Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?
(Vincent van Gogh)
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Projekt: Tom-vergessen gelang mir in der darauffolgenden Woche erstaunlich gut. Vermutlich, weil ich einfach wahnsinnig viel um die Ohren hatte.
Am Montag trommelte Sam meine Kollegen und mich zusammen, um uns schlechte Neuigkeiten zu überbringen. Die Brandschutz-Versicherung weigerte sich vorerst zu zahlen, weshalb es ein langer Weg werden würde, an neues Geld zu gelangen. Und ohne Geld würden wir uns nicht einmal in ein anderes Theater einmieten können. Und selbst wenn ... wir hatten keine Kostüme mehr, keine Requisiten, kein Bühnenbild, nichts! So war es nicht weiter verwunderlich, dass Sam uns nahelegte, uns nach einer neuen Anstellung umzusehen. Er wusste selbst nicht, wann – und ob – er den entstandenen Schaden behoben hatte.
Zumindest bei John hatte ich Glück. Ohne groß darüber nachzudenken, teilte er mich für mehr Schichten ein als bisher üblich ein, damit zumindest finanziell bei mir alles beim Alten blieb. Bravo, Keela, jetzt hast du es endlich geschafft, hauptberuflich Kellnerin zu sein! Der Frust darüber ließ mich eh alles vergessen, was am Wochenende geschehen war. Zwar versuchte Rachel noch aus mir heraus zu bringen, was in dieser ominösen Nacht wirklich vorgefallen war, doch ich blieb eisern bei meiner Aussage, dass ich bei David geschlafen hatte. Und dieser erwies sich als wahrer Freund, indem er ebenso stur meiner Geschichte zustimmte. Wohlgemerkt, ohne die Wahrheit wissen zu wollen.
Und so versank ich recht schnell in neue Routine, die Vormittags aus Haushalt schmeißen und abends aus Kellnern bestand. Zweimal stritt ich mich mit Fiona – beide Male, weil ich es langsam satt hatte, ihr hinterher zu räumen und sie es nicht einmal schaffte, sich um einen Kindergartenplatz für Cillian zu kümmern. Außerdem konnte auch sie sich endlich mal um einen Job bemühen – oder darum, ihren Schulabschluss doch noch nachzuholen.
Beide Male war Fiona so beleidigt, dass sie den restlichen Tag nicht mehr mit mir sprach. Vermutlich, weil sie wusste, wie Recht ich doch hatte ...
Als am Montag, genau eine Woche nach der ganzen Tom-Sache, ein an mich adressierter Brief in der Post lag, änderte sich plötzlich alles ...
Ich stand noch am Briefkasten, als ich ihn öffnete. Der Absender wies eine Adresse in London auf, was mich so neugierig machte, dass ich den recht dicken Umschlag ungeduldig aufriss. Mehrere Bögen Papier befanden sich darin, allesamt mit einem edel wirkenden Briefkopf der „Stage School of Dramatic Arts" ... eine Schauspielschule?
Hastig zog ich das Anschreiben hervor und ließ meine Augen über das Papier huschen. Ich musste dreimal lese, was dort stand, ehe ich den Inhalt begriff.
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„Also nochmal für Doofe: Du hast einen Brief erhalten. Der wurde von einer Londoner Schauspielschule geschickt. Und die wollen, dass du am Mittwoch zu ihnen nach London kommst, damit du dort vorsprichst? Weil sie Interesse an dir haben und dir sogar ein Stipendium in Aussicht stellen?", fasste David langsam zusammen. Seine Stirn nachdenklich in Falten gelegt und die Art, wie er neben mir auf meinem Bett saß, machte mir seine Skepsis deutlich.
Langsam nickend stimmte sich seinen Worten zu. Erstaunlich, dass er meinen aufgeregten, verworrenen Worten, mit denen ich ihm den Inhalt des Briefs erklärt hatte, so gut hatte folgen können. Ich selbst hatte mich nicht verstanden. Scheinbar weigerte sich mein Hirn, diese Informationen wirklich zu realisieren.
„Und wie kommt diese Schule dazu, dir solch einen Brief zu schreiben?", bohrte David weiter nach. Genau deswegen hatte ich ihn angerufen und gebeten, so schnell wie möglich her zu kommen – damit er mir half, Ordnung in das Chaos in meinem Hirn zu bringen. Da es noch nicht einmal zwölf Uhr war, hatte er sofort die Zeit gefunden, zu mir zu kommen. Wahrscheinlich hatte ich aber auch geklungen, als stünde ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch ...
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Remember When It Rained | Tom Hiddleston
FanficYou may not always end up where you thought you were going, but you will always end up where you meant to be. Sie bot allem ein Schauspiel - ihrem Publikum, ihrer Familie, ihren Freunden. Als wüsste sie selbst nicht mehr, wer sie war und was die Ro...