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May

Jonas ist noch auf der Bühne beschäftigt und Julia holt Olli ab, der dank einer Zugverspätung 2 Stunden nach uns ankam und nun steht er am Bahnhof und kommt nicht weiter, da er noch keinen Führerschein hat und er Taxi fahren nicht mag. Sie hatte mir angeboten mitzukommen, aber ich habe dankend abgelehnt, da ich dachte, ich könnte so noch ein wenig schaffen, aber da habe ich mal wieder falsch gedacht, stattdessen bin ich bei meinem Wattpad Account hängen geblieben, nachdem ich meine Mails gescheckt habe und sah, dass ich einige neue Kommentare bekommen habe. Meine Neugierde war zu groß, daher öffnete ich darauf die App und las. Es sind keine negativen Kommentare, nur dass sich bedankt wird, dass ich diese Story schreibe, was ich eigentlich seit mehreren Monaten schon nicht mehr getan habe, aber das müssen sie nicht wissen.

Lang ausgestreckt sitze ich auf dem Sofa im Aufenthaltsraum und genieße die Stille um mich herum. Langsam müsste ich mal ein neues Kapitel hochladen denke ich mir und öffne meine Notizen-App. Die große Leserzahl, die ich seit Jeres öffentlichen Auftritt vor dem Season Opening Konzert habe und immer weiter steil nach oben geht, erleichtert es mir nicht die Mut zu finden. Einige Videos von der Szene sind bei TikTok aufgetaucht und zeigt, wie ich aufstehe von unserer Decke und schnellen Schrittes den Ort verlasse. Zum Glück sind die Aufnahmen entweder so verschwommen, dass man mich nicht erkennen kann oder man sieht nur meinen Rücken, doch was alle auf Video haben, ist, wie Jonas mit offenem Mund mir nachschaut, bevor etwas in ihm klick macht und er mir hinterherläuft. Die Kommentare sind die reinsten Mutmaßungen- Geschichte oder doch Realität, hat Jonas psychische Probleme und noch einiges mehr.

„Es ist schwierig die Öffentlichkeit vom Privaten zu trennen, der Verlag wollte die Namen nicht ändern, sie wollten es so als erste Indie Pop Fanfiktion veröffentlichen, in nächsten Teil ausschweifen auf die Beziehung zwischen Jere und Julia und Olli vielleicht auch tief in die Privatsphäre greifen, doch das alles konnte ich Jonas beim besten Willen nicht erzählen. Wutentbrannt rannte ich aus dem Verlagsgebäude, komplett durch den Wind und enttäuscht von der Welt, wie kann man so wenig Respekt Leuten gegenüber haben. Ich habe es noch nie erlebt, dass richtige Fanfiktions veröffentlicht wurden, ich dachte, sie würden die Namen ändern, so wie es normal ist und die Fans interpretieren doch sowieso die Band rein, die sie wollen. Das ist Fantasie, man taucht ein in eine Andere Welt, so wie es mir beim Schreiben geht."

Plötzlich stürmen drei Personen durch die Tür in den Aufenthaltsraum und ich schaue von meinem Handy auf. Meine Daumen pochen leicht, so schnell muss ich geschrieben haben.

»Warum ist er dabei?«, motzt Jere ihren Manager von Jugendstil Jonas an.

»Wir haben keinen Babysitter gefunden, ich war für heute ja gar nicht eingeplant, und der Hort hat wegen Krankheit geschlossen.«

Ich lausche der Unterhaltung, denn für meinen Geschmack etwas zu lauten Unterhaltung der beiden. So kann ich nicht weiterschreiben, ich brauche Ruhe, wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lassen soll.

»Aber ich kann ihn nicht einfach hier stehen lassen, das wäre fahrlässig er ist erst 6«, meint Manager Jonas atemlos und mit einem wütenden Unterton.

Ich kann mir die beiden nicht länger mit anhören, Fietje steht schon total enttäuscht neben den beiden und fühlt sich total fehl am Platz, was ich absolut verstehen kann, er wollte bestimmt nicht mit. Sondern wurde eher dazu genötigt und bekommt dann noch von den beiden zu hören, dass er hier nicht erwünscht ist. Ganz tolle Erwachsene. Ich stehe von der Couch auf und gehe zu den dreien.

»Wenn ich mich mal einmischen darf«, sage ich zu den beiden und stelle mich neben den Zwerg.

»May jetzt nicht«, fährt Jere jetzt auch mich an.

Orange und rot für immer JEREMIAS FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt