SARINA
Ich setzte die Sonnenbrille von meiner Nase auf den Kopf. Ich musste blinzeln. Die Sonne strahlte mir hell ins Gesicht.
In Filmen oder Dokumentationen von Reichen sah es immer perfekt aus, wenn jemand auf einem privaten Flugplatz die Sonnenbrille auszog, bevor man in den Privatjet stieg. Ich hingegen verzog mein Gesicht zu einer Grimasse.
Mein Schwager wirkte dafür tatsächlich wie einer der Reichen, die überall super aussahen. Er trug ebenfalls eine Sonnenbrille, besser hatte eine getragen. Anstatt wie ich sie auf den Kopf zu setzten, klemmte er sie vorne in die Tasche des Jacketts. Dabei wirkte er, als machte ihm die Sonne nichts aus. Keine verzogene Miene. Kein Blinzeln. Nichts.
Er unterhielt sich mit dem Piloten über dessen Familie. Langweiliger Tratsch. Entweder zeigte Alvaro nicht, dass er, so wie ich gelangweilt war, oder er versteckte es. Das Nicken zwischendurch und die Erwiderungen ließen darauf deuten, er war wirklich interessiert.
Weil ich keine Lust mehr besaß, ihnen weiter zuzuhören, lief ich auf den Privatjet zu. Ich kannte bereits fast alles darin. Iván und ich fuhren mit dem Jet in den Urlaub.
Drinnen setzte ich mich auf einen Platz am Fenster und in Fahrtrichtung. Ich trug nur eine schwarze Handtasche in Schlangenoptik als Gepäck bei mir, deswegen musste nichts weggepackt werden. Ich stellte die Lacktasche auf den freien Sitzplatz neben mich.
Alvaro und ich blieben leider nicht über mehrere Tage weg. Wir machten einen Tagesausflug. Ich hätte mich gefreut, wenn ich Richmond hätte erkunden können. Die Stadt sollte schön sein.
Ich schnallte mich schonmal an. Sobald wir abgehoben waren, würde ich mich wieder abschnallen, auch wenn es sicherer war, angeschnallt zu bleiben. Mein Leben war schon gefährlich genug, da war nicht angeschnallt zu sein das kleinere Übel.
Damit fertig schlüpfte ich aus meinen spitzen High Heels. Ich sah es nicht ein, in diesen unbequemen nicht eingelaufenen Dingern zu sitzen, wenn ich sie einfach ausziehen konnte. Schon bei der langen Fahrt zum Flughafen hatte ich sie ausgezogen.
Ich trug nur schwarz, passend zu der baldigen Laune meines Ehemannes. Gleichzeitig sah ich aus wie eine Bosslady. Ich steckte in einem trägerlosen Schlauchkleid aus Leder und einem Taillenlangen Blazer. Meine Haare wurden zu einem hohen Sleek-Zopf frisiert. Die High Heels, die Handtasche und der dezente Schmuck rundeten alles ab. Eine Sache vergaß ich bei meiner Aufzählung. In der Handtasche lag eine auf die Schnelle und trotzdem ordentliche entworfene Mappe. Ich musste schließlich professionell wirken. So fiel es hoffentlich nicht ganz so schnell auf, dass ich eigentlich kaum Ahnung besaß.
Es vergingen Minuten, in denen ich nervös mit meinen Fingerkuppen auf meinen Oberschenkeln trommelte, da kamen endlich der Pilot, der dazu gekommene Copilot und mein Schwager herein.
Alvaro setzte sich mir gegenüber. Anschnallen tat er sich nicht. Nicht lange darauf hob das Flugzeug ab. Für mich war das, das schlimmste Gefühl. Mir wurde dabei schwindelig. Sobald wir in der Luft waren, verschwand der Nebel in meinem Gehirn.
Ich schaute aus dem Fenster. Jedes Mal aufs Neue fand ich den Anblick faszinierend. Von oben sahen die ganzen Hochhäuser und Wolkenkratzer noch schöner aus. Auch die Parks waren ein schöner Anblick. Die Menschen und Verkehrsmittel wurden zu kleinen Ameisen. Nach einer Zeit wurden sie nicht mehr sichtbar.
Ich konnte nicht sagen, wie lange ich nach draußen starrte, als ich meinen Blick abwandte, um zu meinem Schwager zu gucken, aber es mussten mindestens 30 Minuten sein. Wir waren kurz davor Delaware zu erreichen.
Alvaro saß entspannt im Sitz. Seine Beine waren ein wenig auseinander. Seine Hände lagen verschränkt dazwischen. Seine Lider waren geschlossen. Seine Atmung ging gleichmäßig.
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Señora Hernández - Der Fehler
Romantik(Neue und unüberarbeitete Version) »Eine Frau ist das Spiegelbild der Taten ihres Mannes.« Ich wurde verheiratet. Ich wurde entführt. Ich wurde verletzt. Und ich schaffte es, zu fliehen. Für wenige Tage. Nun befand ich mich wieder in meinem persönli...