Aya

Als mich die Jungs ins Behandlungszimmer gebracht hatten, fragte mich der blondhaarige Arzt mit dem markanten Gesicht, ob ich möchte, dass die Jungs während der Behandlung rausgehen. Ich nickte leicht, und der junge Arzt schickte sie daraufhin hinaus. Natürlich protestierten sie zuerst, aber dank Danilo beruhigte sich die Situation schnell. Bevor sie jedoch gingen, warf jeder der Jungs dem Arzt noch einen letzten Blick zu – ein Blick, der so viel sagte wie: „Wehe, du fasst sie falsch an oder tust ihr weh.“

Der Arzt nahm es stillschweigend hin. Als Demjan, Leonid, Lew und Danilo draußen vor der Tür standen, kam er auf mich zu. Bevor sie den Raum verlassen hatten, hatte er sich als Dr. Arroyo vorgestellt.

„So, Mrs. Román, jetzt zu Ihnen …“, begann Dr. Arroyo, doch ich unterbrach ihn kurz: „Aya reicht.“

„Nun, Aya, wo haben Sie denn Schmerzen?“ Ich deutete auf meinen Unterbauch und sagte ihm, dass es dort wehtat. Er nickte.

„Dann wollen wir der Sache mal auf den Grund gehen. Können Sie bitte Ihr Oberteil hochziehen?“ Während er sprach, rollte Dr. Arroyo auf seinem Hocker zu einem Schrank und holte ein Gerät heraus. In der Zwischenzeit versuchte ich, mein Oberteil hochzuschieben, was wegen der ständigen Schmerzen jedoch schwierig war.

Nervös und ängstlich vor seiner Reaktion biss ich mir auf die Unterlippe. Meine Hände begannen immer stärker zu schwitzen. Als Dr. Arroyo sich schließlich wieder zu mir drehte, versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen. Er sah kurz auf meinen Bauch, und für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich einen schockierten Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen. Doch dieser verschwand genauso schnell, wie er gekommen war, und er schenkte mir ein beruhigendes Lächeln, bevor er sich meinem Bauch zuwandte.

„So, Aya, ich werde jetzt Ihren Bauch abtasten“, erklärte Dr. Arroyo ruhig. Ich nickte, und er begann vorsichtig, meinen Bauch zu untersuchen.

Als er fertig war, rollte er ein Stück zurück und sah mich mit einem ernsten Blick an.

„Aya, darf ich fragen, woher die Hämatome stammen?“

Panik stieg in mir auf. Was sollte ich ihm sagen? Ich konnte ihm doch nicht einfach erzählen, dass mein Vater mich vor ein paar Tagen misshandelt hatte. Das würde alles nur noch schlimmer machen! Aber lügen wollte ich auch nicht mehr. Es war Zeit, die Wahrheit zu sagen.

„Es … es war mein Vater“, flüsterte ich vor mich hin, doch Dr. Arroyo hatte es gehört. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, und die alten Erinnerungen kamen wieder hoch.

Für einen Moment war der Raum still. Ich wagte es nicht, Dr. Arroyo anzusehen. Stattdessen starrte ich auf meine zitternden Hände. Ich hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Nicht mal mit den Jungs.

„Ihr Vater?“, fragte der Arzt vorsichtig. Seine Stimme war sanft, aber ernst. „Was genau ist passiert, Aya?“

Es war, als würde ein Damm in mir brechen. Ich erzählte ihm alles. Von den Schlägen, die immer häufiger wurden, bis zu den Demütigungen und Drohungen, die ich ertragen musste. Die Angst, die ich jedes Mal verspürte, wenn ich seine Schritte im Haus hörte. Jedes Wort fühlte sich schwer an, aber es tat auch gut, endlich jemandem die Wahrheit zu sagen.

Dr. Arroyo hörte mir aufmerksam zu, unterbrach mich nicht ein einziges Mal. Seine Miene blieb ernst, aber seine Augen strahlten Mitgefühl aus – etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Als ich fertig war, fühlte ich mich erschöpft, aber auch erleichtert. Tränen liefen über mein Gesicht, und ich spürte, wie die Last, die ich so lange allein getragen hatte, ein wenig leichter wurde.

Dr. Arroyo nickte langsam, als er alles verarbeitet hatte. „Aya, es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest“, sagte er schließlich sanft. „Das, was du erlebt hast, ist nicht in Ordnung. Niemand sollte so etwas ertragen müssen. Du brauchst Hilfe – und ich kann dir diese Hilfe anbieten.“

Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. „Was meinen Sie?“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich kann dir helfen, Aya. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du damit umgehen kannst, und auch Unterstützung, um das alles zu verarbeiten.“

Mein Herz raste wieder, diesmal nicht vor Angst, sondern vor der Hoffnung, dass es vielleicht doch einen Ausweg gab. „Aber … die Jungs. Sie wissen nichts davon. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machen.“

Dr. Arroyo nickte verständnisvoll. „Ich werde ihnen nur sagen, dass du eine Entzündung hast und Hämatome, Aya. Ist das in Ordnung für dich?“

Ich nickte schwach. Zum ersten Mal seit langer Zeit spürte ich, dass es vielleicht eine Zukunft gab, in der ich keine Angst haben musste.

„Ich gehe jetzt kurz raus und spreche mit den Jungs“, sagte Dr. Arroyo, als er aufstand. „Mach dir keine Sorgen. Du bist hier sicher.“

Er ging zur Tür und öffnete sie leise. Bevor er hinausging, warf er mir noch einen letzten, beruhigenden Blick zu. Dann war er draußen, und ich hörte, wie er mit den Jungs sprach.

„Wie geht’s ihr?“, fragte Danilo besorgt, sobald die Tür offen war.

„Es geht ihr den Umständen entsprechend nicht so gut, aber das kriegen wir mit der richtigen Behandlung wieder hin“, sagte Dr. Arroyo ruhig. „Sie hat Schmerzen und muss sich ausruhen. Es wäre am besten, wenn ihr sie nicht überfordert. Bitte sorgt dafür, dass sie keinen zusätzlichen Stress hat.“

„In Ordnung, Doktor. Können wir jetzt zu ihr rein?“, fragte Lew ungeduldig.

„Ja, ihr könnt jetzt zu ihr“, sprach der Arzt in die Runde.

Die Jungs schwiegen, aber ich konnte mir ihre besorgten Gesichter vorstellen. Besonders Danilo würde versuchen, die anderen zu beruhigen, so wie er es immer tat.

Als die Tür wieder geschlossen wurde und die Jungs hereinkamen, atmete ich noch einmal tief durch. Es war noch lange nicht vorbei, aber der erste Schritt war getan. Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich, dass es Hoffnung gab.

Danilo kam sofort zu mir, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Mach dir keine Sorgen. Wir sind für dich da.“

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Was denkt ihr,  wann wird Aya es den Jungs erzählen und wie würden die jungs darauf reagieren  ?



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