Teil 14 (Dominick) (Vertiefungen)

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Ich sah Ella an, dass sie haderte. Jedoch konnte ich ihre Zweifel und Sorgen durchaus nachvollziehen. Eine Wurzeltherapie - das war definitiv ein angenehmerer Ausdruck als Wurzelkanalbehandlung - war eine aufwendigere Behandlung als eine einfache Füllung, bei der Sorgfalt und Genauigkeit das Stichwort war.

Ich war froh, dass wir uns nun in diesem Raum befanden, da er, im Gegensatz zu dem anderen, effizienter ausgestattet war, das hieß, er verfügte über mehr Geräte, die für eine optimale Behandlung nicht ganz irrelevant waren. Neben der Lachgaseinrichtung besaß das Zimmer zum Beispiel ein Mikroskop, welches ich Ella noch vorstellen würde.

Ein Blick zu Bianca zeigte mir, dass sie ebenfalls gespannt zu sein schien, wie Ellas Antwort ausfallen würde. Kurz lächelten wir uns an, doch Ellas Räuspern lenkte unsere Aufmerksamkeit zurück auf sich.

„Vielleicht... ist eine... Wurzeltherapie wirklich besser als... das Ziehen", sagte sie piepsig.

„Ja, in diesem Fall denke ich das auch", erwiderte ich zustimmend. „Es hört sich jetzt etwas plump an, aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Ich habe schon oft Wurzeltherapien durchgeführt und weiß, wie wir auch für dich die bestmögliche Therapie gewährleisten können. Wir schaffen das, versprochen! Und danach wirst du dich auch wesentlich besser fühlen."

Meine rechte Hand verließ Ellas Schulter und ich ergriff vorsichtig ihre kalte Hand.

Ella nickte, jedoch wirkte sie ein wenig abwesend.

„Sollen wir darüber reden, wie wir uns um deine Zähne kümmern werden?", erkundigte ich mich sanft.

Ella murrte ein wenig. „Muss ich das so genau wissen?"

„Nein, wenn du nicht jedes Detail kennen möchtest, ist das vollkommen okay. Allerdings würde ich dir gern die ungefähren Bestandteile des Prozesses nennen."

Wieder nickte Ella beinahe unscheinbar. Ich bemerkte, dass ihre Finger schon wieder - oder immer noch - mit dem Kuscheltier spielten, und lächelte. Es war gut, dass sie etwas zur Ablenkung hatte.

„Okay. Also, ein grundlegendes Element der Wurzeltherapie ist, dass wir, wie der Name es schon vermuten lässt, die Wurzelkanäle deiner Zähne reinigen werden."

Auf meine ersten Erklärungen hin nickte Ella direkt zustimmend. „Mehr will ich gar nicht wissen."

Ich drückte Ellas Hand vorsichtig und automatisch sah sie zu mir auf.

Auf ihrem Gesicht lag ein matter Ausdruck der Resignation und ich lächelte sie ermunternd an. Dabei streichelte ich kontinuierlich über ihren Handrücken und ihre etwas verspannte Schulter.

„Ich möchte aber noch ein bisschen was ergänzen", wandte ich in einem bestimmten, aber weiterhin freundlichen Ton ein.

Ellas Kopf sackte nach unten und ich hörte sie genervt aufseufzen.

„Ich weiß, du möchtest von Allem so wenig wie möglich mitkriegen. Das ist mir bewusst, und wir werden auch dafür sorgen, dass du wirklich nur sehr wenig spüren wirst und dich entspannen kannst. Trotzdem", ich schaute Ella kurz ernst an, die aufgrund meines Tonfalls ein wenig zu schrumpfen schien, „ist es mir wichtig, dass du im Großen und Ganzen darüber aufgeklärt bist, was passieren wird. Und wenn du standhaft dagegen bist, subtile Aspekte zu erfahren, denke ich auch nicht, dass das unbedingt notwendig ist. Doch, wie gesagt: Ich möchte mit dir über die Grundlagen reden, damit du dich darauf einstellen kannst, was dich erwarten wird."

Ella atmete geräuschvoll durch und antwortete nichts darauf. Sie zog ihre Hand aber auch nicht weg, was schon einmal ein gutes Zeichen war.

Schnell guckte ich in Biancas Richtung, die mir den Daumen nach oben zeigte. Erleichtert nickte ich ihr zu. Scheinbar war meine Ansage an Ella nicht zu hart gewesen.

An sich unterstützte ich es ja vollkommen, wenn Patienten nur das Gröbste über eine Behandlung hören wollten, doch ich bestand eben darauf, dass sie den Ablauf etwa kannten. Zumal eine Wurzeltherapie für drei Molaren auch nicht der kleinste Eingriff war.

Ich blickte wieder zu Ella.

„Ach, na gut", murmelte sie trocken und zog die Nase hoch.

„Ich möchte wirklich wenig hinzufügen", versicherte ich.

Nachdem ich gewiss war, dass Ella mir zuhörte, führte ich weiter aus: „Wir versorgen die Zähne anschließend mit Medikamenten, die ihnen helfen werden, schnell wieder gesund zu werden, und dann setzen wir - zumindest vorübergehend - Füllungen ein. Ich sage bewusst vorübergehend, weil die Wurzeltherapie sich in drei Sitzungen gliedert."

„Also pro Sitzung... ein Zahn?", wollte Ella leise wissen.

„Das ist ein naheliegender Gedanke, allerdings ist es so, dass wir uns pro Sitzung um alle drei Zähne kümmern. Es sind drei Besuche hier bei uns, weil die Wurzeltherapie etwas aufwendig ist und wir das deswegen auf drei Termine verteilen. Jedoch glaube ich, dass die Therapie aufgrund des sehr wahrscheinlich lohnenden Ergebnisses durchführenswert ist", erklärte ich ihr sachlich.

Ellas Kopf rauchte förmlich. „Ähm... okay", murmelte sie gedehnt, „und was... was wird bei den... anderen Terminen gemacht?"

Innerlich musste ich schmunzeln. Offenbar entwickelte Ella doch ein gewisses Interesse an dem Behandlungsplan. „Also, heute legen wir den Grundstein für die nächsten Sitzungen. Das bedeutet, beim zweiten Mal wird das Medikament, welches wir zuvor in den Zähnen platziert haben, herausgenommen und die Zähne werden erneut von innen gesäubert, so, wie beim Termin davor. Dann legen wir ein neues Medikament ein und es kommen abermals Füllungen in die Zähne. Damit ist der zweite Part der Therapie beendet."

Ich bemühte mich darum, mit langsamer und deutlicher Stimme zu sprechen, sodass ich mir sicher sein konnte, dass Ella alles verstand. Sie nickte abermals, jedoch ruhten ihre Augen auf der Plüschtierelefantin.

„Beim dritten, und erst einmal letzten, Termin nehmen wir das Medikament aus den Zähnen und machen die Wurzelkanäle wieder richtig sauber. Wenn dann schlussendlich alles gereinigt ist, verschließen wir nun auch die Kanäle mit einer besonderen Füllung, und legen wieder quasi normale", ich nahm meine linke Hand von Ellas Schulter und zeigte ihr gestische Gänsefüßchen, wie Bianca es immer tat, „Füllungen in die Zähne. Einige Wochen später, wenn es den Zähnen wieder gut geht, müssen wir jedoch erneut die Füllungen entfernen und einen Abdruck von den Zähnen machen. Denn es wäre auf Dauer am besten, wenn sie mit Inlays zusammengehalten werden würden, da diese die Zähne viel besser als herkömmliche Füllungen schützen würden."

Nachdem ich die Zusammenfassung abgeschlossen hatte, beobachtete ich Ella genau, um ihre Reaktion bezüglich meiner Ankündigung nicht zu verpassen.

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