Happy New Year

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I try not to miss you
but in the end
I still do.

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1. Januar 2013

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Müde schleppte ich mich vorwärts. Es war der Tag danach, der Tag nach Silvester. Neujahr. Anstatt weiter im Bett zu kuscheln wie die meisten anderen Menschen im großen, weiten London, hatte ich mich in Jogginghose, Laufschuhe und Kapuzenpulli gezwängt und quälte mich nun schon seit etwa 20 Minuten durch die noch verschlafenen Straßen der Stadt. Seit gestern morgen erst war ich zurück an der Stage School, ebenso wie Yelena und Ty, die mich sogleich auf diese Party entführt hatten. Diese Party, von der ich außer heftigen Kopfschmerzen und Übelkeit kaum etwas zurückbehalten hatte. Ich kam mir dumm vor, dass ich mich so sehr betrunken hatte, dass mir nun die meisten Erinnerungen an den Abend fehlten. Doch erneuter Streit mit Dad und auch Fiona kurz vor meiner Abreise hatte das Bedürfnis in mir geweckt, einfach für eine Weile zu vergessen.

Und das hatte ich ja nun auch! Nur dunkel konnte ich mich daran erinnern, dass ich erst lange mit Yelena getanzt hatte, bis diese mit einem Kerl knutschend in eine Ecke des Clubs verschwunden war, in die ich ihr echt nicht folgen hatte wollen. Danach hatte mir Ty zwei, drei Cocktails spendiert, bis wir selbst irgendwann wild herumgeknutscht hatten. Ich hoffte inständig, dass es beim Knutschen geblieben war.

Es tat gut, nun einfach nur zu laufen. Unfähig, weitere Gedanken an die Party zu verschwenden, überließ ich meinen Füßen die Führung, da ich schon lange nicht mehr wusste, wo in London ich mich eigentlich befand. Aber es half. Mein Kopf wurde langsam freier, fühlte sich nicht mehr so schwer an. Und auch meine Lebensgeister wurden dank der frischen Morgenluft stetig wacher. Oder war es schon mittags? Es war mir egal. Ich lief einfach weiter, achtete nicht auf den Weg vor mir, sondern auf die Musik in meinen Ohren, die mein MP3-Player artig lieferte.

Es fiel mir einfacher, mit Musik zu joggen, als ohne. Doch dieses Mal erfüllte sie einen weiteren Zweck. Tom für eine Weile aus meinen Gedanken zu verbannen. Seit unserem weihnachtlichem Telefonat hatten wir beide kaum mehr Zeit gefunden, um miteinander zu sprechen. Ich hatte mich mit David und Rachel getroffen, war bei John im O'Sheas und hatte viel Zeit mit Cillian und Fiona verbracht. Tom selbst hatte sich ebenfalls seiner Familie gewidmet, wobei er mir gestanden hatte, im Kopf schon neuen Projekte zu planen, für die er Angebote erhalten hatte. Lachend hatte ich darauf geantwortet, dass er eben ein Arbeitstier war - und er hatte mir zustimmen müssen.

Es fiel mir schwer, aber mittlerweile hatte ich es mir eingestanden. Ich vermisste Tom. Ich vermisste ihn in dem Moment, indem wir ein Telefongespräch beendeten oder ich einer seiner Mails zu Ende gelesen hatte. Und genau das behagte mir nicht.

Seufzend schüttelte ich leicht den Kopf, um die Gedanken an ihn wieder aus meinem Kopf zu verbannen. Als dies nichts half, zog ich meinen MP3-Player hervor - ein älteres Modell, das seinen Zweck aber noch immer hervorragend erfüllte - und suchte nach einem geeigneten Lied, um Tom aus meinem Kopf zu scheuchen.

Wie es der Zufall - oder meine dumme Unachtsamkeit so wollte - stieß ich dabei plötzlich auf Widerstand und schon war es passiert. Ehe ich mich versah, knallte ich mit dem Po voraus auf den Kiesweg, der sich durch den Park schlängelte, durch den ich gejoggt war.

„Autsch", entwich mir, wobei ich meine linke Hand ausschüttelte, mit der ich mich reflexartig abgefangen hatte. Ein leises Lachen war zu hören, was mich ruckartig den Kopf heben ließ, um demjenigen, der mich da auslachte, einen bitterbösen Blick zu schenken.

Remember When It Rained | Tom HiddlestonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt