14

29 4 3
                                    

In den folgenden Tagen ging alles viel zu schnell. Ohne Rücksicht auf meine Wünsche oder Gefühle war bereits entschieden worden: Samet und ich würden heiraten.

Meine Eltern hatten seine kontaktiert, und seine Familie hatte wohl eingewilligt, dass das der „richtige Weg" sei.

Plötzlich war ein Termin beim Standesamt vereinbart. Es gab keine Diskussion, keinen Raum für Zweifel, nur einen strikten Plan, der uns beiden aufgezwungen wurde.

Ich fühlte mich wie in einem Alptraum. Mein Leben – meine Zukunft – schien mir einfach entgleitet zu sein.

Tief in mir spürte ich eine Mischung aus Angst und Rebellion. Ich wollte Samet nicht heiraten. Er war der Vater meines Kindes, ja, aber seine abweisende Reaktion hatte mir klar gemacht, dass er nichts von mir oder dem Kind wollte.

Wie sollte ich mit ihm ein Leben aufbauen, wenn er so kalt und desinteressiert war? Doch niemand fragte mich danach.

Einen Tag vor der geplanten standesamtlichen Trauung kam Baris in mein Zimmer. Er hatte die Arme verschränkt und sah mich streng an, doch hinter seinem Blick schimmerte etwas Unbehagliches. Ich wusste, dass es ihm nicht leichtfiel, aber er fühlte sich in der Pflicht, das „Richtige" zu tun – zumindest das, was er für richtig hielt.

„Morgen ist es so weit", sagte er schließlich. Seine Stimme klang angespannt, und ich spürte, wie er selbst an den Worten zweifelte. „Du weißt, dass es das Beste ist, oder? Damit...alles in Ordnung kommt."

Ich wollte etwas sagen, vielleicht eine Entgegnung, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen nickte ich nur stumm, obwohl mir das Herz schwer wurde.

Später an diesem Tag, als ich gerade allein war, hörte ich plötzlich ein leises Klopfen an der Tür. Zu meiner Überraschung trat Kerem ein, Baris' bester Freund. Seine Anwesenheit war wie ein unerwarteter Lichtstrahl in der Dunkelheit, und doch wusste ich sofort, dass er Bescheid wusste. Sein Blick war ernst und voller Fragen.

„Baris hat mir alles erzählt", begann er leise, als er mich mitfühlend ansah. „Sila... du musst das doch nicht tun, wenn du es nicht willst." Seine Stimme klang verzweifelt, und in diesem Moment brachen alle Dämme in mir.

Die Tränen liefen mir über das Gesicht, und ich ließ sie einfach zu, ohne mich zu wehren.

„Ich habe keine Wahl, Kerem", flüsterte ich schließlich, meine Stimme erstickt von der Verzweiflung. „Meine Eltern... sie bestehen darauf. Und Samets Familie... sie wollen, dass alles 'geordnet' wird. Aber niemand fragt, was ich will. Niemand versteht, dass ich das nicht will."

Kerem nahm meine Hand und drückte sie fest, als wollte er mir damit Halt geben. „Du hast immer eine Wahl, Sila. Du musst nicht tun, was sie von dir erwarten. Das ist dein Leben, nicht ihres."

Seine Worte trafen mich tief, und für einen kurzen Moment fühlte ich einen Hauch von Hoffnung, eine Ahnung, dass ich vielleicht doch noch Kontrolle über mein Schicksal haben könnte.

Doch der Gedanke an meine Familie und den Druck, der auf mir lastete, ließ die Hoffnung rasch verblassen. Ich konnte mich kaum vorstellen, wie ich mich gegen sie stellen und das alles verhindern sollte.

Am nächsten Tag stand ich, von Kopf bis Fuß in einem traditionellen Kleid, vor dem Standesamt. Die kühle Morgenluft umhüllte mich, und meine Mutter stand streng und wachsam an meiner Seite.

In ihrem Blick lag eine Mischung aus Stolz und Entschlossenheit, als ob sie mich beschützen wollte – oder vielleicht eher kontrollieren.

Neben mir stand Samet, seine Hände immer noch in den Taschen, mit einem leeren Ausdruck auf dem Gesicht. Wir hatten kaum miteinander gesprochen seit jenem Tag im Park.

Iki Yol, bir hedef Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt