Jonas
Es stresst mich, der Toursommer, die Hitze und langen Nächte, kein Auge mehr zuzubekommen, nur, weil man schon wieder die nächsten Termine im Kopf hat. May lernt seit Wochen für ihre Uniprüfungen und so sehen wir uns nur sporadisch. Was nicht nur mich, sondern auch sie sichtlich schafft, wenn wir uns dann doch mal zwischen Tür und Angel sehen. Bei den letzten Festivals war sie nicht mehr dabei, zu sehr hat sie das eine Mal geschafft als wir früh am Morgen in Berlin ankamen und in ihr Bett fielen. Lernen für die Prüfungen, konnte sie an dem Tag nicht und so hatte sich die Sache für sie erledigt. Außerdem hat sie mitten in der Nacht eine heftige Migräneattacke entwickelt und lag bei der Fahrt schwer atmend mit geschlossenen Augen und einem kalten nassen Handtuch auf der Stirn auf meinem Schoß. Beängstigend sie so zu sehen, vor Schmerz krümmend und nur mit Mühe flößte ich ihr die Cola ein. Das Koffein soll die Blutgefäße im Gehirn weiten und den Schmerz erträglicher machen. Davon sehen konnte ich allerdings nicht viel. Als wir endlich in Berlin angekommen waren, hielt der Bus genau vor der von mir genannten Adresse und ich stieg mit ihr auf dem Arm aus. Ein fast komatöser Zustand, die Medikamente die gegen die Migräne helfen sollen verträgt sie nicht und so bleiben nur Schmerzmittel und Schlaf. Julia und Jere halfen uns die beiden Taschen von heute früh wieder hochzutragen, bevor ich sie ins Bett legte und ihr aus ihrer Hose helfen wollte, waren die beiden schon verschwunden. Dann lag eine dunkle Stille um mich.
»Lieber will ich sterben«, raunte sie, als ich ihr meine Hand in den Nacken legte und aufs Kopfkissen navigierte. Ich drückte ihr ein Kuss auf die Stirn. Zu überfordert mit dem Gedanken, den sie gerade äußerte, schlief auch ich ein.
Das ist jetzt 4 Wochen her und in der Zwischenzeit haben wir uns nur 2 Mal gesehen. Jetzt ist sie mit ihren Klausuren endlich durch und der halbe Sommer ist bereits vorbei, aber immerhin bleiben uns noch 10 Wochen bevor sie ins neue Semester startet, bin ich froh, dass alles schon hinter mich gebracht zu haben und nicht mehr diese Verpflichtung zu haben abliefern zu müssen nach Plan. Ich bin ein freier Mensch und tue das, was ich mir als Kind immer vorgestellt habe. Es ist das 8. Konzert dieses Jahr, noch 3 an der Zahl haben wir vor uns. Bevor unsere eigene Tour im Herbst startet. Wir haben Anfang August die Sonne scheint und ich stehe vor Mays Wohnungstür. Ich bin erschöpft, aber freue mich sie zu sehen. Ich drücke auf die Klingel.
Wenige Sekunden später höre ich Schritte hinter der Tür, bevor sie sich schwungvoll öffnet.
»Du bist zu früh«, schießt sie mir entgegen.
»Das ist ja mal eine nette Begrüßung.«
Sie lächelt breit und stürmt dann auf mich zu, meine Tasche singt zu Boden, als sie an mir hochspringt und ihre Beine fest um meine Mitte klammert. Zusammen taumeln wir einige Zentimeter nach hinten, da ich etwas aus dem Gleichgewicht gerate.
Sie gibt mir einen Kuss auf die Lippen. Bevor sie mich intensiv anschaut.
»Wie geht es dir?«, fragt sie unvermittelt. Sie weiß es, sie spürt es förmlich, wenn ich an meinen Grenzen bin. Sie studiert doch gar nicht Psychologie das ist voll unfair, da hätte man sich drauf vorbereitet aber so.
"Es ist ein schleichender Prozess im Leben eines Musikers. Zuerst ist es nur eine schwarze nasse Pfütze, die mit der Zeit zu einem Fluss wird, in dem man von der Strömung mitgerissen wird, bis man am Wasserfall angelangt und fällt, mit einem dumpfen Prall aufschlägt und man schließlich langsam ertrinkt."
