DREIZEHN

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SARINA

Ich klopfte nun schon bereits an die dritte Bürotür. Diesmal war ich richtig. Nachdem ich erst bei Rico landete, der mir sagte, wo ich hinmusste, verirrte ich mich in der Tür und traf auf Esteban. Mittlerweile wurde die Vitrine zu einer neueren und schöneren Vitrine ersetzt. Manche Sachen hatten eben doch etwas Gutes.

Nachdem ich von Alvaro reingebeten wurde, schloss ich die Tür hinter mir. Laut fiel die Holztür zu. Erst dann wandte ich mich meinem Schwager zu. Er saß an seinem weißen Glasschreibtisch. Durch mich unterbrach er seine Arbeit, die er bis gerade noch machte. Überrascht blickte er mich, was schnell durch Skepsis eingetauscht wurde, an.

Er beobachtete mich, wie ich mit einem kleinen Lächeln auf ihn zulief. Er wusste, ich wollte etwas von ihm. Das war kaum zu übersehen.

Bei ihm angekommen, setzte ich mich auf die mondförmige Zweisitzercouch. Sie stand vor seinem Schreibtisch. Sein Büro war das vollkommene Gegenteil zu Iváns.

Das Büro meines Schwagers war modern und hell eingerichtet. Die schwarzen Accessoires änderten nichts an der Helligkeit. Für jemanden, der immer dunkle Klamotten trug, passte das Büro nur vom Stil her zu ihm.

Ich überschlug die Beine und legte meine verschränkten Hände auf dem Knie ab. Mein Rücken wurde Kerzengerade.

»Ich brauche deine Hilfe«, begann ich zu sprechen, bevor er mich fragen konnte, was er für mich tun konnte. »Bei was genau brauchst du meine Hilfe? Wenn es um Anna geht-« Ich unterbrach ihn. »Mir geht es nicht um den feuerspeienden Drachen.« Er lachte auf, womit er mich zum Grinsen brachte. Niemand konnte diese Frau leiden. »Womit dann?«

»Es geht um Iván. Und nein, du sollst mir nicht helfen, seine Verlobte loszuwerden. Sagen wir einfach mal so, ich will ihn aus der Fassung bringen. Bei seinem Plan hat er nicht bedacht, ich lasse mich nicht so einfach unterkriegen.«

Vom Schlafzimmer aus bis hin zu Alvaro überlegte ich mir einen groben Plan. Ohne die wichtigen Informationen konnte ich ihn nicht zu Ende entwickeln. Auch dort kam Alvaro ins Spiel. Nur mit ihm funktionierte mein Vorhaben.

»Und dann kommst du ausgerechnet zu mir, weil?« Mit verschränkten Armen lehnte er sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Aus einer Mischung neugierig und belustigt wartete er auf meine Antwort.

»Hernández Investments«, sagte ich nur. Ich kannte mich mit solch Geschäften nicht aus, doch wenn es um eine Investmentfirma ging, war schließlich klar, was sie machten. Dazu erzählte mir Iván ein wenig darüber.

»Woher weißt du davon?«

»Von Iván selbst. Ich war dabei einen Koffer zu packen, um in eins der Gästezimmer zu ziehen, da kam er rein, um selbst einen Koffer zu packen. Dann kamen wir ins Gespräch und er erzählte mir, er fährt morgen mit Enrique weg. Weil ich neugierig war, quetschte ich ihn weiter aus. Nun bin ich bei dir«, erklärte ich ihm grob das Aufeinandertreffen.

»Ihr redet miteinander?« Er runzelte seine Stirn. Wenn er dachte, ich würde meinen Ehemann ignorieren, dachten die anderen sicher dasselbe. Bei anderen Umständen, die sich nannten: Ich ließ mir gefallen, was er tat, würde ich auch nicht mit ihm reden.

»Ach Alvaro, Iván und ich sind verheiratet, was sollten wir sonst tun? Ich lasse mir von ihm nicht auf der Nase herumtanzen. Wusstest du, das männliche Gehirn ist erst Ende zwanzig vollständig ausgereift? Wir sehen ja anhand deines Bruders, die Forschungen stimmen.« Er schmunzelte, welches sich in ein Grinsen veränderte. Nur einen Wimpernschlag später lachte er herzhaft los.

»Ich sage nur die Wahrheit. Er benimmt sich gerade wirklich wie ein trotziges Kleinkind. Von wegen er ist Erwachen.«

»Er wird sich wieder einkriegen«, sagte er, nachdem er sich beruhigte. »Ich weiß. In der Zeit, wo er Anna hat, sollte ich mir vielleicht einen Mann holen. Einen Stripper? Würde bestimmt unterhaltsam werden.« Natürlich würde das niemals funktionieren, doch Iváns Reaktion darauf wäre einfach zu amüsant. »Das solltest du lieber lassen, sonst hat der Stripper ein paar Körperteile weniger, gefolgt von einer Kugel im Kopf.« Ich verzog mein Gesicht, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Bilder von Iván, wie er einen leicht bekleideten Mann zerstückelte, tauchte vor meinem inneren Auge auf. Gleichzeitig ärgerte ich mich darüber, dass er immer gleich alles mit Gewalt und dann mit dem Tod, regeln musste. Als wäre er noch nie in einem Strippclub gewesen.

Señora Hernández - Der FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt