Jared

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Nur seltene Momente verleiten mich dazu, das Vampirsein zu bevorzugen. Dieser ist einer, als ich erholt auf der engen Rückbank des Vans erwache. Menschen würden sich kaum mehr bewegen können, jeden Knochen spüren.

Ich recke mich und blinzele. Es ist bereits hell draußen und mein Wagen parkt. Tatsächlich, Vera hat das Motel gefunden! Na ja, mit dem Navi auch nicht schwer. Ich steige aus dem Van und ordne erstmal meine Klamotten, damit die Besitzer nicht gleich die Polizei rufen. In meiner Hosentasche steckt ein Schlüssel mit einer Nummer. Gut, so muss ich nicht fragen, es ist besser, wenn mich so wenig Leute sehen, wie möglich. Schlaues Mädchen! Hm, sie hat an mir rumgefummelt, als ich schlief! Schade, dass ich nicht aufgewacht bin, Sex auf der Rückbank hatte ich schon lange nicht mehr!

Ich habe das Zimmer schnell gefunden, eigentlich muss ich ja nur ihrem Geruch folgen. Als ich die Tür öffne, zischt etwas Schwarzes an mir vorbei, aber ich verfüge über ausgezeichnete Reflexe, packe es und befördere die Katze wieder ins Zimmer. Sie faucht mich an und kriecht beleidigt unter das Bett, auf dem Vera tief schläft. Erstmal gehe ich duschen, raus aus den alten Klamotten. Uah, es klebt sogar noch getrocknetes Blut dran... ich muss dringend den Van putzen! Unter der Dusche höre ich Muse, "HYSTERIA", wow, damit komme ich richtig in Schwung. Ich muss es mir echt verkneifen, laut mit zu singen. Den kleinen Teufel im Hinterkopf ignoriere ich einfach, der immer noch meint, dies wäre die schlechteste Idee meines Lebens gewesen.

Obwohl ich alles andere als müde bin, lege ich mich zu Vera und nehme sie in den Arm. Ihr Körper ist warm, sie trägt nur ein dünnes Schlafkleid. Ich werde ihren menschlichen Körper vermissen! Aber ich weiß nicht, wie wir es anders hinkriegen sollen. Als Vampir wird sie stärker sein und kann sich gegen die Anderen wehren. Sie soll selbst entscheiden, welchen Weg wir gehen, ich bin jetzt bereit, für sie alles auf zu geben. Bevor ich sie aber verwandele, müssen wir an einen sicheren Ort gelangen, an dem wir ein paar Tage geschützt sind. Es gibt nur wenige solcher Orte, aber da ich schon oft geflohen bin, kenne ich sie gut.

Ich stecke meine Nase in ihr duftendes Haar, die Zöpfe sind total verwuschelt. Sie regt sich, legt ihre Hand auf meine. Plötzlich murmelt sie: 

„Wer ist Lindsay Cubbins?" 

Pause. 

„Sie steht im Fahrzeugschein..., hast du..." 

Ich schaue in ihren Kopf. 

„Nein, ich habe sie nicht getötet. Sie ist eine alte Freundin und hat mir nach ihrem Tod den Wagen vererbt." 

„Oh," sagt sie und seufzt. 

Ich habe Lindsay mal geliebt. Vor einer Ewigkeit, musste sie aber aufgeben. Ich traf sie als alte Frau in New York wieder, erst da hat sie geglaubt, was ich bin. Sie hatte Krebs im Endstadium und ich hielt ihre Hand, als sie vor fünf Jahren starb. Ich wollte nie wieder einem Menschen so nahe sein.

Nun, ich bin wohl einfach unverbesserlich!

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