46 Azael

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Wir saßen in einem Café in der Innenstadt.

Mit der Sonnenbrille auf der Nase nippte ich an dem Kaffee und tat mit einem genüsslichen Seufzer so, als würde mir die Plörre schmecken. Verwässerte Asche. Ekelhaft.

Lin neben mir unterhielt sich mit ihren drei Mädels und ich dachte an den Tag vor einer Woche zurück.

Die Viper war tot. Meine Mutter war nicht mehr hier.

War ich traurig? Nein. Definitiv nicht.

War es seltsam, sie nach so langer nicht mehr auf der Welt zu wissen. Ja, eindeutig.

Ich sah Lin an. Was ich ihr sagte, darüber, dass Dämonen nicht unbedingt mütterliche und väterliche Gefühle hatten, stimmte. Doch ... sie war ein Mensch gewesen und was war, wenn sie später einmal selbst ein Kind wollte? Für uns war es schwierig, sich fortzupflanzen, und nicht jedem Dämonenpaar gelang es, aber dennoch ...

Dass sie eine hervorragende Mutter wäre, schien keiner Debatte würdig, doch wie war es bei mir? Wäre ich ein guter Vater?

Ich schnaubte über meine eigenen Gedanken und sah aus dem Fenster. Nachdem wir, also Cahir und ich, die Leiche der Viper unter den Berg gebracht und von Libro hatten prüfen lassen, das Cahir der rechtmäßige Anführer war, war alles ganz schnell gegangen. Es wurde offiziell verkündet und mein Kumpel von allen akzeptiert. Aber nichts anderes hatte ich erwartet. Cahir war mächtig und nur das zählte für die meisten. Er schwor den Eid, sich an die Regeln zu halten, und damit war die Sache durch. Der Körper der Viper wurde in ein Loch geworfen und damit wurde eine 10.000 Jahre alte Existenz zum Verrotten und Vergessen werden weggeworfen.

Noch einmal atmete ich tief durch und begriff, dass es nicht meine Nervosität war, die in meinem Magen flackerte. Ich griff Lins Hand und verflocht unsere Finger miteinander und drückte leicht zu, während ich den Kopf in ihre Richtung drehte.

Ich lächelte sie an, um ihr etwas Mut zuzusprechen, für das, was jetzt kam.

Ein Abschied.

Lin erwiderte meinen Blick und ich spürte die Erleichterung, dass ich an ihrer Seite war.

»Wieso hast du uns alle drei zu diesem Treffen eingeladen?«, fragte Paulina und nippte an ihrem Espresso.

»Hat sie doch gesagt. Sie möchte mit uns über etwas reden. Du ließt die Nachrichten auch nur zu Hälfte, oder?« Isabel verdrehte die Augen.

Marijam nickte nur und blickte immer wieder zwischen mir und Linnea hin und her.

Mein Kleine schluckte schwer und setzte dann zum Sprechen an: »Mädels, erst einmal danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Ich weiß, dass das eher selten vorkommt, das alle am selben Tag die Zeit dazu finden, sich zu treffen. Ich-« mit zusammengepressten Lippen sah sie noch mal mich an. »Ich wollte euch nur sagen, dass ich ... dass wir zusammen uns entschieden haben, umzuziehen«, erzählte sie die Geschichte, die wir uns ausgedacht hatten. Sie sah wieder ihre Mädels an. »Azael ... er hat ein Job Angebot bekommen und weil ich wirklich glücklich mit ihm bin, möchte ich keine Fernbeziehung führen.«

Alle drei sahen sie mit großen Augen an.

»Du ziehst um?«, wiederholte Paulina fragend.

»Wir ziehen um, aber ja. Brasilien. Rio de Janeiro, um genau zu sein«, setzte ich hinterher und eröffnet damit auch gleich Lin die Überraschung. Ich hatte ich nicht erzählt, was ich für uns geplant hatte und deswegen schmunzelte ich jetzt auch, als ich mich zurücklehnte, ihre Handfläche anhob, küsste, losließ und dann die Arme vor der Brust verschränkte.

Linnea musterte mich überrascht. Dann räusperte sie sich und blickte ihre Freundinnen an. »Ja, genau, Brasilien. Deswegen wollte ich euch drei noch mal alle sehen und mich verabschieden«, erklärte sie und tat so, als wüsste sie davon. Doch mein Blick, den sie mir kurz zugeworfen hatte, sagte deutlich: Wirklich Brasilien?

Demon Love {OC x OC}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt