Zwischen Spiel und Gefühl

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Mira's Sicht

Es war Sonntagvormittag, und ich saß mit meinem Kaffee auf der Terrasse, den Laptop vor mir. Ich überflog meine Bachelorarbeit, die ich tatsächlich zu Ende gebracht hatte – eine ganze Woche vor der Abgabe. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich, während ich die letzten Details überprüfte und mir bewusst wurde, dass dieser Meilenstein endlich erreicht war.

Ich atmete tief ein und aus, die frische Luft erfüllte meine Lungen. Es war Ende Mai, und das Wetter war einfach unglaublich. Die Sonne wärmte mein Gesicht, und eine leichte Brise ließ die Blätter in den Bäumen sanft rascheln.

Die friedliche Ruhe auf der Terrasse brachte mich zum Nachdenken. Innerhalb der letzten drei Tage war so viel passiert. Ich spürte, wie die Ereignisse der vergangenen Tage in meinem Kopf Revue passierten – ein Wirbel aus Erlebnissen und Gefühlen, der mich immer wieder zurück in die Gegenwart zog. Trotz der vielen Aufregung empfand ich hier, in diesem Moment, eine seltene Stille.

Ich hatte alles noch gar nicht richtig verarbeiten können. Das Jobangebot von Nuri, das Ende meines Studiums und dann Barış – das Ereignis gestern im Auto ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war, als ob alles auf einmal kam, und ich fühlte mich überwältigt von der Flut an Veränderungen. Was genau das gestern zwischen uns im Auto war, wusste ich noch nicht, aber es hatte definitiv etwas verändert.

Dabei kannte ich Barış noch gar nicht so lange. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Abstand zu halten – besonders wegen dieser Sache mit der Nummer und den ganzen Gerüchten in den Medien zuvor. Irgendetwas an ihm hatte mich von Anfang an verwirrt, und ich wollte mich nicht in etwas hineinziehen lassen, das kompliziert werden könnte. Doch trotz meiner Vorsätze saß ich jetzt hier, auf der Terrasse, in Gedanken an das Geschehen von gestern im Auto.

„Wir hätten uns fast geküsst," sprach ich leise zu mir selbst. Ich wusste gar nicht, wie ich es zulassen konnte, dass er mir so nah kam, geschweige denn, dass ich es wirklich wollte. Wie konnte ich es wollen, dass ein Junge, den ich gerade mal seit ein paar Tagen kannte, mich küsst? Ich hätte fast beinahe meinen ersten Kuss mit, Barış Alper Yılmaz.

Es war verrückt, und doch fühlte es sich in diesem Moment so natürlich an. Ich war hin- und hergerissen zwischen meinem Verstand und meinem Herzen.

Ich musste mit jemandem darüber reden.

Simge war heute bereits mit einer Freundin verabredet, also kam mir nur Eda in den Sinn.
Sie war immer gut für Ratschläge.

Doch ich war mir nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde, wenn ich ihr von Barış erzählte. Soweit ich mich erinnerte, mochte sie ihn früher gar nicht. Es war ein Risiko, das ich eingehen musste, aber ich brauchte dringend eine Meinung, um meine Gedanken zu ordnen.

Ich nahm mein Handy und suchte unseren Chat:

„Eda, ich brauche dich an meiner Seite 🙃"

Nicht einmal eine Sekunde später hatte sie mir geantwortet:

„Wann soll ich da sein?"

Ein Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es war schön zu wissen, dass sie immer für mich da war.

Wir machten uns eine Zeit aus, und ich war erleichtert. Die Vorfreude auf unser Treffen ließ einen Teil der Anspannung von mir abfallen. Ich fühlte mich weniger allein mit meinen Gedanken und wusste, dass ich bald Klarheit finden würde.

Perfekt, dachte ich, als ich mich wieder meinem Laptop zuwandte, um die letzten Feinheiten meiner Arbeit durchzugehen.


Barış Sicht

„Yaramaz falan yok deme oğlum?" fragte meine Mutter besorgt.

„Yok annecim, her şey gayet yolunda. Takma sen kafana. Ben iyiyim, gerçekten," versuchte ich sie zu beruhigen, die bereits anfing, mich zu vermissen.

Von der Arbeit ins Herz 🏹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt