Zwei Monate waren vergangen, seit ich nun offiziell Sila Akaydin war, und das Leben fühlte sich oft wie eine Abfolge von leeren Routinen an. Samet und ich lebten nebeneinander her, wie zwei Menschen, die gezwungen wurden, die gleichen Pflichten zu erfüllen, ohne je eine Verbindung zueinander aufzubauen. Er war höflich, gab mir morgens beim Frühstück einen flüchtigen Kuss auf die Wange und fragte beiläufig, ob ich noch irgendetwas bräuchte. Aber da war nie wirkliche Nähe oder Wärme zwischen uns.
An einem dieser morgendlichen Frühstücke, während Samet schnell seine Sachen packte, um zum Training zu gehen, fragte ich zögernd: „Samet, ich habe heute einen Termin beim Frauenarzt. Es wäre schön, wenn du mitkommen könntest..."
Er blickte von seinem Handy auf und schien kurz zu überlegen, dann zuckte er die Schultern. „Heute? Geht echt nicht, Sila. Wir haben eine wichtige Trainingseinheit. Tut mir leid."
Seine Entschuldigung klang routiniert und gleichgültig, fast wie eine automatisch abgespielte Antwort.
Noch bevor ich reagieren konnte, war er schon an der Tür, warf mir ein schnelles „Wir sehen uns später" zu und verschwand. Ich blieb alleine in der Küche zurück, die Reste unseres Frühstücks vor mir, und versuchte, das enttäuschte Gefühl beiseitezuschieben. Es tat weh, dass er so wenig Interesse an unserer gemeinsamen Zukunft und vor allem an unserem Kind zeigte.
Um mich abzulenken, räumte ich auf und putzte das Haus, doch die Anspannung ließ sich nicht ganz abschütteln.
Der Gedanke, alleine zum Arzttermin zu gehen, ließ mich nicht los. Schließlich fasste ich einen Entschluss und griff zum Handy.
„Kerem?" fragte ich vorsichtig, als er ans Telefon ging. Er und ich hatten in den letzten Monaten viel Kontakt, und er war oft der einzige, mit dem ich über meine Sorgen sprechen konnte. „Ich weiß, es ist kurzfristig, aber... ich habe heute einen Arzttermin.
Ich fühle mich irgendwie komisch dabei, allein hinzugehen. Könntest du mich vielleicht begleiten?"
Er zögerte nicht einen Moment. „Natürlich, Sila. Ich komme mit. Wann und wo soll ich dich abholen?"
Erleichtert gab ich ihm die Adresse der Praxis und bedankte mich. Als die Zeit für den Termin näher rückte, fühlte ich mich ruhiger und war froh, dass ich Kerem gebeten hatte, mich zu begleiten.
Wenig später stand er pünktlich vor meiner Tür und lächelte beruhigend.
„Danke, dass du dir die Zeit nimmst," murmelte ich, während wir uns auf den Weg zur Praxis machten.
Kerem legte eine Hand auf meine Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Sila. Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Du musst da nicht allein durch."
Im Wartezimmer saß er geduldig neben mir und sorgte dafür, dass ich mich sicher und verstanden fühlte.
Als ich schließlich zur Untersuchung aufgerufen wurde, blieb er draußen und wartete, ohne ein Wort des Zögerns. Als ich nach dem Termin zurückkam, sah er mir sofort an, wie angespannt ich war, und hielt mir einfach die Hand hin.
„Es wird alles gut, Sila," sagte er leise und einfühlsam, und in dem Moment wurde mir klar, wie wichtig Kerem für mich geworden war.
Während Samet immer mehr Abstand nahm, war Kerem zur einzigen Stütze geworden, der ich wirklich vertrauen konnte.
Gerade als die Arzthelferin mich durch den Flur führte, hielt ich inne und drehte mich zu Kerem um. Unsicher fragte ich: „Kommst du vielleicht doch mit rein?"
Er nickte sofort und stand auf, ohne zu zögern. „Natürlich, wenn du möchtest." Seine ruhige Art gab mir einen Moment lang das Gefühl, dass ich nicht allein war.
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Iki Yol, bir hedef
FanfictionSila Yilmaz sucht in einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen bei Samet Akaydin Zuflucht vor dem Chaos in ihrem Elternhaus. Während ihr Bruder Baris Alper selbst mit den Gefühlen der Frauen spielt und keine ernsthaften Beziehungen führt, würde er ni...