SARINA
Wie gerne ich ihm gerade den Hals umdrehen würde. Nur daran zu denken, wieso ich überhaupt darauf kam, ließ mich förmlich danach schreien ihm hinterherzurennen und die Haare auszureißen.
Ich war schwach geworden, hatte mich dem Verlangen hingegeben, ihn geküsst und was ich dafür bekam, war nichts. Er ließ mich nicht kommen. Danach ging er einfach, wobei er so tat, als hätte er mich nicht gerade auf einem Tisch im Garten gefickt oder mir gesagt, dass ich zu der Beerdigung von Noah gehen durfte. Ich dachte nicht einmal daran, dahin zu dürfen. Ein Grund wieso ich nie davon sprach. Der andere Grund müsste eigentlich klar sein. Momentan war einiges los, wodurch ich von meiner Trauer, der Erinnerung an meinen besten Freund abgelenkt wurde.
Nun knallten mehrere Emotionen wie die Wucht eines Güterzugs auf mich ein. Alle waren unterschiedlich und doch miteinander verbunden.
Trauer.
Wut.
Hass.
Romantische Gefühle.
Ich fühlte mich wie eine schwangere Frau oder eine Frau, welche sich in der Midlife-Crisis befand. Beide hatten eins gemeinsam: Ihre Hormone waren außer Rand und Band.
Ich kratzte mir über meinen Brustkorb, genau dort, wo sich das Herz befand. Meine Schmerzen der Trauer verwandelten sich in Wut. Wegen Iván. An ihn zu denken, ließ gleichzeitig Hass in mir aufsteigen, denn seine Taten und die Tatsache, dass mein Herz in seiner Anwesenheit wieder wie bei unserer ersten Begegnung begann schneller zu schlagen, machte mich wiederum wütend. Das verursachte, dass ich daran denken musste, wieso ich überhaupt bei ihm war. Dadurch wurde ich wieder traurig. Da es damit endete, dass ich mit Noah flieh und er erschossen wurde, begann der Kreislauf von vorne.
Ende vom Lied, wie ein elektrischer Zaun aufgeladen, lief ich zornig zurück ins Haus.
Ich musste etwas tun, womit ich mich von dem Kribbeln in mir ablenkte. Mein Mann brachte mich noch dazu, mich in ihn zu verlieben. Wieder.
So bescheuert es sich anhörte, lag es an Anna. Wäre sie nicht hier, würde ich sie und Iván nicht provozieren und somit dafür sorgen, dass es immer damit endete, von ihm auf einer intimen Weise berührt zu werden. Sie waren meist nicht sanft, trotzdem reagierte mein Körper von alleine darauf. Er bettelte nach mehr. Ich konnte nichts dagegen machen. Wäre meine Mitte der einzige Teil, der sich nach ihm verzehrte, könnte ich damit leben, nur war es eben nicht so. Mein Herz wollte mit jedem weiteren Tag mehr von ihm, obwohl er sich wie das größte Arschloch auf Erden benahm.
Da ich meinen Zorn nicht an mir selbst rauslassen konnte, genauso wenig an Iván, blieb nur noch eine Person, gegen die ich einen Groll hegte.
Ich wusste bereits, wie ich meine Laune befriedigte. Hoffentlich verjagte ich sie so auch gleich vom Grundstück.
So darüber nachgedacht. Ich wohnte hier, somit gehörte mir das Anwesen quasi, so wie Iván und dem Rest der Familie. Die Angestellten mussten auf mich hören, tun was ich von ihnen verlangte. Das erleichterte mir die Sache um einiges.
Mit plötzlich guter Laune schlenderte ich in den Mitarbeitergang, wo sich der Überwachungsraum befand. Ich brauchte Hilfe, um Bruno und seinen Kollegen Hugo zu finden. Sie waren immer zusammen unterwegs. Nicht nur sie. Jeder der Wachmänner besaß einen Partner. Zusammen liefen sie Patrouille oder standen an ihren zugewiesenen Positionen.
Ich öffnete die Tür. Ich war nur einmal kurz in dem Raum gewesen. An dem Tag, wo ich mich umschaute. Wie letztens saß Marcos, wie der Sicherheitschef hieß, vor vielen Monitoren.
Das Zimmer sah aus wie sich jeder ein Hackerzimmer in Filmen oder Serien vorstellte. Bildschirme wo das Auge hinreichte. Schummriges Licht. Kahl eingerichtet.
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Señora Hernández - Der Fehler
Romance(Neue und unüberarbeitete Version) »Eine Frau ist das Spiegelbild der Taten ihres Mannes.« Ich wurde verheiratet. Ich wurde entführt. Ich wurde verletzt. Und ich schaffte es, zu fliehen. Für wenige Tage. Nun befand ich mich wieder in meinem persönli...