und ich werde dir beweisen, dass ich mich ändern kann. Bitte, gib mir die Chance, das wiedergutzumachen."

Ich sah ihn an, ließ die Worte in meinem Kopf nachhallen. Und dann nickte ich langsam, ließ ein kleines Lächeln auf meine Lippen schleichen, obwohl mein Inneres ganz anders fühlte.

„Okay", sagte ich schließlich, fast flüsternd. „Aber du musst dir wirklich Mühe geben, Tom. Es wird Zeit brauchen."

Sein Gesicht erhellte sich, und er trat noch einen Schritt näher. „Danke, Val. Ich verspreche dir, ich werde alles tun. Alles."

Ich nahm die Blumen entgegen, hielt sie in meinen Händen und sah zu, wie Tom sich langsam entspannte. Er glaubte, dass alles wieder gut werden würde. Dass ich ihm verziehen hatte.

Doch tief in mir wusste ich, dass es nicht so einfach war. Der Schmerz, den er mir zugefügt hatte, war tief, und egal, wie viele Blumensträuße er mir brachte oder wie oft er sich entschuldigte, ich würde das nicht vergessen können.

Er blieb noch eine Weile, sprach davon, wie er sich ändern würde, wie er alles wieder in Ordnung bringen wollte. Ich lächelte an den richtigen Stellen, nickte, sagte ihm, dass es Zeit bräuchte, dass wir es langsam angehen sollten. Und er stimmte zu, glücklich, dass ich ihm anscheinend verziehen hatte.

Als er schließlich ging, mit einem letzten, zögernden Kuss auf meine Stirn, ließ ich die Blumen auf den Tisch fallen. Mein Blick blieb auf ihnen hängen, wie sie da lagen – wunderschön, frisch, doch in meinem Inneren regte sich nichts. Keine Freude, keine Hoffnung. Nur Leere.

Ich setzte mich zurück an den Tisch, legte meine Hände in den Schoß und starrte in die Dunkelheit, die draußen über die Stadt zog.

Ich hatte ihm vergeben. Zumindest hatte ich so getan.

Doch die Wahrheit war, dass ich ihm nie wirklich verzeihen würde.

Mein Model {T.K}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt