{ Lese Nacht }

Lew

Aya hatte an diesem Morgen keine Ahnung, was sie erwartete. Sie saß mit uns am Frühstückstisch, müde, aber dennoch dankbar für die gemeinsame Zeit. Demjan hatte neben ihr Platz genommen und sprach in ruhigem Ton mit ihr, während Leonid, Lew und Danilo sich mit bedeutungsvollen Blicken gegenseitig bestätigten, dass der Plan für den Tag stand.

„Was machen wir heute?" fragte Aya schließlich, ihre Augen leicht zusammengekniffen, als hätte sie den Verdacht, dass etwas vor sich ging.

„Nichts Besonderes", antwortete Lew betont beiläufig und warf dabei einen vielsagenden Blick in die Runde. „Einfach mal raus, frische Luft schnappen."

Aya musterte uns misstrauisch, sagte aber nichts. Sie wirkte zwar neugierig, aber auch ein wenig erleichtert, dass sie keine weiteren Fragen stellen musste.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, gingen wir alle in den Flur, wo bereits alles vorbereitet war. „Zieh dir am besten etwas Bequemes an", meinte Danilo, als er ihre Schuhe musterte. „Wir haben einen kleinen Ausflug geplant."

„Einen Ausflug?" wiederholte Aya und sah überrascht zu uns auf. „Wohin denn?"

„Das wirst du sehen", antwortete Demjan und lächelte geheimnisvoll.

Wir stiegen ins Auto, und Aya blieb während der Fahrt still, ihre Neugier wuchs offensichtlich mit jedem Kilometer. Sie lehnte sich gegen das Fenster und beobachtete die vorbeiziehenden Straßen, doch es war klar, dass sie sich fragte, wohin es ging.

Als wir schließlich auf den Parkplatz fuhren, blickte Aya auf das große Gebäude mit dem bunten Logo, und ihr Mund öffnete sich leicht vor Überraschung. „Ist das... Sea Life?" fragte sie ungläubig.

Leonid, der am Steuer saß, grinste und nickte. „Überraschung."

Aya starrte uns alle der Reihe nach an, als könne sie nicht glauben, dass wir so etwas für sie geplant hatten. „Ihr... wollt wirklich ins Aquarium?"

„Das haben wir uns gedacht", antwortete Danilo mit einem breiten Lächeln. „Ein Tag ohne Sorgen. Einfach nur Fische, Ruhe und ein bisschen Spaß."

Aya sah immer noch aus, als würde sie es nicht ganz fassen können. Doch dann, ganz allmählich, begann sich ein echtes, warmes Lächeln auf ihrem Gesicht zu zeigen. „Ich... weiß gar nicht, was ich sagen soll."

„Du musst gar nichts sagen", meinte Lew und öffnete die Wagentür. „Komm schon, wir wollen, dass du dich entspannst und mal etwas anderes erlebst."

Wir stiegen alle aus, und als wir das Gebäude betraten, konnte man Ayas Begeisterung förmlich spüren. Sie blieb immer wieder stehen, um die Umgebung zu betrachten, als wäre sie in eine völlig neue Welt eingetreten.

„Oh mein Gott, das ist so cool!" rief sie, als sie das erste große Becken entdeckte. Riesige Fische schwammen in kristallklarem Wasser, und die bunten Korallen schimmerten in allen Farben. Aya trat so nah ans Glas, dass ihre Nase fast dagegen stieß.

„Schau mal, wie groß der ist!" Sie deutete auf einen imposanten Rochen, der anmutig durch das Wasser glitt. „Habt ihr so etwas schon mal gesehen?"

„Nicht so aus der Nähe", antwortete Demjan lächelnd und trat neben sie. Es war schön zu sehen, wie ihre Augen vor Aufregung leuchteten.

Wir gingen langsam weiter, und Aya ließ sich von der Unterwasserwelt völlig in den Bann ziehen. Jedes Becken schien sie aufs Neue zu faszinieren, und es war beinahe unmöglich, sie davon loszureißen. Ihre Begeisterung war ansteckend, und wir alle fanden uns dabei wieder, wie wir ihre kindliche Freude genossen.

„Schau mal hier!" rief sie, als wir zu einem der tieferen Becken kamen, in dem riesige Haie herumschwammen. „Die sind unglaublich! Seht ihr, wie sie sich bewegen? Es ist, als würden sie schweben."

„Es ist beeindruckend, ja", sagte Lew, der neben ihr stand und das Schauspiel ebenfalls bewunderte. „Aber ich bin froh, dass da eine Glasscheibe dazwischen ist."

Aya lachte. „Ja, definitiv. Aber ich kann nicht glauben, dass ich das alles wirklich sehe." Sie drehte sich zu uns um und strahlte. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so etwas Schönes gesehen habe."

Danilo, der etwas weiter hinten stand, grinste. „Es war an der Zeit, dass du mal wieder rauskommst und etwas Schönes erlebst."

Aya nickte und schaute zurück zu den Haien, ihre Hände leicht an das Glas gelegt. „Danke", sagte sie leise, fast ehrfürchtig.

Wir verbrachten die nächsten Stunden damit, durch die verschiedenen Bereiche des Aquariums zu schlendern, und Aya konnte nicht aufhören, uns Fragen zu den Tieren zu stellen. Jede noch so kleine Kreatur faszinierte sie, als wäre sie das Spannendste, was sie je gesehen hatte.

„Seht euch diese Quallen an!" rief sie aufgeregt, als wir an einem Becken vorbeigingen, in dem hunderte kleine, schimmernde Quallen in einem sanften Rhythmus durch das Wasser trieben. „Sind die nicht wunderschön?"

Wir alle nickten zustimmend, doch es war Ayas Freude, die den Moment besonders machte. Sie konnte die Augen nicht von den Quallen lassen und blieb eine ganze Weile vor dem Becken stehen, als könnte sie die Zeit anhalten.

„Ich könnte hier ewig stehen und zuschauen", flüsterte sie schließlich, mehr zu sich selbst als zu uns.

„Dann lass uns so lange bleiben, wie du willst", sagte Demjan ruhig. „Es gibt keinen Grund, sich zu beeilen."

Aya sah ihn an und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. „Es ist so schön hier. Es ist, als würde die Zeit stehen bleiben."

Aya nickte, und für einen Moment schien sie wirklich an diese Worte zu glauben. Es war ein Tag, an dem sie sich frei gefühlt hatte, und wir alle waren dankbar, dass wir ihr das schenken konnten.

Der Rest des Tages verging schnell, und als wir uns schließlich auf den Heimweg machten, schloss Aya erschöpft, aber zufrieden, die Augen. „Danke", flüsterte sie noch einmal, bevor sie langsam in einen friedlichen Schlaf fiel.

Wir alle tauschten zufriedene Blicke aus, denn wir wussten, dass dieser Tag ein Schritt in die richtige Richtung war.

Dark Devils King-dark secrets Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt