16 | 🂲 | Reden ist Schweigen, Silber ist Gold

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»Eigentlich ist es ja wirklich nichts Verwerfliches«, versuchte Eunyoung, ihre – und vielleicht auch Minhos – Nerven zu beruhigen, während sie in seiner Wohnung Kreise lief.

»Hm, ja ... Es gibt auf jeden Fall Schlimmeres«, erwiderte Minho nachdenklich. Er saß auf seinem Sofa und starrte stumpf in die Ferne, wobei sein linkes Bein unaufhörlich auf und ab wippte.

»Wir könnten ja pausenlos auf Partys gehen und immer wieder wen Neuen aufreißen«, argumentierte Eunyoung weiter und drückte ihre verschränkten Arme noch enger an ihren Körper.

»Genau. Wir leben sozusagen monogam«, sagte Minho, ohne sich zu Eunyoung umzusehen, die momentan nur hinter der Couch immer wieder vorbeischlich.

»Das stimmt. Wir schlafen ja nicht mit irgendwem, sondern nur miteinander«, fuhr sie fort und hob eine ihrer Hände von ihren verschränkten Armen ab, um zu sehen, wie sehr sie zitterte. Sie zitterte sehr.

»Ja«, nuschelte Minho und presste die Lippen aufeinander, als er sich gedankenverloren mit einer zitternden Hand durch die Haare fuhr.

»Binnie wird es sicher verstehen«, hauchte Eunyoung und blieb auf einmal stehen. Sie sah zwar immer noch unsicher aus, aber ihre Stimme klang überzeugt. Changbin und sie waren schon seit dem Kindergarten befreundet – also noch länger als mit Minho – und es hatte bisher nichts gegeben, das die beiden nicht irgendwie geregelt hatten. Außerdem war Changbin der verständnisvollste Freund, den man sich vorstellen konnte – er verstand es auch immer, wenn seine Freunde Geheimnisse vor ihm hatten. Er selbst hatte doch auch welche.

»Das wird er«, flüsterte Minho – immer noch schrecklich abwesend – zurück und seufzte. Er hatte sich seit einer Viertelstunde nicht vom Fleck gerührt, mit seinen Augen starrte er immer noch in dieselbe Richtung; doch seine Beine bewegten sich so viel wie sonst selten. Eigentlich hasste er es doch, wenn man mit den Beinen wippte!

»Min, oh Gott, bist du nervös!«, stieß Eunyoung besorgt aus, sobald sie sein Gezappele endlich bemerkte und eilte auf ihn zu. »Das wird schon ...«, fügte sie sanft hinzu und setzte sich knapp hinter seine Knie auf seinen Schoß.

Minho nickte, sah einen Augenblick lang zu ihr nach oben, seine Pupillen weiteten sich, dann senkte er den Blick wieder und schwieg.

»Soll ich nachher das Sprechen übernehmen?«, fragte Eunyoung leise nach und verschränkte behutsam ihre Arme hinter seinem Nacken, doch rutschte dabei nicht näher an ihn heran, sondern blieb kurz hinter seinen Knien sitzen.

»Das ... wäre ...«, nuschelte Minho und ließ seinen Blick wieder zu ihr flackern, »sehr nett.« Es war ungewöhnlich, dass ihn etwas so nervös machte, und wahrscheinlich machte ihn diese Tatsache – dass er eben doch nervös war – noch nervöser.

Eine Zeit lang beobachtete Eunyoung ihn still und, wie er immer abwechselnd ihren Blick erwiderte und ihn dann schnell wieder abschweifen ließ, bis sie wieder das Wort ergriff. »Normalerweise musst du das ja immer zu mir sagen«, flüsterte sie und fing an, schief zu grinsen. »Mach dir nicht so viele Sorgen, Min.«

Minho blinzelte ein paarmal schnell hintereinander, bevor er zurückgrinste. »Du hast recht, normalerweise sag ich das immer«, erwiderte er und wickelte seine Arme um sie. »Findest du das hilfreich?«, fragte er, nachdem er sie eine Weile einfach nur festgehalten hatte, und sah mit großen Augen zu ihr hinauf.

»Na ja ... Also es ist auf jeden Fall lieb gemeint«, fing Eunyoung ausweichend an und versuchte – ziemlich erfolglos –, ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Hilfreich ... Hm ... Man kann sich ja nicht auf Knopfdruck keine Sorgen machen«, fuhr sie fort und erlaubte es sich, richtig zu lächeln, als Minho auch damit anfing.

I WANT HIM 2 ||  jilix +[huh?]-minsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt