Teil 29 (Stella) (Blue eyes and ginger hair)

125 9 67
                                    

„Wie ihr seht, schließt sich eurer Klasse ein neuer Schüler an. Dominick, stelle dich bitte einmal vor!", fiel Frau Richter mit ihrer herrischen Stimme Herrn Schulze am Ende seiner Begrüßung fast ins Wort. 

Der frischgebackene Lehrer schaute unsere Klassenleitende vorwurfsvoll an, doch sie ignorierte ihn. 

Dominick also. Wie finde ich den Namen? Passt er zu diesem Menschen? 

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die ältere Lehrerin dem Neuling bedeutete, vorwärtszutreten. 

„Keine Angst, die beißen nicht", bemerkte sie bei seinem Entsetzen amüsiert und nickte dabei in unsere Richtung. 

Woher will sie das wissen? Sie kennt uns doch noch nicht einmal. 

Da meine Neugierde nun doch geweckt war, ließ ich meine Schulsachen Schulsachen sein, und linste ganz vorsichtig nach vorn. 

Der Rothaarige, der ganz offensichtlich den Namen Dominick trug, räusperte sich. 

Ich hielt den Atem an, als er mit etwas kratziger, aber dennoch ungemein schöner, und hypnotisierender Stimme, die die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte, zu sprechen anfing. 

„Hallo, ich bin Dominick, aber... das wurde ja schon gesagt." 

Er lachte kurz auf, doch ich konnte seine Anspannung fühlen. 

Mitleid stieg in mir auf. Ich stand selbst sehr ungern vor Menschen, und konnte seine Situation daher nachvollziehen. 

Aber so käme ich vielleicht an ein paar bedeutende Infos über ihn. Das wäre etwas wert.

Mach dich nicht lächerlich, Stella. 

„Ich, ähm, bin in der ersten Woche der Sommerferien mit meinen Eltern hierhergezogen. Ich bin fast vierzehn und... äh... meine Hobbys sind... Joggen und Mathe." 

Wie bitte? Das konnten doch nicht ernsthaft seine Lieblingsbeschäftigungen sein?! 

Entgegen meiner Befürchtungen lachte niemand. 

Im Gegenteil, die ganze Klasse hing wie gebannt an seinen Lippen. Solch eine Konzentration war beinahe rekordverdächtig für uns.

Vielleicht lag das aber auch daran, dass wir zuvor noch nie neue Schüler bekommen hatten. 

Ich warf einen kurzen Blick zu Gloria und Victor, doch sie sahen mich nicht an, also konnte ich ihre Mimiken nicht lesen. 

„Vielen Dank, Dominick." 

Auch diesmal unterbrach die Lehrerin ihn, als er erneut zum Sprechen ansetzte. 

Ich vernahm jedoch Erleichterung auf Dominicks Gesicht. 

Er schien regelrecht froh darüber zu sein, nichts mehr von sich erzählen zu müssen. 

„Gut, wo können wir dich hinsetzen... Ah, guck' mal, da hinten ist noch ein unbesetzter Platz!" 

Frau Richter zeigte mit dem Finger genau auf den Stuhl neben mir und ich erschrak. 

Um Gottes Willen. Dominick sollte sich neben mich setzen? 

„Okay", sagte er beinahe erfreut, und setzte sich zügig in Bewegung. 

Die neue Klassenlehrerin nahm mit Herrn Schulze zusammen am Pult Platz. 

Währenddessen öffnete ich schnell meinen Zopf und ließ die Haare wie einen Vorhang vor mein Gesicht fallen. 

Gleichzeitig wandte ich mich wieder meinem Rucksack zu, und kramte ausgiebig darin herum. Natürlich holte ich nichts wirklich aus meiner Tasche raus, sondern tat nur so, als ob. 

Herzklopfen ❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt