Die Peinlichkeit, die mich kurz überkam, verfliegt schneller, als ich gedacht hätte.
Kerem hat uns gesehen - und? Es stört mich nicht wirklich. Im Gegenteil, ein kleiner Teil von mir genießt sogar den Nervenkitzel.
Samet ist schließlich bei mir, seine Hände wandern weiter über meinen Körper, und ich lasse mich darauf ein, ohne noch lange darüber nachzudenken.
Er zieht mich näher zu sich, seine Lippen finden meinen Hals, und ich stöhne leise, meine Finger gleiten durch sein Haar.
Wir küssen uns leidenschaftlich, und ich verliere mich in dem Moment. Alles andere verblasst - Kerem, das Chaos in meinem Kopf - für einen Augenblick zählt nur Samet und das, was wir gerade miteinander teilen.
Der Kuss wird intensiver, und schließlich lösen wir uns voneinander, um hastig unsere Kleidung wieder anzuziehen.
Samet grinst verschmitzt, während er sich sein T-Shirt überstreift, und ich erwidere den Blick, meine Augen glitzern vor Aufregung.
Es ist ein Spiel, und ich weiß genau, was ich tue.
Doch kaum habe ich meine Sachen angezogen, spüre ich die Unruhe in mir. Kerem. Sein Blick, seine Gegenwart lässt mich nicht los. Ich muss zu ihm, muss ihn zur Rede stellen.Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Zimmer, mein Herz rast, und die Energie des Moments treibt mich an.
Als ich in den Flur trete, sehe ich Kerem noch immer dort stehen. Er lehnt mit verschränkten Armen an der Wand, und als er mich sieht, richtet er sich langsam auf. Ohne zu zögern, stürme ich auf ihn zu.
„Was zur Hölle, Kerem?" fauche ich, meine Stimme voller Vorwurf. „Was denkst du dir eigentlich, einfach so reinzuplatzen?"
Er bleibt bemerkenswert ruhig, lässt sich von meiner Wut nicht aus der Fassung bringen. „Es war ein Versehen", sagt er gelassen und sieht mir direkt in die Augen. „Ich wollte nicht stören, glaub mir."
Seine ruhige Art bringt mich nur noch mehr auf die Palme. „Na toll! Jetzt hast du es aber geschafft!", schnaube ich und verschränke die Arme vor der Brust, versuche, mich zu beruhigen.
Doch mein Puls schlägt noch immer schnell.
Kerem atmet tief durch und geht einen Schritt auf mich zu. „Du kannst mich anschreien, wenn du willst. Aber das wird nichts ändern. Vielleicht solltest du mal überlegen, was du wirklich willst. Du siehst nicht so aus, als wärst du glücklich."Seine Worte treffen mich, auch wenn ich das nicht zeigen will. Ich halte kurz inne, starre ihn an, mein Atem stockend. „Was... was weißt du schon?" Meine Stimme zittert leicht, und ich hasse mich dafür.
„Vielleicht nicht viel", sagt Kerem leise, sein Ton ist immer noch ruhig, fast sanft. „Aber ich sehe dich. Und ich glaube, du brauchst jemanden, mit dem du reden kannst."
Seine ruhigen Worte treffen mich tiefer, als ich erwartet hatte. Kerems Blick bleibt fest auf mir, und ich spüre, wie meine Wut langsam zu bröckeln beginnt. Er steht einfach da, lässt sich von meiner Aggression nicht aus der Fassung bringen. Stattdessen strahlt er diese Ruhe aus, die mich einerseits wahnsinnig macht und andererseits... neugierig.
„Ich brauche niemanden, mit dem ich reden muss", murmele ich abwehrend, obwohl ich genau weiß, dass es nicht stimmt. Mein Herz rast noch immer, und meine Gedanken sind ein einziges Durcheinander. Es wäre so leicht, einfach abzublocken und zurück zu Samet zu gehen. Doch irgendetwas hält mich hier.
„Vielleicht", sagt Kerem sanft, „aber so, wie du gerade reagierst, sieht es anders aus." Seine Stimme hat diesen Ton, der mich beruhigt, obwohl ich das nicht will. Ich starre ihn an, während mein Kopf gegen meine eigenen Gedanken ankämpft. Was will er eigentlich von mir?
„Warum interessiert es dich überhaupt?" frage ich schließlich, meine Stimme nun leiser, weniger angriffslustig. „Es geht dich doch gar nichts an."
Er zuckt leicht mit den Schultern, aber in seinen Augen sehe ich eine seltsame Ernsthaftigkeit. „Weil ich dich schon eine Weile beobachte. Ich sehe, dass du dich verlierst, und ich frage mich, ob du das wirklich willst."
Ich balle die Fäuste und spüre, wie der Ärger wieder in mir aufkocht. Wer glaubt Kerem, dass er ist, um mir so etwas zu sagen? „Ich verliere mich? Das ist echt lächerlich, Kerem." Meine Stimme ist jetzt scharf und fest. „Du hast keine Ahnung, worüber du redest."
Kerem bleibt ruhig, sein Blick weich, aber entschlossen. „Vielleicht sehe ich mehr, als du denkst."
Ich schnaube, genervt von seiner Ruhe. „Was weißt du schon? Du kennst mich doch kaum. Nur weil du zufällig mal was gesehen hast, meinst du jetzt, du könntest beurteilen, was in meinem Leben richtig oder falsch läuft?"
Er hebt die Hände leicht, wie um zu zeigen, dass er keinen Streit will. „Ich urteile nicht, okay? Ich wollte dir nur... helfen."
„Helfen?" Ich lache kurz, bitter. „Du platzt rein, mischst dich in Dinge ein, die dich nichts angehen, und dann willst du mir erzählen, du willst helfen? Hör auf, dich einzumischen!"
Kerem nimmt einen tiefen Atemzug, bleibt gelassen. „Du musst es nicht annehmen. Aber so, wie du dich gerade verhältst, sieht es so aus, als würdest du irgendwas in dir drin wegdrücken."
Ich verschränke die Arme fest vor der Brust, merke, wie ich mich noch mehr verschließe. „Das ist Bullshit. Weißt du was, Kerem? Du solltest dich lieber um dein eigenes Leben kümmern, anstatt hier kluge Ratschläge zu verteilen."
Er sieht mich an, sagt eine Weile nichts. Seine Ruhe macht mich wahnsinnig, aber er bleibt unbeeindruckt von meinem Widerstand. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht mische ich mich ein", sagt er schließlich leise. „Aber wenn du wirklich glaubst, dass alles in deinem Leben so läuft, wie du es willst, dann okay. Ich hoffe nur, dass du nicht irgendwann aufwachst und merkst, dass du die ganze Zeit jemand anderes warst."
Seine Worte treffen tief, aber ich lasse es mir nicht anmerken. Stattdessen richte ich mich auf, werfe ihm einen starrenden Blick zu. „Glaub mir, ich weiß genau, wer ich bin. Und es ist mir egal, was du davon hältst."
Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um, marschiere wütend davon, den Kloß in meinem Hals ignorierend.
Als ich mich von Kerem abwende und mit schnellen Schritten den Flur entlanglaufe, spüre ich, wie mein Herz noch immer rast. Die Wut brennt in mir, und gleichzeitig... diese verdammte Unruhe. Warum kann er mich so leicht aus der Fassung bringen? Ich versuche, die Worte, die er gesagt hat, aus meinem Kopf zu verbannen, aber sie schwirren unaufhörlich umher.
„Verlieren?" Ich fluche leise. Wer glaubt er, dass er ist? Er kennt mich doch gar nicht. Ich bin mir sehr wohl bewusst, was ich tue, und Samet... Samet ist genau das, was ich brauche. Spaß, Ablenkung, Freiheit. Es gibt nichts Kompliziertes daran, und es gefällt mir so.
Als ich die Tür zu meinem Zimmer aufstoße, sehe ich Samet auf dem Bett sitzen, lässig, als wäre nichts passiert. Er hebt den Blick, als ich hereinkomme, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. „Alles okay?"
„Ja", sage ich schnell und knalle die Tür hinter mir zu. „Kerem glaubt, er könnte mir sagen, wie ich mein Leben zu leben habe."
Samet zuckt mit den Schultern, als ob ihn das alles nicht wirklich interessiert. Und vielleicht ist es das, was ich an ihm mag. Er hinterfragt nicht, er nimmt es einfach hin. Es gibt keine Komplikationen mit ihm. Aber während ich das denke, spüre ich einen kleinen Stich. Vielleicht wäre es manchmal doch besser, wenn er... mehr wäre.
„Komm her", murmelt er und streckt eine Hand nach mir aus. Ich gehe widerwillig darauf zu, lasse mich neben ihm auf das Bett fallen. Er legt einen Arm um mich, zieht mich an sich, doch ich bin unruhig, mein Kopf ist ein einziges Durcheinander.
Warum verdammt nochmal lässt mich Kerem nicht los? Was hat er an sich, dass er so tief in meinem Kopf herumschwirrt? Ich versuche, mich auf Samet zu konzentrieren, mich wieder in das Spiel zurückzuziehen, das wir immer spielen, aber es klappt nicht. Mein Blick schweift zur Tür, und in meinem Kopf taucht wieder dieses Bild auf: Kerem, wie er dort steht, ruhig und sicher, während ich wütend auf ihn einrede.
„Sila?" Samets Stimme reißt mich zurück. Ich blinzle, sehe ihn an, doch ich bin mit den Gedanken immer noch bei Kerem.
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Iki Yol, bir hedef
FanfictionSila Yilmaz sucht in einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen bei Samet Akaydin Zuflucht vor dem Chaos in ihrem Elternhaus. Während ihr Bruder Baris Alper selbst mit den Gefühlen der Frauen spielt und keine ernsthaften Beziehungen führt, würde er ni...