Orange und rot für immer JEREMIAS Fanfiktion

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May

Seit dem letzten Gespräch haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ein Kumpel hat mich 30 Minuten vor Beginn des Cro Konzertes gefragt, ob ich ihn begleite, da seine Begleitung abgesprungen ist und weil ich ihn ewig nicht gesehen habe und mein Kopf nach 8 Stunden lernen, qualmt. Sage ich ihm zu und wenig später stand er auch schon vor unserer WG Tür, um mich abzuholen. Lottie ist in ihrem Zimmer und lernt ebenfalls. Schnell verabschiede ich mich von ihr, nehme die schönen Grüße, die ich Lucio und den Anderen ausrichten soll entgegen, lasse es aber unkommentiert. Die Wuhlheide ist eine tolle Open Air Location, zwar etwas außerhalb von Berlin, was man auch an den öffentlichen Verkehrsmitteln merken kann, finde ich. Da die S-Bahnen nur alle 10-20 Minuten fahren und nicht so wie im Zentrum alle 5 Minuten, aber man muss auch die positiven Aspekte betrachten, denn man hat keine lästigen Abgase.

Es fühlt sich komisch an, die andere Perspektive zu haben, aber auch schön, da man einfach nur da sitzt und wartet auf die Dinge, die da folgen würden. Wir haben Sitzplätze auf der linken Seite der Bühne gefunden. Sogar relativ weit unten und so sitzen wir in der prallen Sonne und unterhalten uns über die letzten Wochen, in denen wir uns nicht gesehen haben.

Und jetzt einen Tag später, sitze ich wie ein Häufchen elend auf meinem Bett und lehne mich gegen die Wand. Mein Handy piept, ich nehme es in die Hand und schaue drauf.

„Er hat dich gestern gesehen, Ben." - dann Stille, ich lege es wieder weg. Das kann ich mir jetzt nicht antun, denke ich. Zwei Minuten später, schreibt er das nächste.

„May, ich weiß, dass du es gelesen hast, also antworte. Bitte!"

Aber ich möchte nicht antworten, nie wieder möchte ich etwas von ihm hören, geschweige denn sehen. Er hat mir mein Herz gebrochen und das in tausend Scherben. Mein Musikgeschmack hat sich von einer Sekunde auf die andere geändert. Vom sanften Indie Pop zu Rap und Herzschmerzsongs halt, den Tränen freien Lauf lassen.

Meine Vinyls habe ich bereits online zu verkaufen eingestellt, die Poster von den Wänden gerissen, den ganzen Merch und unsere Bilder in eine große Umzugskiste gepackt und fest verschlossen, jede Kleinigkeit die mich an ihn/uns erinnern könnte, weit weg geräumt und verstaut. Eigentlich hätte ich sie auch komplett zerreißen können, es wäre aufs Gleiche rausgekommen, aber meine Mum hat mal gesagt, tue nichts aus den Emotionen heraus, was du hinterher bereuen könntest. Und das alles nur wegen eines Typen, den ich gerade mehr vermisse, als es gut für mich ist. Tränen kullern mir über die Wangen und lassen meinen Brustteil des Hoodies dunkler wirken. Ich atme abgehackt und ziehe meine Beine noch ein Stück dichter an meine Brust, so klein wie möglich machen, habe ich mal gelernt, wenn man verletzt ist. Wie eine Schildkröte, die sich in ihrem Panzer versteckt.

Wieder klopft es an meiner Tür.

»May, mach doch bitte endlich die Tür auf und sag, was gestern passiert ist.«

Ich schweige. Lottie weiß es nicht, sie war gestern nicht mit auf dem Konzert, da sie lernen musste.

»May bitte, sonst sehe ich mich gezwungen, Tom anzurufen und ihm zu sagen, dass er die Tür eintreten muss, da du dich in deinem Zimmer verschanzt hast und verhungerst.«

Wieder denke ich an seine Nachrichten, die bis vor kurzem mein Display erleuchtet haben und meinen Akku dazu bewegen schwacher zu werden, genau wie mein Eigener. Ich greife nach meinem Handy und beginne zu Tippen, was genau, sehe ich nicht, durch mein verschwommenes Bild vor den Augen.

Meine Finger schweben förmlich übers Display. Die Gedanken springen zwischen Lottie und ihm hin und her und zerbrechen mir förmlich den Kopf. Realität und Fantasie in einem. Mir hätte es von Anfang an klar sein müssen, dass es nicht gut enden kann, dass ein Rockstar nur mit Groupies schläft und die Frauen mit den Städten wechseln, einmal ist man nicht mitgefahren und schon liegt eine Andere ihnen zu Füßen- diese Frauen sind zwar wie ein Kaugummi, auf den man tritt, aber sie wissen, dass sie nichts zu erwarten oder verlieren haben.