Hoffnung oder Wahrheit?

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Hallo, alle zusammen. Das Wochenende steht vor der Tür und somit gibt es wieder ein neues Kapitel für euch. Hoffe, es gefällt euch und wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen. Schönes Wochenende!

Liebe Grüße,
eure Hela

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Hoffnung oder Wahrheit?

Erleichtert darüber, dass Carlisle rechtzeitig verschwunden war, stand ich nun meinem Bruder gegenüber, der erstaunlich ruhig war, und fragte mich schon, ob ihm die Auseinandersetzung von vorhin wohl einen Denkzettel verpasst hatte. Allerdings hatte ich keineswegs zu hohe Erwartungen, da dies einem Wunder gleichkäme und weil ich noch immer sauer auf Alex war, verschränkte ich nun trotzig die Arme vor der Brust und setzte eine ausdruckslose Miene auf, während ich hoffte, dass sich mein aufgeregtes Herz ein wenig beruhigte.
,,Du willst reden? Dann bitte, ich bin ganz Ohr.", durchbrach ich das Schweigen und Alex gab sich sogar Mühe, den richtigen Ton zu treffen.
,,Okay, es tut mir...leid, wie das gelaufen ist und ich wollte wirklich nicht, dass es zwischen uns so ausartet. Ich meine, wir haben schon unsere Eltern verloren und da sollten wir beide wenigstens zusammenhalten."
Überrascht hob ich eine Augenbraue, da mein Bruder wohl während seiner Mission so etwas wie einen Sinneswandel gehabt hatte. Aber ich wollte mich auch nicht so schnell freuen, weshalb ich auf dem Teppich blieb und keinerlei Reaktion darauf zeigte.
,,Sehe ich auch so. Ich habe in den letzten Tagen ziemlich viel nachgedacht und...vielleicht ist es das Beste, wenn jeder von uns seinen eigenen Weg einschlägt. Wenn du also wirklich zurück nach Schottland gehen möchtest...hast du meinen Segen, Alex. Wie du schon gesagt hast, du bist erwachsen und triffst deine eigenen Entscheidungen. Das...muss ich wohl oder übel akzeptieren.", erwiderte ich und er neigte ein wenig den Kopf.
,,Genau darüber wollte ich mit dir sprechen, Alena. Vielleicht...gibt es eine Möglichkeit, wie wir beide das bekommen, was wir wollen."
Nun horchte ich auf. ,,Inwiefern?"
,,Hör zu, ich weiß, dass du nicht gerne Vampire jagst und die Missionen verabscheust.", erwiderte Alex, woraufhin ich nickte.
,,Einsicht ist der erste Weg zur Besserung."
Er atmete tief durch. ,,Naja, jedenfalls habe ich einen Vorschlag für dich, der die perfekte Lösung sein könnte. Nenn es einen Kompromiss."
,,Und wie soll der aussehen?"
Jetzt war ich wirklich gespannt, was mein Bruder sich ausgedacht hatte. Könnte er womöglich den gleichen Gedanken haben wie Elysia? Wollte er mir jetzt sagen, dass er ausnahmsweise Mal einer Meinung mit mir war und Forks verlassen würde? Seine Antwort sollte mich jedoch, wieder einmal, überraschen.
,,Wir kehren nach Schottland zurück - zusammen. Aber statt weiterhin als Jägerin Missionen durchzuführen, könntest du stattdessen die neuen Rekruten ausbilden.", gestand er und ich musste ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, da ich von diesem Vorschlag mehr als überrumpelt war.
Ungläubig klappte mir die Kinnlade nach unten. ,,Ich soll Trainerin an der Akademie werden?"
Alex nickte. ,,Es war Henrys Idee. Ich habe ihm davon erzählt, dass du die 4 Vampire allein überwältigst hast und er ist der Ansicht, dass die Rekruten sehr viel von dir lernen könnten. Was sagst du?"

Der Vorschlag von Alex machte mich nachdenklich. Als Trainerin würde man mich nicht länger auf Missionen schicken und ich wäre somit nicht mehr gezwungen Vampire zu töten. Doch gleichzeitig würde ich andere Generationen genau darin unterrichten und ihnen somit gewissermaßen den Grundbaustein ihrer eigenen Verdammnis auferlegen. Und konnte ich Forks überhaupt verlassen?
Elysia hatte sich so sehr darüber gefreut, dass ich zu ihr gezogen war, weshalb ich sie nur ungerne enttäuschen wollte und auch Carlisle war ein Grund, der mich von einer Rückkehr nach Schottland abhielt. Meine Gefühle für ihn wuchsen mit jedem Tag und wir hatten uns mittlerweile so stark angenähert, dass ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen konnte. Ohne ihn erschien mir alles so aussichtslos und düster, weshalb ich mir das gar nicht erst ausmalen wollte. Und sein Liebesgeständnis war Beweis genug dafür, wie tief unsere Verbindung schon reichen musste.
Aber wenn ich blieb, dann lief ich Gefahr, dass Alex früher oder später das Geheimnis der Cullens erkennen würde. Und wenn er wusste, dass sie Vampire waren, würde er keine Sekunde zögern und sie vernichten. Das konnte ich unmöglich riskieren und wäre es dann nicht besser, wenn ich auf seinen Vorschlag einging und Forks verließ?
Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder einen Fuß nach Schottland zu setzen und daran hatte sich bis jetzt auch nichts geändert, aber ich wollte auf keinen Fall, dass Carlisle und seiner Familie etwas zustieß. Dafür lagen sie mir zu sehr am Herzen und wenn es bedeutete, dass ich mein eigenes Leben für ihre Sicherheit opfern musste, würde ich es in Kauf nehmen.
Doch wieder den Fängen des Rates ausgeliefert zu sein...Henry gegenübertreten zu müssen...das erschien mir unmöglich, nachdem ich die Akademie mutwillig verlassen hatte. Wusste Alex schließlich nichts von dem wahren Grund, weshalb ich Schottland um jeden Preis hatte verlassen wollen und er würde es wohl auch niemals erfahren. Deshalb befand ich mich nun eindeutig in der Zwickmühle und ich konnte diese Entscheidung unmöglich übers Knie brechen.
,,Darf ich darüber nachdenken?", fragte ich und Alex nickte.
,,Natürlich. Sag mir einfach Bescheid, wenn du dich entschieden hast."
Zum ersten Mal seit langem verließ mein Bruder das Zimmer, ohne wütend zu sein oder mir fiese Dinge an den Kopf zu werfen. Ich blieb allein zurück und sah mich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, meine Zukunft einmal mehr zu hinterfragen. Es bestand kein Zweifel daran, dass ich eine Entscheidung treffen musste und ich hatte keine Ahnung, welche von beiden die Bessere sein würde. Zumal es unvermeidlich war, dass ich etwas verlieren würde...ganz egal, wie ich mich entschied.

Sunmoon -Jagd im MorgengrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt