Livia's Sicht
Es war bereits kurz nach achtzehn Uhr und mittlerweile waren Holly und ich zurück im Anwesen. Nach einer herzlichen Verabschiedung und weiteren eher belanglosen Gesprächen hatten wir den Rückweg angetreten und ich musste zugeben, dass es mir durchaus etwas besser ging. Ich würde nicht behaupten das es ein Befreiungsschlag gewesen war mit Roella zu sprechen und doch hatte es gewisse Dinge für mich in ein anderes Licht gerückt. Zumindest wusste ich nun, wie wichtig Hoffnung war und dies hatte sich tief in mir verankert. Ich würde nicht zulassen das Raiden durch mein eigenes Verschulden nicht zurückkam und so hatte ich mir eingestehen müssen, dass ich die Mondgöttin für ihre Taten nicht hassen durfte. Raiden war wichtiger als dieser Hass gegenüber einer Gottheit, denn er war mein ein und alles und zusätzlich war er das einzige, das wirklich zählte. Ich wollte ihn unter allen Umständen wieder bei mir wissen und somit musste ich versuchen über meinen Schatten zu springen, um alles was kommen würde zuzulassen.
Vielleicht passierte es nie, dass ich ihn wieder in meinen Armen halten konnte und doch würde ich die Hoffnung nun zulassen, weil es das einzige war, dass ihn zu mir zurückbringen konnte. Es würde nicht an mir liegen das er für immer tot bleiben würde, denn nun hatte ich wirklich begriffen wie wichtig es war, diese Hoffnung, die Damien und alle fühlten, zuzulassen. Es war ein steiniger und mühseliger Weg bis hierhin gewesen und im Stillen dankte ich meinem Mann dafür, dass zumindest er immer vom Guten ausgegangen war und nie diese Zweifel verspürt hatte, die ich in mir getragen hatte. Vielleicht würde dies die Mondgöttin milde stimmen und sie verzieh mir so, dass ich einen solchen Hass und Groll gegen sie gehegt hatte. Allerdings musste sie auch einsehen, dass ich mit meinen fünfundzwanzig Jahren keine Zeitspanne wie Damien aufweisen konnte, in welcher dieser bereits an die Göttin glaubte. Über tausend Jahre verweilte er bereits auf dieser Welt und meine paar Jahre waren im Gegensatz dazu eine läppische Zeitspanne, die mir nicht einmal annähernd jene Auffassungsgabe geben konnte, die er mit seiner Lebenserfahrung besaß.
«Bist du sicher, dass ich dir nicht helfen kann, Liebes?» Den Kopf schüttelnd entriss ich mich diesen durchaus wirren Gedankengängen und schenkte Dorothea ein breites Lächeln, ehe ich nun nickte und hoffte, sie damit überzeugen zu können. «Ich bin mir sicher, danke, Dorothea. Du hast bereits genug getan und verdienst es einen freien Abend zu haben.» Immerhin hatte sie Damien's Lieblingsessen gekocht und auch wenn er es meiner Meinung nach kaum verdiente, so wollte ich vor unserem schwierigen Gespräch einen netten Abend mit ihm verbringen. Es wurde Zeit das wir über alles sprachen und ich war nicht gewillt dies mit leerem Magen zu tun. «Du weißt doch, dass ich einen solchen nicht brauche.» Die Haushälterin war davon überzeugt das ohne sie nichts hier funktionieren würde und auch wenn sie durchaus Recht damit behielt, so wollte ich sie aus der Schusslinie bringen. Ich ahnte das es zwischen Damien und mir explosiv hergehen würde, wenn wir beide in Fahrt waren und somit wollte ich vermeiden, dass sie zwischen den Stühlen stand. Zudem wollte ich nur das wir beide hier waren, denn ich wollte dieses Gespräch unter uns halten und es mit niemandem teilen.
In dieser Hinsicht mochte ich selbstsüchtig sein, doch alles was zwischen uns stand ging nur Damien und mich etwas an und sonst niemanden. «Ich weiß und du weißt, dass ich dir keine andere Wahl lasse.», murmelte ich und versuchte mich dabei an einem weiteren Lächeln, welches augenblicklich erwidert wurde. Dorothea schien nicht zu wissen was in mir vorging und dies war auch gut so, weil ich es immerhin kaum selbst wusste. Einerseits plagte mich unbändige Wut, weil er dieses durchaus wichtige Detail vor mir verborgen gehalten hatte, auf der anderen Seite verstand ich ihn bis zu einem gewissen Grad hin, weil ich ständig abblockte und ihn kaum noch auf diese Weise an mich heranließ, wie es früher der Fall war. Seit Raiden's Tod hatte ich mich verändert und dies konnte ich kaum abstreiten und ich wollte es auch nicht. Ich war nicht mehr die Frau die ich vor seinem Tod gewesen war, denn nun war ich eine trauernde Mutter, die gegen ihre eigenen Dämonen ankämpfen musste, um der Dunkelheit in mir keine Chance zu geben.
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Grieving Souls
Hombres LoboTeil 3 der Frozen Kingdom-Reihe: Das Schicksal hatte auf brutalste Art und Weise zugeschlagen und Damien und Livia ihren kostbarsten Schatz entrissen, welcher es zustande gebracht hatte, eine Zukunft für den Alphakönig und seine Gefährtin zu ebnen...