13 | Run To You

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Livia's Sicht


Hochkonzentriert gab ich eine weitere Prise Salz in die Soße, rührte dabei kräftig und kostete das ganze schlussendlich, ehe ich mir das köchelnde Etwas zufrieden besah. Zu meiner Erleichterung schien ich nicht vergessen zu haben wie man kochte, obwohl ich es mittlerweile so gut wie nie tat. Im Normalfall beglückte uns Dorothea stehts mit ihren Kochkünsten und doch war sie heute verhindert, sodass ich diesen Job mit Freuden übernommen hatte. Es bot eine gute Abwechslung in meinem sonst so monotonen Alltag, der praktisch immer aus den gleichen Dingen bestand. Es wurde Zeit das ich aus meiner Komfortzone ausbrach und mich wieder anderen Sachen widmete, die nichts mit Trauer, oder im Selbstmitleid zu baden zu tun hatten. Es war ein durchaus gutes Gefühl einfache Dinge wie diese hier zu tun und ich könnte mich durchaus daran gewöhnen, selbst wenn ich wusste, dass Dorothea dem niemals zustimmen würde. In jeglichen Haushaltsbelangen hatte sie das Sagen und ich war nicht dumm genug, um ihr Teile ihres Jobs wegzunehmen.

Sie liebte das alles hier viel zu sehr, es war ihr Leben und das akzeptierte ich durchaus. Dorothea war einfach die gute Seele dieses Anwesens und ich wollte sie keinesfalls vergrämen, indem ich in Zukunft das kochen übernehmen würde, nur weil mir langweilig war. «Hey, was treibst du hier?», riss mich urplötzlich eine Stimme aus diesen Gedankengängen und ruckartig drehte ich meinen Kopf über die Schulter, nur um Blake's fragendem Ausdruck zu begegnen. «Ich koche?» Zum Teufel, war es nicht offensichtlich, was ich hier tat? Mit geschmeidigen Schritten kam er näher auf mich zugelaufen und misstrauisch beobachtete ich ihn dabei, wie er die Ärmel seines Hemdes begann hochzukrempeln und so die unzähligen Tattoos auf seinen Armen offenbarte. «Ist das eigentlich nicht der Job von Dorothea? Wo ist sie?», hakte er nach und besah sich meine Kreation, auf die ich tatsächlich sehr stolz war. Es gab Medaillons in einer Pilz-Pfeffer-Rahmsauce und dazu passend hatte ich Ofenkartoffeln vorbereitet, die bereits eifrig im Backrohr vor sich hin brutzelten.

«Sie musste noch ein paar Besorgungen in der Stadt erledigen, die länger brauchten als sie angenommen hat und somit habe ich ihr angeboten das kochen zu übernehmen, damit sie sich nicht stressen muss.», gab ich ihm eine schnelle Erklärung ab und log damit keinesfalls. Sie war vor Stunden losgefahren um Lebensmittel zu besorgen und doch war die bestellte Fleischware nicht da gewesen, sodass sie gezwungen war darauf zu warten. Holly und ich hatten kein Problem damit uns einige Tage vegetarisch zu ernähren, doch Blake und Damien würden dabei durchdrehen. Ihre Wölfe verlangten danach und somit kam jeden Abend ein deftiges Fleischgericht auf den Tisch, um ihre Tiere zufrieden zu stellen. «Ich muss zugeben, dass es lecker riecht und auch halbwegs essbar aussieht.», entgegnete mir Blake und sah mich dabei äußerst spöttisch an, was der Wölfin in mir ein tosendes Knurren entlockte. Sie schien angepisst zu sein, dass er mich so offenkundig ärgerte und dies rührte mich durchaus, weil es mir aufzeigte, dass wir nach wie vor an einem Strang zogen.

«Du bist ein Arsch, Blake. Du weißt das ich im Gegensatz zu Holly sehr wohl kochen kann und das es auch schmeckt.», warf ich ihm patzig zu, obwohl ich nicht wirklich wütend darüber war. Ich wusste wie er es meinte und ich wusste auch das er es liebte mich zu ärgern und ich tat selbiges bei ihm, zumindest wenn ich in halbwegs guter Verfassung war. Die letzten Monate war dies selten der Fall gewesen und Blake schien zu wissen, dass es mir heute ausgesprochen gut ging und somit wollte er meine Laune wohl noch etwas weiter anheben. «Lass mich dich triezen, du weißt doch, wie gerne ich das tue.» Nun schenkte er mir ein dreckiges Zwinkern und die Augen darüber rollend rührte ich weiter die Sauce um. «Du tust es viel zu gerne, wenn ich so darüber nachdenke.», murmelte ich und griff nach der Schüssel mit den Fleischstücken, die ich nun nach und nach in die Sauce einlegte, sodass sie darin noch etwas durchziehen konnten. «Das ist der Job eines großen Bruders, vergiss das nicht.», raunte er, während er in einer der Schubladen kramte um was auch immer zu suchen.

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