»Die Tage waren lang und anstrengend, aber es ist Sommer also gleichzeitig auch gut. Und jetzt habe ich ja frei und wir können zusammen durchatmen und leben nicht nur aneinander vorbei, wie bisher. Ich habe Angst wie es wird, wenn wir auf Tour gehen und du wegen deinen Praktika hier bleiben musst.«
»Jonas«, mein Blick wandert wieder zu ihr hoch, mir ist gar nicht aufgefallen, das ich Mienen Blick habe sinken lassen.
»Wir bekommen das hin, ich habe nicht gesagt, dass ich dich nicht versuche zu unterstützen, aber ich kann nicht den ganzen Monat mit, okay?«
Ich nicke, sanft streichelt sie mir von meinen Wangen bis in meine Haare. Bevor ich sie absetze und ihr Blick auf meinen Koffer fällt.
»Willst du direkt einziehen?«, fragt sie und macht schon auf dem Absatz kehrt zurück in die Wohnung.
»Wenn ich darf.«
»Du darfst alles, was du willst, solange du der andere zustimmt und würde ich dich nicht in meiner Nähe wissen wollen, wärst du nicht hier, oder?«
Da hat sie wohl recht.
»Wie lief das Gespräch mit der Lektorin, was haben sie sich bei deinem Werk vorgestellt?«
Sie streckt ihren Kopf aus der schmalen Küchentür.
»Nichts, was ich mit der Geschichte machen möchte. Willst du etwas trinken?« Ihre in einem Dutt zusammengefassten lockigen Haare haben sich bereits etwas gelöst und einzelne Strähnen schmiegen sich sanft um ihr Gesicht. Das Schlabbershirt und die kurze Shorts, legen die Blicke auf ihre langen Beine frei.
»Gerne einen Kaffee«
»Mache ich dir.«
»Danke.« Ich folge ihr und lasse mich auf dem rechten Stuhl in der Küche fallen.
»Wann bist du aufgestanden?«
»Um 6:30 Uhr Ben hat uns gefahren, da waren wir unabhängiger.«
»Schön, seid ihr alle zusammen schon hergefahren?«
»Ein, Olli ist noch in Hannover der hat noch einen Auftritt mit seiner anderen Band und Ben hat einen Termin wegen seiner Modeidee. Wo ist Lottie? In letzter zeit hast du weniger von ihr erzählt.«
»Frag Lucio.«
»Warum ihn?«
»Sie ist oft mit ihm unterwegs in letzter Zeit, aber ich halte mich da raus, habe ich ihr versprochen. Aber ich habe bei ihm kein gutes Gefühl.«
»Was hast du für ein Gefühl?«
Sie steht am Küchentresen und kippt das heiße Wasser für den Kaffe in den Filter. Ich stelle mich direkt hinter sie und berühre ihre Unterarme.
»Ach keine Ahnung, vielleicht reagiere ich auch nur über, aber er ist mir suspekt. Er kriecht für meinen Geschmack zu dicht an die Leute ran. Hoffe er macht sie nicht unglücklich.«
Meinen Kopf lege ich auf ihre Schulter und küsse sie am Hals.
»Sie ist erwachsen.«
»Ich weiß....«
»Du machst mich verrückt«, meine ich flüsternd und knabbere an ihrem Ohr.
Sie zuckt zusammen, da ich eine kitzlige Stelle entdeckt habe. Unsere Tassen klirren und er schwappt über.
»Ups«, ich lache los.
»Machst du sauber?«
»Wenn das alles ist, kein Ding.«
Eine Sauerei die wir veranstalten. Den restlichen Tag kommen wir aus ihrem Zimmer nicht mehr raus, abends bestellen wir uns was und genießen es in ihrem Bett, nebenbei läuft 'Dirty Dancing'- so kann jeder Tag laufen.
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Orange und rot für immer JEREMIAS Fanfiktion
FanficEr ist Schlagzeuger und von Sekunde eins schlägt Mays Herz für ihn - doch eins weiß sie nicht, sie könnte sich an ihm die Finger verbrennen. Das Leben ist wie ein Lied. Lass es uns spielen! Feiern, Singen- einfach Spaß haben! Das ist Mays Plan, als...