Teil 18 (Dominick) (Steigerung des Wohlfühlgefühls)

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Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf Ellas Gesicht und sofort wurde es warm um mein Herz. Meine Aussage über die Selbstfürsorge schien sie ermutigt zu haben. 

„Wenn du dich bereit fühlst, können wir bereits zum nächsten Teil übergehen; der wird bestimmt spaßig für dich. Davor möchte ich allerdings noch wissen, ob deine Fragen geklärt sind oder ob du noch irgendetwas ansprechen möchtest." Mein fragender und offener Blick ruhte auf Ella. Sie sollte nicht denken, dass hier Hektik und Ungeduld herrschte. 

Kurz senkte Ella den Kopf, dann schaute sie mich wieder an. Ihr Lächeln war verblasst. „Ähm... das mit den Schmerzen... wird es wirklich...", brachte Ella unsicher hervor, ohne ihre Frage zu beenden. Dennoch verstand ich, was sie wissen wollte und drückte sanft ihre verkrampfte Schulter. 

„Du wirst zu keinem Zeitpunkt Schmerzen spüren, darauf werden wir auf jeden Fall achten. Es wird sich höchstens ein bisschen ungewohnt anfühlen, aber das war es dann auch schon. Wir versprechen, dass wir gut auf dich aufpassen werden", versicherte ich Ella lächelnd und ergriff vorsichtig ihre rechte Hand, die auf ihrem Schoß ruhte. Ich verschränkte unsere Finger und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.

Warum habe ich das Gefühl, sie genießt das? 

„Okay", flüsterte Ella schließlich, und ich merkte, dass sich ihr Körper lockerte. 

Ich blickte kurz prüfend in ihr Gesicht. Ellas Augen waren nach wie vor ein wenig rot vom vielen Weinen, doch insgesamt wirkte sie gefasster. Wahrscheinlich hatte eine Art Resignation bei ihr eingesetzt, und sie wollte das alles einfach hinter sich bringen. 

Und ich war motiviert, ihr zu zeigen, dass ich mich gut um sie kümmern würde. 

„Dann habe ich keine Fragen mehr", schob Ella leise nach und hob ihre Mundwinkel wieder etwas. Jedoch ließ sie diese geschlossen, wie eigentlich immer, wenn sie lächelte.

Oh, Ella, ich werde dafür sorgen, dass du dein strahlendes Lächeln zurückerlangst. 

„Bist du dir sicher? Du kannst wirklich alles äußern, was dir Sorgen macht, und wir besprechen das dann", hakte ich freundlich nach. 

„Hm, eigentlich glaube ich... dass alles geklärt ist. Ich... will das einfach fertig haben", gab Ella nach einer Weile Nachdenken schüchtern zurück und bestätigte somit meine Überlegung. „Na, dann", lächelte ich und drückte ihre Hand. 

„Obwohl, doch", meinte Ella plötzlich. 

Aufmerksam schaute ich sie an. „Ja, Ella?" 

Verlegen murmelte sie: „Was... also, was ist der... spaßige Teil?" 

„Ach so." Ich musste leicht grinsen. „Nun, bei der Lachgassedierung gibt es ja bestimmte Duft-Pads, die man in die Nasenmaske legen kann, damit man sich noch wohler fühlt während der Therapie. Darf ich dir die Düfte, die zur Auswahl stehen, aufzählen?" 

Ellas Augen wurden groß und ich meinte, Begeisterung in ihrem Gesicht lesen zu können. 

Mein eigenes Lächeln wollte gar nicht mehr aufhören. Es fühlte sich schön an, Ella hier zu sehen, und der Fakt, dass wir auf einem guten Weg waren, ihr zu helfen, machte mich nur noch glücklicher. 

„Gern", hauchte sie erwartungsvoll. 

„Also, uns stehen insgesamt sechs Geruchsrichtungen zur Verfügung. Etwas viel, ich weiß", lachte ich, als sich Ellas gespannte Miene in Überraschung wandelte. 

Ich war froh, sie von ihren Schmerzen und der Angst ablenken zu können. 

„Ich teile die Gerüche in drei Kategorien", fuhr ich fort, während ich Ellas Reaktionen beobachtete. „Die fruchtigen Düfte wären Erdbeere-/Himbeere oder Waldbeere", ich wusste, dass die kleinen Patienten davon immer ganz begeistert waren, und schmunzelte leicht. 

„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich die nächste Gruppe nennen soll, aber jedenfalls wären diese Düfte Honig und Vanille." 

„Cremig", kommentierte Ella, und musste selbst kichern.

Oh mein Gott. 

Ich hatte ihr Lachen so sehr vermisst. Generell hatte ich alles an Ella vermisst. Hoffentlich würde ich sie nicht wieder verlieren...

Eins nach dem anderen, Dominick. Erst einmal unterstützt du sie bei ihrer Herausforderung, alles Weitere ist zweitranging.

„Ich glaube, cremig ist passend", nickte ich Ella beipflichtend zu. „Die letzten Duftrichtungen gehen in Richtung Kräuter; und zwar sind es Pfefferminze und Lavendel."

Auch wenn diese Düfte verwendet werden, sind sie dennoch mit Abstand die ‚unbeliebtesten', dachte ich ein wenig betrübt, vor allem, da ich Kräutergerüche liebte. 

„Lavendel", riss Ella mich aus meinen Gedanken. Ihre Augen strahlten förmlich. 

Schon wieder lächelte ich, wie ein verknallter Idiot. Gott, mein Verhalten war... seltsam. 

Ich guckte zu Bianca, die mich breit angrinste. 

Sie schien zu ahnen, dass Ella und ich Ex-Partner waren. 

Ich sollte mich jetzt schon mental auf ihre kommenden Fragen vorbereiten. 

Immer noch lächelnd, rollte ich mit den Augen. 

„Okay, Ella", sprach ich wieder zu meiner Patientin. „Dann stelle ich dir jetzt das Lavendelduft-Pad vor, okay?" 

„Mhm", kam es von ihr. 

Ich ließ Ellas Hand los und rollte zu den Schubladen. 

Wenig später saß ich wieder neben Ella und zeigte ihr den luftdichten Behälter, in dem das Pad lag. 

„Es ist frisch, das heißt, du riechst kurz daran, ohne das Duft-Pad anzufassen, und wenn du damit einverstanden bist, diesen Geruch zu nehmen, platzieren wir ihn direkt in der Nasenmaske, ja?" 

Ella nickte und sah interessiert zu, wie ich die Verpackung öffnete. Ich gab sie ihr in die rechte Hand. 

Vorsichtig hob Ella den Behälter an die Nase und roch daran. „Ja", bestätigte sie leise und reichte mir schnell die Hülle. 

„Super. Dann können wir das Pad direkt einsetzen. Warte bitte kurz, ich wasche mir noch die Hände", bedeutete ich Ella, die Verpackung noch einen Moment bei sich zu halten. 

Ich stand auf und ging zu dem Waschbecken in der Ecke. Zügig, aber trotzdem gründlich, wusch und desinfizierte ich mir die Hände, und zog zusätzlich Handschuhe an. 

„Jetzt kannst du mir den Behälter geben." Ella legte die Hülle in meine Hand. Mir fiel auf, dass die ihre ein wenig zitterte, und ich nahm mir vor, ihr gleich noch einmal deutlich zu machen, dass es keinen Grund zum Fürchten gab. 

Was nicht hieß, dass ich ihre Angst bagatellisierte. 

Ich trat hinter das Lachgasgerät und griff nach der Maske. In der dafür vorgesehenen Öffnung platzierte ich das kleine Pad, und machte den Verschluss wieder zu. 

Nachdem ich mich meiner Handschuhe entledigt hatte, setzte ich mich zurück zu Ella und nahm sanft ihre rechte Hand.

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Welchen Duft hättet ihr gewählt?

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