Grieving Souls

05 | Ghost Behind My Eyes

Livia's Sicht

Samstag, 11. November 2023

Mehr als nur nervös stand ich mit Holly am nächsten Tag vor einem unscheinbar wirkenden Häuschen in Bossier City und nach wie vor wusste ich nicht welcher Teufel mich dabei geritten hatte, diesem Vorschlag überhaupt zuzustimmen. Noch gestern hatten wir ein paar Kleidungsstücke und wichtige Dinge zusammengepackt, sodass wir ohne Probleme für eine Nacht das Anwesen verlassen konnten, um diesen Ausflug hier durchzuziehen. Geschlafen hatten wir bei unserer mehr als nur späten Ankunft in einem Luxushotel und etwas anderes hätte meine beste Freundin wohl auch kaum zugelassen, ebenso wenig wie Damien. Ich hatte ihn gestern nicht mehr gesehen, Holly hatte ihm lediglich per Mindlink Bescheid gegeben das wir auswärtig schlafen und erst heute gegen Abend wieder nach Hause kommen würden. Mein Mann hatte diesbezüglich nichts einzuwenden gehabt und mir lediglich eine schöne Zeit gewünscht, was ich stillschweigend hingenommen hatte. Was hätte ich auch großartig dazu sagen sollen?

In meinem Inneren brodelte es in dieser Hinsicht gewaltig, weil ich nun das volle Ausmaß dessen verstanden hatte, was er wochen- und monatelang vor mir verschwiegen hatte. Es nahm mich unglaublich mit, weil ich das Gefühl hatte, dass er mir einmal mehr viel zu wenig Vertrauen schenkte und dies schmerzte. Ich hatte wirklich gedacht das wir darüber längst hinweg waren und doch war ich eines Besseren belehrt worden und dies zog mich zurück in die Dunkelheit, die nach wie vor um mich schwappte. Auch wenn mich unser Ausflug hierher nervös machte, weil ich keine Ahnung hatte was auf mich zukam, so war es dennoch eine Ablenkung die mir half, aus dieser Dunkelheit zumindest ein stückweit entkommen zu können und dies war mir mehr als nur recht. «Holly, welche Freude, es ist immerhin lange her.», ertönte mit einem Mal die Stimme einer älteren Frau und blinzelnd stellte ich fest, dass diese Roella uns bereits die Tür geöffnet hatte. Ihr Alter von über achtzig sah man ihr dabei kaum an, denn sie war eine wunderschöne Dame, die man auf Ende sechzig schätzen konnte.

Ihr schmaler Körperbau wurde durch Designerkleidung verhüllt und anhand ihrer perfekten Hochsteckfrisur und ihrem leichten Make-Up wirkte sie wie eine Frau, die penibel genau auf ihr Äußeres achtete. Allerdings zierte ein warmes und breites Lächeln ihre Lippen und der freudige Ausdruck in ihren Irden versicherte mir, dass sie sich tatsächlich freute Holly zu sehen und dies beruhigte mich um ein gewisses Maß. «Ja, es ist wirklich lange her, also vielen Dank dafür, dass du dir Zeit für uns nimmst.», schmeichelte diese ihr und zwinkernd winkte die ältere Dame vor uns ab, ehe sie ein erheitertes Kichern von sich stieß. «Wie könnte ich der Schwester unseres Königs auch etwas abschlagen?» Dabei zwinkerte sie erneut und zu meiner Überraschung fiel Holly nun in ihr Lachen mit ein. Auch wenn Roella eine Bettgespielin ihres Bruders gewesen war, so schien kein böses Blut zwischen ihnen zu fließen und dies überraschte mich nochmals, da Holly diese Frauen, soweit ich wusste, nie gemocht hatte. «Oder seiner Gefährtin, die somit unsere Königin ist?», kam es nun von unserem Gegenüber, wobei mich ihre Augen nun fest im Visier hatten.

Ihr Blick glitt in brennend heißen Schüben über meinen Körper und kurzzeitig dachte ich wirklich, dass sie nun eine spitze und wirklich unpassende Bemerkung ausstoßen würde, weil ich es anders von Damien's Frauen nicht kannte. Diese hatten mich jedes verdammte Mal so angesehen und zudem kam hinzu, dass sie ihre Abneigung mir gegenüber niemals verborgen hatten. Bis heute verstand ich nicht warum dem so gewesen war, denn immerhin hatte ich ihnen nichts getan und es war schlussendlich nicht meine Entscheidung gewesen, die Frau des Alphakönigs zu sein. «Du bist wahrlich bildhübsch und somit kann ich es der Mondgöttin nicht verübeln, dass sie dich auserwählt hat unserem König den Kopf gänzlich zu verdrehen.» Nun zwinkerte sie mir zu und dabei war nach wie vor keinerlei Hohn oder Spott auszumachen, was mich noch weiter beruhigte. Auf eine eifersüchtige Ex hatte ich partout keine Lust gehabt, selbst wenn diese Ex lediglich eine Bettgespielin gewesen und nun über achtzig war und Damien somit nicht im Geringsten mehr gefallen würde.