SARINA
Erschöpft kam ich vor der Wohnungstür zum Stehen. Ich vergaß vollkommen, wie anstrengend Stunden langes Laufen sein konnte. Genauso wie stehen. Ja genau, stehen!
Immer dann wenn ich nicht lief, stand oder saß ich. Sitzen tat ich nur in meiner Pause und wenn ich nichts machen brauchte.
Nun hoffte ich inständig, Noah ließ mich, mich einfach in mein Bett einkuscheln. Meine Beine brauchten Ruhe. Ich wollte meinen Geburtstag entspannt verbringen. In 365 Tagen hatte ich wieder Geburtstag, so wie in 730 Tagen, 1095 Tagen ...
Dass ich überhaupt mit meinem matschigen Hirn rechnen konnte, überraschte mich.
Ich trat in mein vorübergehendes Zuhause ein. Direkt fielen mir zwei Sachen auf.
Nummer eins: Der Wohn- und Essbereich wurde mit einer Girlande und Luftballons geschmückt.
Nummer zwei: Die Wohnung roch nach Bolognese Soße. Beides schloss daraufhin, dass Noah früher von der Arbeit ging, extra, um für mich eine kleine Feier nur mit uns beiden zu schmeißen.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Er gab sich Mühe für mich, auch wenn wir vermutlich gleich Essen bestellen mussten. Er konnte nicht kochen. Noch weniger als Pats. Aber der Wille zählte und wer wusste, vielleicht konnte man sein Essen, essen. Das Leben hatte viele Überraschungen für einen übrig.
Ich kam bei ihm in der Küche an. Wir sahen uns heute das erste Mal. Ich musste bereits los, da schlief er noch.
Gestern Abend, als er nach Hause kam, vertrugen wir uns wieder. Von einem geklärten Streit konnte dennoch nicht die Rede sein. Wenigstens redeten wir normal miteinander. Man konnte meinen, wir wären Geschwister. Nach einem Streit ging man sich aus dem Weg, irgendwann später unterhielt man sich einfach wieder, als sei nie etwas passiert.
»Du hättest nicht für mich kochen müssen«, sprach ich ihn an. Er sah von der dunkelroten blubbernden Soße auf. Er grinste mich breit an. »Für das Geburtstagskind mache ich das gerne. Happy Birthday.« Noah ließ den Holzlöffel los, ehe er um die schmale Kücheninsel zu mir lief. Er umarmte mich. »Danke.« Ich gab ihm einen Kuss auf die stoppelige Wange. »Nichts zu danken.«
Er entfernte sich von mir. »Ich hoffe, dir wird mein Essen schmecken«, sagte er auf dem Weg zurück zum Herd. »Ich auch, ich habe nämlich einen Bärenhunger«, gestand ich ihm. Mein Magen stand kurz davor zu knurren. Ich spürte den Druck, der immer entstand.
Ich stellte meine Handtasche auf der Kücheninsel ab.
»Kann ich dir wobei helfen?«, fragte ich nach. Er schüttelte seinen Kopf. »Nein, ich bin gleich fertig. Zieh dich einfach um und setz dich schon einmal an den Esstisch.«
Da ich keine Diskussion anfangen wollte, dass ich kein Problem damit hatte, ging ich in mein kleines Zimmer. Mehr als ein Bett, einen Schrank, einen Nachtschrank und ein Stehspiegel befand sich nicht in dem kleinen Raum.
Ich befreite mich von den ungemütlichen Klamotten. Stunden lang eine Skinny Jeans zu tragen, wurde auf längere Zeit unbequem. In einer Jogginghose, einem lockeren T-Shirt und weichen Hausschuhen fühlte ich mich viel wohler.
Mein Blick fiel, beim Oberteil über den Kopf ziehen auf mein Dekolleté. Um genau zu sein, direkt zwischen meine Brüste auf die Halskette. Neben dem Sternenanhänger hingen die zwei Ringe. Ich konnte nicht sagen, warum ich das Verlangen heute Morgen hatte die Ringe so nah bei mir zu tragen – fast schon an meinem Herz.
Die Ringe bei mir zu tragen, fühlte sich einfach richtig an. Als wollte mir Iváns Mutter etwas damit sagen – sie, weil ihr einmal einer der Ringe gehörte.
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Señora Hernández - Der Fehler
Romansa(Neue und unüberarbeitete Version) »Eine Frau ist das Spiegelbild der Taten ihres Mannes.« Ich wurde verheiratet. Ich wurde entführt. Ich wurde verletzt. Und ich schaffte es, zu fliehen. Für wenige Tage. Nun befand ich mich wieder in meinem persönli...