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May

Ich mag es eigentlich gar nicht, wenn andere versuchen das letzte Wort zu haben, bei ihm stört mich das allerdings gar nicht, was ich schon recht komisch finde. Ich ziehe meine Knie zu mir heran, stütze mich mit der Hand an der Wand ab und komme etwas akrobatisch wieder zum Stehen. Er schmunzelt mich aus leicht zusammengekniffenen Augen an, gar nicht witzig Junge, denke ich mir. Bevor hier wirklich gleich ein Ansturm ist und ich mit ihm gesehen werde, was ich unter keinen Umständen riskieren möchte, okay, zugegeben wahrscheinlich ist es aus seiner Perspektive schlimmer, aber ich habe auch meine Prinzipien. So werden wir wohl oder übel den Smalltalk leider auflösen müssen. Ich spüre seinen Atem an meiner Stirn, bring Abstand zwischen euch, befehle ich mir selbst. Ich drehe mich um und steuere auf die Tür zu.

Er zieht mich am Handgelenk zurück. Ich wirble herum. Schockiert schaut er mich an. Sein Griff um mein Handgelenk verfestigt sich, etwas Wütendes funkelt in ihm auf oder ist es eher Verzweiflung, sonst bin ich besser darin. Aber in diesem Moment ist mein Kopf wie leer gefegt, an der Stelle, wo er mich berührt, kribbelt meine Haut und Wärme schießt durch meinen gesamten Körper.

»Wo willst du hin?«, fragt er heiser.

»Ich werde meinen Platz verteidigen, sodass du mich nachher in der ersten Reihe wiederfinden, kannst und ich werde mich genau vor deinem Schlagzeug platzieren, um jeden wütenden Blick von dir kassieren zu können, und solltest du dich verspielen, werde ich dir zurufen: »Jonas du hast den Takt verloren.«, sage ich ganz ernst. Doch eine leichte Spur von Grinsen kann ich nicht verbergen.

Und plötzlich liegen seine Lippen auf meinen. Sie sind weich, warm und es fühlt sich gut an, aber das ist doch nicht richtig. Wir kennen uns nicht mal. Trotzdem fühlt es sich gut und real an, seine Zunge möchte Eintritt, den ich ihr mit sehr weichen Beinen genehmige. Seine Hände krallen sich in meinen Rücken und halten mich. Ich ziehe sanft an seinen Haaren. Was hat er für eine Wirkung auf mich. Ich stoße ihn von mir weg.

»Was sollte das?«, frage ich atemlos.

Er schaut mich bedröppelt an.

»Ich hätte so eine Situation niemals für mich ausgenutzt. Das wird nie wieder passieren, haben wir uns verstanden.«

Ich bin wütend auf mich selbst, weil ich schwach geworden bin, aber noch wütender bin ich auf ihn. Das hätte er nicht tun dürfen.

»Es tut mir leid,«, stottert er.

»Ich dachte...«

»Was dachtest du?«, frage ich etwas zu kalt.

»Es tut mir leid, ich habe gar nicht gedacht.«

Diese Einsicht jetzt tut es mir einfach nur noch so leid, dass ich so reagiert habe. Kurzerhand springe jetzt ich auf ihn zu und küsse ihn sanft. Ich löse meine Lippen wieder von seinen und schaue mit halb offenen Augen zu ihm auf. Er lächelt, ok die Entschuldigung hat er angenommen.

»Ich will nur nicht, das du denkst, ich fange jetzt nur was mit dir an, weil du zu der Band gehörst, das will ich nicht. Außerdem hast du mich überfahren.«

»Hast du dir wirklich vorstellen können, das ich das von dir denke, nach allem was hier in diesem Raum passiert ist.«

Ich zucke mit den Schultern.

»Es ist nur...«

»Ja?«, fragt er neugierig.

»Ich hatte nie vor auf meinem aller ersten Konzert etwas mit einem Musiker anzufangen.«

»Und ich wollte nie was mit einem Fan anfangen, tja da haben wir wohl beide Pech. Was machen wir da jetzt nur?«

»Ey«, sage ich und boxe ihn leicht gegen den Arm.

Orange und rot für immer JEREMIAS FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt