04 | Truth Hurts

174 24 3
                                    

Livia's Sicht


Mit einem enthusiastischen Gefühl, auch wenn dieses vermischt mit einem mulmigen war, trat ich aus dem unscheinbaren Tattoostudio im Herzen des French Quarter. Holly hatte mich vor ein paar Stunden hierhergebracht, damit ich endlich das Tattoo um meinen Ehering durchziehen konnte, auch wenn mir nicht mehr ganz danach gewesen war, es tatsächlich zu tun. Es hatte nicht damit zu tun das ich nicht gewollt hatte, sondern es hatte einfach daran gelegen, dass ich mich betrogen und hintergangen gefühlt hatte. Gefühle wie diese hatte ich nie wieder fühlen wollen und doch war es passiert, weil mein Mann mir die Wahrheit über etwas mehr als nur Wichtiges verschwiegen hatte. Nach wie vor wusste ich nicht so ganz was ich darüber denken sollte, aber ich war gnadenlos enttäuscht von ihm. Ich hatte wirklich gedacht, dass wir über Geheimnisse hinweg waren, nur um heute wieder einmal eines Besseren belehrt zu werden. Zwar sagte mir meine innere Stimme das er es nicht so gemeint hatte und er mich lediglich vor dem Unausweichlichen hatte beschützen wollen und doch war er dabei den falschen Weg gegangen.

Den Kopf darüber schüttelnd wollte ich von diesen Gedankengängen loskommen, denn es brachte ohnehin nichts im Moment, wenn ich darüber so verbissen nachdachte. Damien hatte die Wahrheit vor mir verschwiegen, was keinesfalls in Ordnung war und dies würde ich ihm spätestens heute Abend sagen. «Das sieht wirklich gut aus, Livy. Gavin hat sich damit selbst übertroffen, wenngleich er einem halben Herzinfarkt erlegen ist, weil er seine Königin tätowieren durfte.», rief Holly begeistert aus und somit riss sie mich nun endgültig von diesen Gedanken weg. «Ja, es sieht tatsächlich gut aus.» Ich versuchte mich an einem breiten Lächeln und visierte nun den schwarzen Ring an, der sich um meinen linken Ringfinger schlängelte. Dank meines Werwolfwesens war die Stelle längst verheilt und somit musste ich nichts beachten, um eine Entzündung zu verhindern. Es war komisch meinen Ehering nun auf diese Weise zu tragen, doch es war besser so, als wenn ich meine echten Ringe wieder schrottete, nur weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte.

«Das Tattoo für Raiden ist wunderschön, auch wenn es offensichtlich ist.», wisperte meine beste Freundin neben mir und schluckend nickte ich seichte. Ich hatte mich dazu entschieden, mir für meinen kleinen Schatz ebenfalls etwas unter die Haut jagen zu lassen und das Endergebnis davon befand sich auf der Innenseite meines linken Handgelenkes in Form seines Namens in einer zarten Schrift, wobei Pusteblumen und deren Schirmchen von seinem Namen weggingen. Zwar würde ich meinen Sohn niemals vergessen und doch beruhigte es mich in irgendeiner Hinsicht, ein Andenken wie dieses für ihn tagtäglich zu tragen. Das Andenken für seinen Vater jedoch bescherte mir mit einem Mal ein schlechtes Gefühl, weil ich nach wie vor nicht verstand, weshalb er mir gegenüber schwieg und mich im dunklen ließ. Selbst wenn es vielleicht gut gemeint war, so verletzte mich dieses Verhalten zutiefst und außerdem kränkte es mich. «Wieso wirkst du plötzlich so bedrückt?», kam es fragend von Holly und dies ließ mich lauthals seufzen, ehe ich meinen Blick wieder zu ihr schweifen ließ.

«Warum hat Damien nichts gesagt, Holly? Wieso hat er mir nicht verraten, dass wir nur noch bis zu diesem Vollmond die Chance haben, unser Band wieder zu vervollständigen?» Es quälte mich darauf keine Antwort zu wissen und ich wusste nicht was ich mir erhoffte, doch ich betete das sie mir meine Frage beantworten konnte. «Ich weiß es nicht und ich kann nicht für ihn sprechen, aber ich denke es liegt an den daraus resultierenden Konsequenzen, dass er bis jetzt noch nichts zu dir gesagt hat.», flüsterte sie mir leise zu und dies veranlasste mich dazu mich am ganzen Körper anzuspannen. Es würde darauf hinauslaufen sollten wir die Finalisierung unseres Bandes in Erwägung ziehen und dies war nichts, was ich wollte. «Ich kann kein Baby bekommen, Holly, es geht nicht.», gab ich beinahe monoton zu verstehen, weil sich einfach alles in mir dagegen sträubte. Ich würde kein Kind bekommen, ich konnte einfach nicht. «Ich weiß und Damien weiß das auch.», murmelte Holly und damit war wohl meine Frage beantwortet, weshalb er wirklich geschwiegen hatte.

Grieving SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt