Sie müssen lernen, das Wundervolle im Alltäglichen zu sehen

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The earth has music for those who listen.
(George Santayana)


~*~

„Warum guckst du so entgeistert?"

Doofe Frage, Rachel, ganz doofe Frage!

Nervös machte ich mich daran, hinter der Bar etwas aufzuräumen,, damit meine Hände beschäftigt waren und ich wirkte, als hätte ich auf ihn gewartet. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick immer wieder in seine Richtung huschte, um ihn dabei zu beobachten, wie er aus seiner schwarze Jacke schlüpfte und sich interessiert, aber auch suchend umsah.

„Erde an Keela, bitte melden!", versuchte sie es erneut, wobei sie sogar mit ihrer Hand vor meinem Gesicht wedelte, um meine Aufmerksamkeit endlich wieder auf sie zu lenken.

„Mmh?", machte ich nur, unfähig meine Augen bei ihr zu behalten – Tom hatte mich nämlich allen Anschein nach entdeckt, denn ein Lächeln zierte seine Lippen, während er, mit der Jacke lässig unter dem linken Arm geklemmt, die Bar und damit mich ansteuerte. Jetzt begriff auch Rachel, dass sich der Grund meiner Aufregung hinter ihr befand. Schwungvoll drehte sie sich auf ihrem Hocker herum, verzog das Gesicht zu einem ungläubigen Staunen, ruckte den Kopf wieder in meine Richtung und formte mit den Lippen ein lautloses „Da ist Tom Hiddleston!"

Ach echt? Danke, dass du mich aufklärst, das wäre mir nun nicht aufgefallen ...

Krampfhaft suchte ich nach einer neuen, unwahrscheinlich wichtigen Aufgabe – doch es war eh schon zu spät. Tom hatte sich ab der Bar niedergelassen und die Jacke auf den freien Hocker zwischen ihm und Rachel abgelegt. Noch immer lächelnd versuchte er, meinen scheuen Blick einzufangen, als wolle er mich nicht mit Worten von meiner Arbeit abhalten. Doch dieses Mal konnte ich mich seinen Augen nicht entziehen ... er war wegen mir, wegen meiner Einladung an ihn hier ...

Quatsch! Er wollte einfach nur den Kaffee, den ich ihm zu Recht schuldete! Mit diesem Gedanken riss ich mich aus meiner Starre und brachte es sogar zu Stande, dass meine Stimme nicht zitterte, als ich ihn ansprach. „Willkommen im O'Sheas! Was genau darf ich Ihnen nun anbieten? Kaffee, Tee oder soll ich doch lieber die Rechnung für die Reinigung des Mantels übernehmen?"

Rachel starrte mich mit aufgerissenen Augen an, vorwurfsvoll, als hätte ich ein Verbrechen begangen. Gut, vermutlich hatte ich das in ihrem Verständnis von Freundschaft auch, schließlich hatte ich die ganze Mantel-Kaffee-Sache mit keinem Wort ihr gegenüber erwähnt. Tom war einfach zu schnell hier aufgetaucht, gerade einmal eine knappe Stunde war seit dem Vorfall vergangen.

„Nein, das ist nicht nötig! Ich begnüge mich mit einem Kaffee. Man hat mir gesagt, er wäre hier besser als bei Starbucks ...", beantwortete Tom meine Frage mit einem freundlich zurückhaltenden Lachen. Seine Bemerkung ließ mich schmunzeln. „Wer behauptet denn so etwas?", antwortete ich ihm durchaus selbstironisch, musste dann sogar lachen, als er mit einem Zwinkern erwiderte: „Eine gewisse Lady, die ich erst vor kurzem kennen gelernt habe. Sie hat eine interessante Strategie, die Kunden der Konkurrenz mit vollem Körpereinsatz in ihren eigenen Laden zu bekommen"

„Mooooment mal! Ich dachte, Sie hätten nicht auf den Weg geachtet und sind in mich gelaufen – nicht andersrum!", konterte ich sogleich mit gespielter Empörung. Währenddessen bediente ich mit routinierten Handgriffen die Kaffeemaschine, um Toms Bestellung zuzubereiten. Schnell war die weiße Porzellantasse mit dem schwarzem Getränk gefüllt und ehe ich sie vor Tom abstellte, legte ich noch ein kleines Buttergebäckstück auf den Unterteller. Außerdem bot ich noch ein kleines Kännchen mit Milch und eine Zuckerdose an, die er beide dankend ablehnte.

Ehe er auf meine anklagenden Worte eingehen konnte, mischte sich Rachel in das Gespräch. „Woah, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist ... hast du ... haben Sie ihr irgendwelche Drogen untergeschoben? Keela bekommt meist nichtmal den Mund auf und jetzt bekommt sie ihn gar nicht mehr zu!", fragte sie an Tom gerichtet, grinste ihn aber sogleich an, nur um ihn dann die Hand entgegen zu strecken und sich selbst vorzustellen, „Rachel Summers"

Remember When It Rained | Tom HiddlestonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt