Grieving Souls

18 | Friends And Lovers

Livia's Sicht

Kichernd traten Holly und ich untereinander eingehakt in den Eingangsbereich des Anwesens, wobei meine gute Laune nichts und niemand trüben konnte. Es war bereits kurz vor Mitternacht und doch war ich noch nicht im Geringsten müde. Das Gegenteil war eher der Fall, denn ich war aufgedreht und dies lag mit Sicherheit an der großen Menge an Champagner, die ich heute geleert hatte. Holly stand mir in dem in nichts nach, wenngleich wir die Wirkung des prickelnden Schaumweins wohl kaum spürten. Alkohol hatte auf mich selbst nicht mehr dieselbe Wirkung wie früher, bevor meine Wölfin beschlossen hatte sich zu zeigen. Mittlerweile war ich praktisch immun gegen die Mengen die ich zu mir genommen hatte und dies war vermutlich auch gut so. «Der Abend war wirklich wunderschön, danke nochmal für die Einladung.» Mit einem breiten Lächeln sah ich zu meiner besten Freundin, die meine Geste augenblicklich erwiderte und dennoch winkte sie rasch ab. «Ja, er war wirklich wunderschön und nichts zu danken, Livy, immerhin sind wir froh, dass ihr gekommen seid.»

Bekräftigend zu ihren Worten nickte Blake mir zu, der samt Damien in den Wohnbereich des Anwesens lief und uns somit überholte. Tammy und Troy waren bereits zu sich nach Hause gefahren und Dorothea hatte beschlossen die Nacht bei alten Freunden zu verbringen, die sie zufälligerweise im Restaurant getroffen hatte. Dabei handelte es sich wohl um Werwölfe aus einem entfernten Rudel und sie hatten sich seit über fünfzig Jahren nicht mehr gesehen, sodass sie etwas Zeit miteinander verbringen wollten. Die Haushaltshilfe hatte geschworen pünktlich zum Frühstück wieder hier sein zu wollen und doch hatte Damien lediglich abgewunken und ihr eine schöne Zeit gewünscht, was aufzeigte, dass er sie wirklich zu schätzen wusste, denn andernfalls hätte er ihr unterschwellig nicht zu verstehen gegeben, dass sie sich so viel Zeit nehmen konnte wie sie wollte. «Wie wäre es, wenn wir den Abend mit ein paar Drinks ausklingen lassen?», hörte ich Damien's Stimme die mich somit aus diesen Gedanken riss, wobei Blake schallend auflachte. «Nur mit ein paar Drinks?», hakte dieser nach und dies ließ meine Alarmglocken losschrillen.

«Was haben sie vor?», flüsterte ich fragend in Holly's Richtung, die so wie ich einfach stehen geblieben war. Anders als ich schien sie jedoch zu wissen was die beiden vorhatten, denn es lag gewiss etwas in der Luft und doch konnte ich nicht genau sagen was es war. «Die Frage ist wohl eher, was sie beide nicht vorhaben.», entgegnete sie mir in einem leisen Ton und zwinkerte dabei vergnügt, was mich schlucken ließ. «Du erinnerst dich an unser Gespräch, von vor ein paar Monaten?», setzte sie schlussendlich nach und zaghaft nickte ich, als mir bewusst wurde, worauf sie da anspielte. Dabei konnte ich nicht verhindern das mein Körper sich verkrampfte, weil ich absolut nicht wusste was ich davon halten sollte. «Du meinst...», fing ich an und doch brach ich ab, weil ich es unmöglich aussprechen konnte. Die unterschiedlichsten Gefühle zirkulierten dabei durch mich hindurch und nach wie vor wusste ich nicht, was ich über diesen Lauf sagen sollte. Würde ich das ganze zulassen, oder würde ich kneifen und Blake die Bestätigung dazu geben, dass ich mehr als nur prüde war?

«Die Entscheidung liegt an dir, Sonnenschein. Damien und ich hatten eine nette kleine Unterhaltung vor ein paar Wochen und wir denken, dass euch das ganze gefallen könnte. Nun, Holly wird es mit Sicherheit gefallen und sie wäre dabei, also liegt es an dir.», hörte ich die Stimme des Betas aus dem Wohnbereich und ließ gleichzeitig zu, dass Holly mich nun in diese Richtung führte. Das sie nichts dagegen hatte war mir klar, aber sie würde das ganze geschehen lassen, wenn Damien hier war? Soweit ich wusste hatten beide ihre Grenzen und doch schien es ganz danach, als würden sie diese im Moment zur Seite schieben. «Du willst also aufs Ganze gehen, wenn dein Bruder hier ist?» Damit sah ich meiner besten Freundin direkt in die Augen, ehe mein Blick weiter zu meinem Mann schweifte, der mich mit eindringlichen Blicken taxierte, um so vermutlich zu sehen, was in mir vorhing. «Und du würdest nicht ausrasten, wenn Blake Holly vor dir anfasst?», fragte ich nun ihn und konnte darüber nur den Kopf schütteln. Das hier klang nach keinem von beiden, aber ich musste zugeben, dass wir uns auch noch nie in einer solchen Situation befunden hatten.