Hi,
es wird eher ein ruhiges Kapitel sein, ich hoffe es gefällt euch trotzdem 🥹🫶🏼
Viel Spaß ❤️
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Ikra Eliya's POVDie Tür des Zimmers fiel ins Schloss, ich hatte etwas zum Essen bekommen, doch mir war nicht danach.
Unbeholfen stand ich in diesem kahlen, trostlosen Raum und fühlte mich zum ersten Mal seit Stunden wieder, als wäre ich real. Alles davor war wie ein Sturm gewesen, die Schreie von Eylül, das Blut, die Sirenen, die endlosen Fragen der Polizisten. Doch jetzt war es still. Zu still. Und diese Stille brachte alles zurück.Ich ließ mich auf die Bank sinken und spürte, wie meine Hände zitterten. Sie taten weh, so sehr, dass ich sie kaum noch bewegen konnte. Der Schmerz kroch in meine Arme, in meinen Nacken und trotzdem starrte ich auf sie hinunter. Sie bluteten immer noch durch das verband, die Nägel abgebrochen. Ich sah das Bild wieder vor mir, sein Gesicht, blutig und entstellt unter meinen Fäusten. Und das Schlimmste war, ich bereute es nicht, nicht eine Sekunde.
Er hatte es verdient. Jedes Mal, wenn meine Faust ihn getroffen hatte, war eine Erinnerung aus der Vergangenheit auf mich eingeprasselt. Sein Grinsen, damals. Der Schmerz. Seine Worte, seine Hände. Es war, als hätte ich all die Jahre alles in mir eingeschlossen, in einem Käfig aus Angst und Scham und heute Nacht war dieser Käfig zersprungen. Und doch war ich jetzt hier, eingesperrt, während er mich dafür Anzeigen wollte.
Die Gitter der Zelle waren so eng, dass ich mich fühlte, als würde ich ersticken. Ich sprang auf, lief ein paar Schritte, aber da war nichts, kein Raum, keine Flucht. Die Kälte der Betonwand war wie ein Echo dessen, was ich in mir trug. Die Gedanken fraßen mich auf, ich wollte wütend sein, auf ihn, auf die Welt, auf das System, das ihn hatte weitermachen lassen, während ich jede Nacht mit seinen Schatten gekämpft hatte. Aber in der Einsamkeit der Zelle konnte ich diese Wut nicht halten, sie brannte wie ein Strohfeuer und ließ mich zurück mit etwas, das ich kaum ertragen konnte. Scham. Nicht für das, was ich getan hatte, nein, das war das Einzige, das sich in diesem Moment richtig anfühlte. Doch ich schämte mich dafür, dass ich mich jemals hatte brechen lassen. Dass ich so lange damit gelebt hatte, ohne ihn zu konfrontieren, ohne mich zu wehren. Und jetzt, wo ich es getan hatte, war ich diejenige, die hinter Gittern saß.
Die Worte von Aras kamen mit in den Sinn, neun bis fünfzehn Jahren, hatte er gesagt.
Mein Herz raste, meine Körper zitterte, geschwächt presste ich meine Handflächen gegen die kalte Wand, versuchte, mich an irgendetwas festzuhalten, das mich nicht zerbrechen ließ. Aber die Erinnerungen waren stärker. Sie kamen in Wellen, ließen mich zittern und atemlos zurück. Ich hörte seine Stimme wieder, wie er damals meinen Namen sagte, ganz ruhig, als wäre alles, was er tat, normal. Meine Kehle schnürte sich zu. Ich hatte ihn angeschrien, heute Nacht, Worte herausgeschleudert, die ich all die Jahre zurückgehalten hatte. Aber jetzt, hier, in dieser Zelle, klangen sie in meinem Kopf wie ein schwaches Echo. Es fühlte sich nicht an wie ein Sieg. Es fühlte sich an, als hätte ich endlich alles verloren, was ich noch von mir selbst übrig hatte.
Die Nacht zog sich hin wie ein Schatten, der sich über mich legte. Ich konnte nicht schlafen. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich sein Gesicht. Erst wie es damals war, überlegen, kalt, unantastbar. Dann, wie es heute Nacht war, entstellt, blutend, hilflos. Ein Teil von mir genoss diesen Anblick, ein anderer wurde davon verschlungen.
Was bedeutete das jetzt für mich? War ich wie er geworden? War ich jetzt auch ein Monster?
Obwohl ich wusste, dass es niemand verstehen würde, spürte ich tief in mir, dass es richtig gewesen war. Für die Person, die ich damals gewesen war, für das Mädchen, das er gebrochen hatte. Für sie hatte ich gekämpft, für sie hatte ich ihn geschlagen, nicht für mich. Aber in dieser Zelle, umgeben von Dunkelheit und Schuld, war ich nicht sicher, ob ich diesen Kampf überleben würde. Ich hatte mich immer allein gefühlt, seit damals. Doch jetzt war es anders. Jetzt war ich nicht mehr allein.
Die Stunden verschwammen. Ich hörte die Schritte der Wachen, das Murmeln von Stimmen irgendwo in der Ferne, doch fühlte es sich an, als wäre ich allein, obwohl ich wusste, dass Barış hier war.
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Sadece sen || Barış Alper Yılmaz
FanficIkra Eliya, eine alte Kindheitsfreundin von Barış Alper Yılmaz. Aus unerklärlichen Gründen, verloren sie sich aus den Augen, plötzlich besuchte Ikra ihn nicht mehr und sie verschwand aus seinen Gedanken. Seitdem Ikra nicht mehr in seinem Leben war...